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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (5) — 1923 (Mai - August)

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Nr. 111 - Nr. 120 (15. Mai - 26. Mai)
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Heidelberg, Mittwoch, den 23. Mai 1923

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nehmen. Die englische Delegation protestiert nicht j richtig!) Wir in Mitteleuropa sind heute gezwun-

mSglich. DarWer sollten sich auch die Herren der
Landwirtschaft, des Handels und der Industrie klar
sein, daß die Zustände im Westen, wenn sie mit
ihrer finanziellen Hilfe nicht bald beseitigt werden,
uns noch gröber« Opfer auferlogen und das deutsche
Reich Vor den endgültigen Ruin stellen.

geforderten V e rmöge n ß er fa s s unH dann
hört bei den Sachwertbesitzern nicht nur das Inter-
este am Sinken der Mark auf, sondern dann besteht
auch di« Möglichkeit, die ersehnte Freiheit
bald wioder zu erlangen. Aber nur über den von
der SvzivhdeimokraM gezeichneten Weg ist das

Hamburg, 23. Mäi. (Telegr. Ber.)
In Anwesenheit einer äußerst zahlreichen Zu-
schauermeuge eröffnete am Dienstag 11 Uhr Hen -
derson-Eugland den ersten Verhanblungstag
des Kongresses. Er teilt zunächst mit, daß die eng-
lische Regierung neuerdings ein Ultimatum an
Rußland gerichtet habe, das unbedingte Erfüllung
der vor zehn Tagen aufgestellten Forderungen ver-
langt. (Hört, hört!) Henderson fährt fort: Ich halte
es für meine Pflicht, vor diesem Kongreß energisch
Protest gegen diese Art, diplomatische Verhandlun-
gen zu führen, etnzulegen. (Lebh. Beifall.) Die Zeit
ist vorüber, wo Ultimaten alS Mittel des diploma-
tischen Verkehrs zwischen zivilisierten Staaten zu-
lässig waren. (Sehr richtig!) Solche Differenzen
müßten heute durch paritätische Schiedssprüche ge-
regelt Werden. (Zustimmung.) Ein Teil der polttt-
schen Parteien in England wünscht den Abbruch
der Verhandlungen mit Rußland unter dem Vor-
wand, daß dort gewisse religiöse Gemeinschaften ver-
folgt werden. Dieser Kongreß ist sicher einmütig
in der Verurteilung jeder Verfolgung religiöser oder
politischer Bestrebungen. Aber das ist auch nur ein
leerer Vorwand. England hat nicht daran gedacht,
die diplomatischen Beziehungen mit Italien abzu-
brechen, als Mussolini seine Verfolgungen aufnahm,
(Sehr gut!) oder als in Ungarn das Horthyregime
einsetzte. (Erneute Zustimmung.) England hat nach
unserer Ansicht zu lange gewartet, um die Handels-
und politischen Beziehungen mit Rußland aufzu-

gen, der Gesamtorganisation des Faszismus Ab-
wchrorganisationen des Proletariats gegenüberzu-
stellen. Italien hat es verstanden, das Land mit
einer Mauer von Brief- und Pressczensur zu um-
geben, so daß die Italiener selbst nicht wissen, was
dort vorgeht.
Eino weitere
Reaktion in

1. Verhandlungstag.
o Hamburg, 23. Mat. (Priv.-Tel.)
Die internationals sozialdemokratische Konferenz
trat am Dienstag in die sachlichen Beratungen ein.
Zu Beginn der Sitzung erhob sich der britische Füh-
rer Henderson zu einem kraftvollen Einspruch
gegen die englische Diktatpolitik an Sowjetrußland.
Der russische Vorsitzende, Abramowitsch, von
den Bolschewist aus seinem Vaterland vertrieben,
unterstrich diesen Protest, und der Kongreß erhob
sich zum Zeichen der Zustimmung. Much die terro-
ristische Diktatur der Bolschewist kann uns nicht
hindern, eine kapitalistische Regie,rnng zu Verhin-
dern, neue Kriegsgefahren heraufzubeschwören und
durch die Blockade Rußlands die Hungersnot in
diesem unglücklichen Lande zu verschärfen.
Der dann folgende Vortrag des Oesterreich ns
Bauer gegen die europäische Reaktion hält die
große Internationale dann in ihrem Bann. Ge-
recht Mwägend, das gesamte Europa w erblickend,
wertvolle geschichtliche Vergleiche ziehend, zeigte
der Redner fünf Hauptpunkte der Gegenrevolution:
das russische Problem, das deutsche Gesahrenzen-
ttusn, den italienischen Faszismus, Horthy-Ungarn
und den Völkerbund in seiner jetzigen Gestalt.
Seine stärkste Hoffnung ist der Ausstieg der Arbei-
terklasse in England. Als er in einem leuchtenden
Bild mit der Erwartung schloß, daß aus den jetzigen
Abschnitt der Reaktion, wie einst auf die heilige
Allianz die Pariser Revolution von 1830, nun die
Jullirevoltttion des Proletariats fügen werde, be-
kundete der Kongreß seine EimntMgkeit und seinen
Willen zur Tat durch brausenden Beifall und Zu-
rufe in allen Sprachen.
Am Nachmittag begannen die Kommissionen
ihre Arbeit. Neben ihrer Tätigkeit leisteten sich
etliche kommunistische Schreier eine revolutionäre
Tätigkeit nach ihrem Geschmack. Sie stellten sich
in Gruppen neugieriger Straßenpassauten vor dem
Gewerkschastshaus auf und hielten Brandreden
gegen die Sozialdemokratie und unsere Internatio-
nale. Diesen Sport treiben sie nun schon seit zwei
Tagen, und es scheint, daß der Kongreß während
der zwei Wochen durch diese Hetzereien ausgezeich-
net werden soll. Da sich usn die kommunistischen
Straßenrednev Vorübergehende sammeln, werden,
diese sonderbare Appelle der Einheitsfront wie im-
mer den Erfolg haben, daß sie Unaufgeklärte ver-
wirren oder ihnen Abneigung gegen jede Art In-
ternationale beibringen. Die Bedeutung des Kon-
gresses selbst wird von diesen Spritzern nicht be-
handelt.
Die deutsche Delegation entsandte in die Kom-
mission für „Achtstundentag und Sozialreform"
die Genossen Grabmann und Molkenbuhr,
in die Kommission „Gegen die internationale
Reaktion" die Genossen Scheidemann und
Simon-Nürnberg, in die Kommission „Zur Be-
kämpfung des internationalen Imperialismus" die
Gen. Hermann Müller und Brettfcheid,
als Stellvertreter für diese Kommission wurden
Sollntann und Hertz bestimmt.
Als Sitz für das internationale Sekretariat
wird die deutsche Delegation London vorschla
gen-

Die Reden Wels und Bracke.
Hamburg, 22. MM Alls den Eröffnungs-
reden sind noch verschiedene bedeutsame Wendungen
der bereits gemeldeten Reden von Wels (Deutsch-
land) und Bracke (Frankreich) beachtlich.
Genosse Wels führte u. a. aus: Wir wünschen
von ganzem Herzen, daß der deutsche Boden in
seiner ganzen Ausdehnung immer nur von so will-
kommenen und angenehmen Gästen besucht sein
möge, wie sie dieser Kongreß zur friedlichen Arbeit
für die Zukunft der Menschheit zzusammcngeführt
hat. Es ist keine Uebertreibung, wenn ich sage, daß
die Augen der Welt heute auf diesen Saal gerichtet
sind. So groß ist die Sehnsucht der Massen nach
Einigung, daß auch die b l u ti gst e D em a go g i e
ihre Zerstörungswrbeit imr noch unter dem heuch-
lerischen Ruf nach der Einheitsfront betreiben kann.
Von diesem Kongreß wird eine wirkliche Tat
gefordert, die
Wiederherstellung der internationalen Einigung
für die ungeheure Mehrheit der klassenbewußten
Arbeiterschaft. Gewiß gibt es unter uns noch un-
ausgeglichene Gegensätze. Aber so wenig solche
Meinungsverschiedenheiten die Vereinigung in
Deutschland gehindert haben, dürfen sie die Eini-
gung der International« hemmen. Wir wollen
keine Uniformierung der Gehirne, keine
Diktatur des Denkens.
Wir wollen die Massen zum bewußten Handeln er-
ziehen. Durch politische Schulung zur Mehrheit,
durch Mehrheit zur politischen Macht, durch politische
Macht zur wirtschaftlichen Demokratie, zum Sozia-
lismus.
Sie befinden sich hier in einem Sande, das furcht-
bar unter dem Kriege litt, bet einem Volke, das den
Hunger kennt, wie kaum ein anderes auf dcr
Welt. Jetzt haben wir in Deutschland den Krieg
im Lande, gegen den wir uns an Rhein und
Ruhr waffenlos zur Wehr fetzen. Wie Deutschland,
leidet die ganze Welt unter der Geißel des Impe-
rialismus. Stünden die großen Männer, die vor
hundert Jahren Erfindungen die Wege wiesen, aus
dem Grabe auf, sie hielten für Teufelsspuk, wofür
ihnen jetzt Schulkinder die Erklärung geben können.
So ungeheuer sind die Veränderungen, so gewaltig
ist die Entwicklung geschritten — und Wie wenig hat
sich dagegen in den staatsrechtlichen Um-
ständen und in den Verhältnissen der Länder zu-
einander geändert! Gewiß, wir haben jetzt wie in
den meisten Ländern Europas die politische
Demokratie, die Idee einer Vereinigung der
Völker hat in dem Völkerbund eine gewisse, freilich
fast nur platonische Anerkennung gesunden. Auf
der anderen Seite hat die Politik künstlich und se-

tz a mb urg, 22. Mai. Dem Internationalen
sozialistischen Kongreß ging eine Tagung der Wie-
ner Arbeitsgemeinschaft voraus, wobei die Aus-
lösung mit 99 gegen 6 Stimmen bei gleichzeitiger
Auslösung der zweiten Internationale und Bildung
einer neuen Jutomationale beschlossen wurde. Der
Oesterreicher Friedrich Adler trat lebhaft dafür
ein, daß es nach dem Hamburger Kongreß nur noch
eine sozialistische und eine komnniuistische Interna-
tionale geben dürfe. Die Weiterentwicklung müsse
auf dem Boden der Demokratie erfolgen. Der Auf-
trag Adler wurde besonders von dcr unabhängigen
Gruppe Ledebour lebhaft bekämpft.

Diese Mauer müssen wir durchbrechen,
gefahrdrohende Bastion besitzt die

Horthy Ungarn.
Beherrscht von einer gewalttätigen Offizier-Aaste, ist
Horthy-Ungarn der Todfeind des rcpubtttc.»
Friedens. Bezeichnend ist, daß unsere nncr
Delegation «nicht zum Kongreß kommen io 7
jedes freie Wort sie ins Gefängnis ge'>r-- 7
(Hört, hört!) Auch in Oesterreich l- ' cch dtt
fahr, daß der ungarischen Krmtcrrtbs'usisn
Stütze erweckt. Seitdem Oesterreich niitrr ' B
gime des Genemlinspektors des Völkerbundes
ist die Reaktion auch in Oesterreich ans dem Mr
Eine Finanzkontrolle ist die stärkste Gefahr de
tcrnationalen Reaktion. Wir müssen AM ' n
zu einer engeren Kooperation der sozialistischen
teten im Kampfe gegen die Reaktion. !
dabei nicht von Mitteln, die nicht immc nm
folge führen, nicht von Jnsurrektiouc», r-ig-r ci
vom Generalstreik. Aber notwendig ist ule
0 rdinati 0 n der parlanieiitarischen Aliion
der Massenaktion außerhalb der Parlamente,
hängt von den Massen ab, was wir aus den! r
Instrument, der
Geeinigten Internationale,
zu machen-verstehen; daß es weniger als sieben Jahre
dauert, bis, wie vor hundert Jahren, auf den
Triumph des Herzogs von Angonlemc, sch«r heute
der Triumph des Proletariats folgt. (Stürmischer
Beifall.)
Mittwoch früh: Fortsetzung der Verhandln igen.

nur hier, sondern auch im eigenen Land. Mäe-
donald konnte nicht zu diesem Kongreß kommen,
weil er als Führer der Opposition im Parlament
in England bleiben mutzte, um die Aktion gegen die
englische Regierung gerade in dieser Frage zu füh-
ren. (Lebh. Beifall.)
Abramowitsch (Rußland): Als Vertreter
der russischen Arbeiterklasse schließe ich mich den Er-
klärungen Hendersons vollinhaltlich an. Nicht um
die Sowjetregierung, sondern um das russische Volk
und Land zu verteidigen. Von neuem droht eine
Politik der Blockade. Die Differenzen Müssen in
Konferenzen geschlichtet werden. Zum Protest gegen
die englische Politik gegenüber Rußland erhob sich
der Kongreß von den Sitzen.
Zur Tagesordnung steht nunmehr: „Der inter-
nationale Kampf gegen die internationale Reaktion."
Bauer-Wien.
Die internationale Reaktion konnte in diesen
Tagen ein Jubiläum feiern. Ist es doch auf den
Tag fast hundert Jahre her, seit französische Truppen
unter dem Herzog von Angouleme in Madrid cirr-
marschiert sind, um die spanische Revolution nieder-
zuwerfen und Ferdinand, einen der blutigsten De-
spoten der Weltgeschichte, wieder in unumschränkte
Macht zu setzen und den Weißen Terror in Spanien
zum Siege zu führen. Damals war auch die Zeit,
wo die
Heilige Allianz der Fürsten
den kleinen Staaten in Deutschland die Reaktion
ihre Verfassungen und die Demogagie die Verfol-
gungen aufgezwungen Haben. Es ist notwendig,
an diese Reaktion von vor hundert Jahren zu er-
innern, da heute die Arbeiter aller Länder dieselbe
Aufgabe zu erfüllen haben, die damals das revo-
lutionäre Bürgertum zu erfüllen gehabt hat. Ebenso
wie damals ist «s auch heute unsere Aufgabe, ein
anderes, ein neues, junges Europa zu schaffen.
Heute herrscht die Reaktion in allen Ländern. Es
ist deshalb unsere Pflicht, die wichtigste Machtposi-
tion der internationalen Reaktion herauszuhcben,
um gegen sie die Kräfte des gesäurten internatio-
nalen Proletariers zu vereinigen. Das erste Gefahr-
zentrum ist das
russische Problem.
Wir Deutsche und Oesterreicher wollen nicht ver-
gessen, daß die Politik der bewaffneten Jnterven-'
tion gegen die russische Revolution von Deutschland
und Oesterreich unter Ludendorff begonnen wurde.
Marschall Foch übernahm dann die deutschen Pläne.
Die Konterrevolution gegen die russische Revolution
war dis Absicht aller reaktionärem Regierungen
Wenn heute die Reaktion noch herrscht, so trägt die
russische Sowjetregierung selbst ihren Teil Schuld
daran, indem sie das internationale Proletariat
durch ihre Politik der Spaltung von Partei und
Gewerkschaften geschwächt hat. Was uns mich immer
von den Bolschewisten trennt, die Verteidigung der
russischen Revolution gegen die konterrevoultionäre
Intervention bleibt eine unserer größten Aufgaben.
(Lebh. Beifall.) Das zweite nicht minder wichtige
Problem für uns alle ist das
deutsche Gesahrenzentrmn.
Die deutsche Konterrevolution, die nicht besiegt ist,
an deren Fingern das Blut Tausender gemordeter
revolutionärer Kämpfer klebt, die heute noch M
ihren Gefängniäen Kämpfer des deutschen Prole-
tariats hat, wie Toller und Fechenbach, sie ist eine
Bedrohung nicht nur für unsere Brüder in Deutsch-
land, sondern eine Bedrohung für uns alle. Ein
Steg dieser Konterrevolution wäre die unmittelbare
Gefahr für die revolutionären Errungenschaften aller
mitteleuropäischen Revolutionen umd er wäre die
denkbar schwerste Gefahr für den Frieden der gan-
zen Welt. Dieser Kampf hat seine internationalen
Ursachen. Denn wenn es auch wahr ist, daß die
Sabotage der deutschen kapitalistischen Reaktion ge-
gen jede legitime Reparationsverpflichtung, gegen
alle Opfer, die die besitzenden Klassen bringen müs-
sen, weil der Friede sonst nicht gerettet werden kann,
die Geschäfte des französischen Imperialismus be-
sorgt, so ist es nicht minder wahr, daß es vor allem
der französische Imperialismus ist, der diese deut-
sche Reaktion so stark und gefährlich gemacht hat.
(Lebh. Beifall.) Unser aller Pflicht ist es, die deut-
sche Arbeiterklasse in ihrem Kampf gegen die deut-
sche Reaktion zu unterstütze», indem wir ihr helfen,
nicht nur die materiellen Interessen zu verteidigen,
sondern auch die Würde, ohne die ein großes Volk
nicht leben kann. (Sehr gut!) Die Konterrevolution
des italienischen Faszismus
bedroht gleichfalls die ganze Welt und ermutigt die
reaktionären Tendenzen in allen Ländern. (Sehr

Sozialdemokratie und
Sachrverterfassung.
o Berlin, 22. Mai.
A Endlich Mangen auch die bürgerlichen
. »tbeien zur Einsicht Wer die Notwendigkeit
r Sachwerts-Erfassung zwecks Regelung der Re-
stt^ionsfmge. Es vollzieht sich hier bin Um-
-wunig die ehedem so fürchterliche Entrüstung Wer
s/ Erfassung der Sachwerte ist erheblich abge-
t "Ut- Es ist ein Glück für unser Volk, daß es wc-
Mens jetz so weit in den bürgerlichen Parteien
w-lum-en ist. Wollen sie mit uns Rache haben,
müssen wir gemeinsam einen bestimmten G a-
"nii ev ors chl ag machen, ohne den es nun
'chlal keine Aussicht ans fruchtbare Verhändlun-
gibt. Die Erfassung der Sachwerte
nur vor sich gehen durch eine Uebertragung
> " Besttziiteln, die so lange in Händen des Staa-
oder einer GaranOekonsMifsion bleiben, bis di«
, ,ch0ratioussovderung beglichen ist. Welche Be-
"ch Ware möglich? Unter Freilassung des klei-
ch Grundbesitzes umß der mittlere und Groß-
. chchüssttz durch Auflegung einer Zwangs HY-
h«k belastet werden. Wir haben ungefähr 6
^'Aonen Hektar Wald im Besitz von Privaten,
che landwirhchastl. benutzte Fläche unter Musschal-
lig der Kleinbetriebe beträgt 11 ö09 774 Hektar.
^0 Belastung dieses Besitzes muß nach der Fläche
Wertung der Bodengualität erfolgen und in
-oggenwerten aufgelegt werden. Damit patzt sich
Verzinsung der Schuld der Entwertung der
ärk <lil und wird erleichtert, sobald dl« Mark eine
chernug erfährt. Diese Anforderung Wirkt umso
«Mgei, drückend, als -gegenwärtig eine starke Ab-
,^'chg dcr Hypothskenschuld stattgesunden hat.
Jdtücksicht'gt man ferner, daß durch Ai« Freigabe.
Getreidewirtschaft den Agrariern ein Mesen-
^inn »»fällt, so ergibt sich von selbst die Trag-
siMg,kclt einer Belastung, die man nicht niedrig zu
orairschtagen braucht.
.IM letzten Erntejahr hat die Landwirt-
..AUft 2100 000 Tonnen Brotgetreide abgeliescrt,
deren Quote ein Roggeitpreis von 685 000 Mk.
Touu« bezahl! wurde. Gegenwärtig ist der
tm freien Markt aus rund 1400 000 gestie-
Stellt miau die hier vorhandene Differenz als
Jwnderen Gewinn in Berechnung, so erhält die
oulmsir^chuft alleln aus dieser Aenderung unserer
^MchasWaM einen besonderen Zuschuß von 1,5
Mionen Mark. Bei einer entsprechenden weiteren
, >^vertnng der Mark steigt die Summe natürlich
/» Verhältnis. Die enorme Steigerung der Vieü-
sie, Butter, Milch und Gemüse und des auch
. ^"e schon tm srei«n Verkehr befindlichen Getreides
, die Gewinn« um ein Vielfaches der hier
»ogebenen Berechnung.
. Den städtischen Grundbesitz könnte man
der hypothekarischen Betastung frei lassen, w-
JÄt es sieb r,m Gebäude init Mietwohnun-
handelt. Dagegen ^müssen Villen und
Landhäuser, die haute vielfach als KaPiLal-
Magon benutzt Wenden und soweit sie keine oder
/t eine geringe hypothekarische Belastung tragen,
»nlchfalls hevangezogen werden. Much Mietshäu-
, ' die von Spekulanten aufgekaust wurden
, d ganz oder teilweise ohne hypothekarische Be-
im> üvd, müssen eine ähnliche Behandlung er-
st» Es handelt sich in all den Fällen nm die
^.»Unandlung von Kapital in Sachwerten, die zu
km len Teil der Besteuerung entzogen wurden
dem Sinken der Mark an Wert gewonnen
Boi -en Aktiengesellschaften wäre ein
von 2g Prozent des Aktienbesitzes auf das
di/-ü?" ^ertragen. Am einfachsten vollzieht sich
«se Besitzänderulig durch die Entwertung dcr
>cn auf 75 Prozent des Nennwertes und die
sgatze von 25 Prozent Neuaktien. Das nomi-
la»^ Kapital der Aktiengesellschaften in Deutsch-
>.,,oist von 17,3 Milliarden im Jahre 1913 auf
,"t'07 Milliarden im Jahre 1922 gestiegen. ES
>rde also «in Fünftel hiervon verbunden mit den
tin innscheinen der Unternehmungen für Repava-
onszwecke zur Verfügung stehen. Natürlich wäre
k>S» Nciugründung und bei einer Kapitaiser-
der Anteil des Reiches in gleichem Aus-
sicherzustellen. Weniger bedeutend ist, ob das
- °>ch nunmehr mich die Rechte eines Aktienbesitzers
sie Daraus könnte man verzichten. Ein glei-
te» Anteil müßte von den übrigen Unternchmun-
te>, nickt die Form einer AMeugescllschast ha-
gefordert werden. Ausgeschaitet wäre der
, ^»betrieb, die übrigen müßten durch eine Bc-
«erung oder durch eine Einführung eines Genutz-
eins ein Viertel ihres Gewinns nach vorigeschric-
'men Normen abssihren.
lsin^'cGig ist, daß die Garantiekoimmissiou in den
>tz sester Wert e kommt, die Wed e r abg e-
"och veräußert werden dürfen, denn aus
mn ,oll die Summe fließen, die für die Verzin-
. a und Amortisation notwendig ist. Jede Bes-
-uing der Wirtschaft steigert die Zugänge und
. -de die Abtragung der Schuld beschleunig eit u.
. "»t die Last erleichtern. Die Verwaltung der so
»"Men Werte muß von einer Stelle aus erfolgen,
dir mich Vertreter beteiligt sein können, die ein
- mm siir eine internationale Anleche stellt.
"'ch'nmcn Wir zu der von der Sottaldemvkmtie

M MemliMlr MUMM.
Gegen die internationale Reaktion. — London Sitz der Internationale
 
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