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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (5) — 1923 (Mai - August)

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Nr. 161 - Nr. 170 (14. Juli - 25. Juli)
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https://doi.org/10.11588/diglit.48727#0315
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5. Jahrgang

Heidelberg, Montag, den 16. Jnli 1S23

Nr. 162

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Seid auf der Hut!
Berlin, 15. IM.
Zur Flucht Ehrhardts schreibt der „Vor-
tvstrts":
Die Befreiung Ehrhardts ist vondeu Vöiki-
' ä> e n in ihrer Messe und in ihren Versammlungen
inluier Meder stürmisch und unter .gröbsten Be-
'chilnpsungen des Staals-gerichtshoss gefordert wor-
ben. M.«n raun sich vorstellerr, WÄchrn Iuve l der
halungeu-e Streich jetzt in ihren Reihen aus-lösen
^'vd. Ihr Uebermut wird dadurch noch er-
heblich gesteigert werden Sie haben dazu nm so
urehr Grund, als die Haltung der Ncichsrsgicruug
tt'uslr gegenüber eher eine Erimutigrmg als eine Ein-
!chitchteruns -bed endet hat, und als die V-erwaitungs-
^Hörden und Gerichte ihneir gegenüber vielfach ver-
'^sttelr. Wir .erinnern nur an den Besuch des Ban-
Anführers Roßbach beim Meichskanzler Cuno
chch das jüngste Urteil gegen Tillessen und Ge>r.,
MS für eine versuchte Gef«gestenbefreiung die
Ttrqse von einem Monat Gefängnis als ausreichend
betrachtete.
Die Situation ist bitter ernst. Man
bedeute, was es bedeutet, wenn die zuverlässigen
Träger der Republik jeden Glauben daran verlieren,
sie in ihrem Kampf gegen Putschistische, Geheim-
MIM ans die Hilfe der Reichsgewallt zählen dürs-
Die Gefahr einer vollkommenen Auslösung der
Staatsgewalt und eitles verheerenden Kampfes
Mer gegen alle wird dadurch in bedroWicU Nähe
drückt.
Die Befreiung Ehrhardts aus dem Gefängnis
'Mß auf die Arbeiterschaft als ein S t g n a l wir-
iticht zu unbedachtem Handels aber zur höch -
" e >u Bereitschaft. Schlagen die Faschisten
dstdss Tages los, so können bei klugem Vorgehen
Brüste mobil gemacht werden, um das neue Unter
^»nicu noch elender zum SchMem Zu briirgcn als
^-n Kapp-Putsch. Dazu ist aber -lotweudig, daß sich
Arbeitermasstm nickt i'or konlmuntstischen Vcr-
stKrrungsparolen verleiten lassen, sondern iui ent-
Meidenden Augenblick eilte Konzentration aller re
Mblikanischcn Kräfte zustande bringen.
In diesem Sume gilt >eS, der innerpMtischen
Siluatton, die durch die Flucht Ehrhardts entstan-
dst ist, die schärfste Aufmerksamkeit zuzu-
ststst.deu, Bon dou Reichs- und Staalsvehördeu
ist zu verlangen, daß sie vor dm äußersten
--'Uttelu nicht zurlickschveckem, um das Komplott, das
Flucht geführt hat, aufzudeckeu und dm Ueber-
der Verschwörer zu brechen. Nur so könnien
Deutschland, Reich r»nid Volk, Folgen vermieden
werden, an die man nur mit Grauen denken kann.

Zur Flucht Ehrhardts.
Dresden, 14. Juli. Nach amtlicher Mittei-
'""a hat das sächsische Justizministerium erst
e«te Samstag, und zwar aus der Presse die
^nckricht von der Flucht Ehrhardts erhalten. Der
H'rektor der Leipziger Gesänge nen-
nst alt hat es nicht für nötig erachtet, den
"vrgmrg sofort der obersten Dienststelle zu melden.
Justizministerium hat sofort den M«-
'ttllerialrat Dr. Starke nach Leipzig entsandt mit
Weisung, den Vorfall aufs genaueste zu unter-
^chen insbesolidere auch bei der Staatsanwalt-
die sofortige Verhaftung der an der
^ireiung etwa beteiligten Beamte in die Wege
letten. Der Gefangeneuanstaltsdirektor wird bis
weiteres nicht mehr zum Dimst zugelassen.
^itex hat sich der Stellvertreter des verreisten Ju-
'''»'Misters, Wirtschastsminister F e l l i sch, in Be-
^ünug Ministerialdirektors Günther nach
^pzig begeben, um die Durchführung der angc-
ll>ne<x„ Maßnahnle» zu überwachen und alles au-
^lrchts des unerhörten Vorgangs sonst noch Erfor-
^ltche in die Wege zu leiten. „Es soll und wird"
lch schließt die Erklärung der sächsischen Regierung
-llittrttÄsichtsloser Energie gegen die
^Uldtgen vorgegangen werden."
tz,Dresden, 15. Juli. Amtlich wird mitgewilt:
di^ Nachricht von der Flucht Ehrhardts ist sofort
ko,M 8 u n k e n t e l e g r a m m an alle in Betracht
»'enden Polizeibehörden tveitergegeben worden,
»ften Flucht Ehrhardts ist, soweit sich bisher ke-
ksl 'en läßt, zum mindesten durch Fahrlässig--
ivg^ des Gefängnispersonals begünstigt
tzest„d». Gegenüber der in einzelnen Blättern auf-
Kei!.,''en Behauptung, daß Ehrhardt sich im Reichs-
E^vfängnis befunden habe, ist sestzusteücn, daß
litzf -MichZgerlcht ein eigenes Gefängnis nicht be-
llefq Die in Leipzig befindlichen Untersuchuugs-
Seri^erien des Reichsgerichts und des Staats-
'ofes zum Schutze der Republik werden viel-
I» Lei^ .^VM sächsischenLandesgesängnis
«ort untergebracht. Auch Ehrhardt befand stch
ile^ " Haft und unterstand damit ausschließlich der
durch sächsische Be-
Ä
tthxr - IS. Juli. Die reaktionäre Presse jubelt
? » ges Ehrhardts. Für die „D eutsche
»» Ebrs § "' tun g" ist die Sache beinahe komi'ch,
in einem sächsischen Amtsgericifts-
von sächsischen Behörden bewacht

Georg Strobel 1*

°SA

-f.
G

uns l
nach
heim stattfindet.

ßr. Heidelberg, 16. Juli 1923.
Mannheim, IS. Juli (Privattelegr.). In der Nacht
vom Samstag zum Sonntag ist Genosse Georg Strobel
seinem langwierigen, schweren Herzleiden erlegen.


Trällernd steht die badische Arbeiterschaft an der Bahre des Mannes, der
in den letzten, bedeutungsvollen Jahren den Kurs der badischen Sozialdemo-
kratie mit am stärksten bestimmt hat. Seit bald einem Jahre kränkelte der
erst 40 Jahre alte Vorsitzende des Bezirksvorstandes der sozialdemokratischen
Partei Badens. Krankenhausaufenthalt und Diätkuren vormochten dem seit
einem Jahre schwer Herzleidenden nur für kurze Zeit Linderung zu schaffen.
Immer mehr wurde er aufs Krankenbett geworfen, dem er sich jedoch ebenso
oft entriß, um mit eiserner Energie seinem politischen Wirken nachzugehen. Nur
zähestem Willen dankte er es, daß er noch neulich — wie immer in meister-
hafter Weise — auf der Bezirksausschußfitzung in Karlsruhe in glänzender
Weise die hochpolitischen Verhandlungen leiten konnte. Schon damals sah man
ihm das schwere Leiden deutlich an. Doch immer noch hoffte man auf Besse-
rung, bis vor einigen Tagen eine private Mitteilung auf das Kommende vor-
bereitete. Nun ist er für immerdar von seiner Arbeit für das Proletariat ge-
gangen, den Zurückgebliebenen den weiteren Ausbau seines Werkes überlassend.
Das Proletariat hat alle Ursache, stolz zu sein auf Georg Strobel. Denn
indem es den Verstorbenen ehrt, ehrt es sich selbst. Aus einfachsten Verhält-
nissen ist der am 16. Mai 1883 in Windsbach (Mittelfranken, Bayern) als
Sohn eines Schneidermeisters geborene Georg Strobel hervorgegangen. Die
Volskschule seiner Heimat und die Fortbildungsschule Nürnberg gaben ihm das
elementare Wissen. Als Beruf wurde ihm der Bäckerberuf bestimmt, den er
in Nürnberg, Mainz, Freiburg ausübte. Bald zeigten sich jedoch Fähigkeiten,
die über das Handwerkerische hinausgingen. Sein allgemeiner Blick wurde
erkannt: Der Bäcker- und Konditorenverband berief ihn 1905 als Beamter,
am 1. Juni 1909 würde er als Parteisekretär für den Sozialdemokratischen Ver-
ein Mannheim-Schwetzingen-Weinheim, alsdann Mitglied des Landesvorstandes
und nach dem Parteitag zu Karlsruhe im Herbst 1919 als Nachfolger von Geiß
Vorsitzender des Bezirksvorstandes der Sozialdemokratischen Partei Ba-
dens. Hervorragender Wirksamkeit auf all diesen inneren Parteiposten gesellten
stch bedeutsame Leistungen auf Außenposten der Partei hinzu. Sowohl als
Stadtverordneter von Mannheim in den Jahren 1911/16 wie als Stadtrat
Mannheims seit 1917 schuf er stch durch seine weitreichenden Kenntnisse ebenso
wie als Kreisabgeordneter einen allerorts hochgeschätzten Namen. Seit 1915
in den Kriegslandtag gewählt — dem er als Soldat zuerst nur Urlaubsbesuche
abstatten konnte —, späterhin Mitglied der Nationalversammlung und des
Landtages des Freistaates Baden, übte er auf die Entwicklung unseres badi-
schen Landes sowohl durch seine Spezialkenntnisse vor allem auf kommunalem
Gebiete in den Ausschüssen und durch seine ruhige Haltung im Plenum wie
als Mitglied des Vorstandes der sozialdemokratischen Landtags-
fraktion durch seine reife Erfahrenheit einen weitreichendes Einfluß aus.
Diese äußere Kennzeichnung des aufwärts führenden Lebensganges des
Verstorbenen, der als Vorsitzender des Aufsichtsrates der
„Volkszeitung" dieser in schwierigsten Lagen wertvollster Freund und
Berater war, zeigt uns das Schicksal eines Arbeiterführers, das mehr als
Worte Bedeutung und Notwendigkeit des demokratischen Volksstaates dartut,
das uns sinnfällig den „Aufstieg der Tüchtigen" bekundet. Strobels Entwick-
lungsgang gibt jedoch mehr als das äußere Schema eines solchen Aufstiegs.
Die ausgezeichnete Persönlichkeit Strobels lassen auf Grund ausgeprägter
politischer Artung Feststellungen zu, die den Verstorbenen zunl Typ
des deutschen Arbeiterführers höchstentwickelter Gestaltung
machen.
Es sind vier Momente, die Strobels Bedeutung am markantesten hervor-
treten lassen: 1. eine hervorragende psychologische Einfühlung in
die Massen und elementar-taktisches Geschick, was ihn zum glänzenden Ver-
sammlungsleiter und Vorsitzender prädestiniert sein ließ; 2. eine oftmals fast
frappierende, nüchtern-klare Beurteilung der Dinge, die ihn zu
einem hervorragenden Realpolitiker machten; 3. die absagende Haltung sowohl
gegenüber allen nichtssagenoen Redereien und hohlen Tiraden wie gegenüber
schmeichelnder Selbstbeweihräucherung, die ihm bei Sturm und Ebbe den
richtigen Maßstab für eine positive Politik frei von leeren
Gesten finden ließen; 4. ein warm schlagendes Herz für alle Be-
drängten und Unterdrückten, das ihm die beste Eignung zum Führer der uni
die Befreiung aus den Ketten des Kapitalismus kämpfenden sozialdemokratischen
Arbeiterbewegung gab. So ist der so früh Verstorbene, wissens- und erfahrungs-
reiche „Mann des Volkes" — im besten Sinne des Wortes — mit Amt und
Jahren gewissermaßen über stch selbst hinausgewachsen, hat seinen Nachfahren
im kämpfenden Proletariat an seinem persönlichen Lebensweg und an seinem
allgemeinen Werk den Weg für die Zukunft gewiesen.
Schlaf' wohl, treuer Freund und Mitkämpfer an der Befreiung des
Menschengeschlechts, an der Herbeiführung besserer und schönerer Zeiten für
alles, was Menschenantlitz trägt. In harter Not mußtest Du uns verlassen, uns,
den übrig Gebliebenen, das Banner übergebend. Das Banner würdig voran
zu tragen, es zum Siege der demokratischen Sozialismus zu führen,
dies sei unser Gelöbnir an Deiner Bahre!
* *
Der Bezirksvorstand der Sozialdemokratischen Partei Badens teilt
mit, daß die Feuerbestattung des Genossen Strobel am Dienstag
-mittag 4 Uhr im Krematorium des städtischen Friedhofes in Mann-


worden sei. Der republikanische Siaatsgerichisßyf
lasse Ehrhardt stehen Monate in Untersuchungshaft
sitzen und das sozialisttsch-kommuniftische Regiment
könne nicht einmal Wache stehen. Die „Deutsche
Zeitung" geht so weit, zu erklären, es sei für die
Ratton ein Glück, daß der glühende Patriot Ehr-
bnrdt aus dem Gefängnis entwichen sei.
Leipzig, 15. Juli. Die Ermittelungen über
die Flucht Ehrhardts haben, wie die „Neue Leip-
ziger Zeitung" meldet, folgende Anhaltspunkte er-
geben: Am Freitag nachmittag in der fünften
Stunde ist vor dem Hotel „Deutsches Haus", das in
mrmittclbarer Nähe der Gefangenenanstatt gelegen
ist, ein offener Kraftwagen beobachtet wor-
den, dessen Motor lief. Bei dem Wagen war zu-
nächst ein junger Mann, der eine Zeitung las,
anscheinend der Führer des Wagens. Kurz vor 5
Uhr erschienen dreiweitexe Personen 'n
eiligem Lauf von der Wächterstraße her, bestiegen
das Auto und fuhren sofort in schnellem Tempo
davon. Von den bet der Abfahrt hinzugekomm.men
Personen hatte ein junger Mann mit dunkelblonden
Locken eine Mappe unter dein Arm. Er war mit
dunkelgrünem Anzug bekleidet und nahm an der
Sette des Führers Platz. Von den übrigen zwei
Personen, die sich in den Wagen setzten, trug eine
einen grauen Anzug; dieser dürste E h r h ardt ge-
wesen sein. Die Nummer des Wagens ist I N 5985
oder I M 6983. Dieser Wagen ist einige Tage vor-
her n einer Leipziger Reparaturwerkstätte eingestellt
worden und trug dort die Nummer H -13347. Die
Nummer ist am Freitag abend vor der Abfahrt mit
einen- der oben genannten Nummern vertauscht wor-
den, wahrscheinlich mit der ersteren. Es handelt sich
nm einen Audi-Wagen 14/35 k>8 mit kombinierter
Karosserie, dunkelblau gestrichen und schwarzes Ver-
deck.
Berlin, 14. Jnli. Auf die Ergreifung Ehr-
hardts ist eine Belohnung von 25 Millionen aus-
gesetzt. Ehrhardt ist geboren am 2S. November 188!,
trug früher einen Schnurr- und Spitzbart und ist
fetzt vollständig barilos. Er ist 1,70 bis 1,72 Meter
groß, von kräftiger Gestalt, hat eleganten Gang und
Haltung, klare Stimme und norddeutsche Mun-rrt

Internationale Lage.
Frankreichs Hoffnungen auf die Zeit.
Paris, 14. Juli. Wie das „Journal" initte'tt,
har gestern der Ministerrat, der sich mit der fran-
zösischen Haltung angesichts der britischen Er-
klärung beschäftigte, beschlossen, der britischen Ak-
tion Zett zur vollkommenen Entwicklung zu lassen.
Paris, 14. Juli. Die „Ere Nonvelle" will
wissen, daß der gestrige Kab in etts r a t es »ich t
ab gelehnt habe, sich an einer gemeinsamen
U ntwort au Deutschland zu beteiligen. England
suche einen Schiedsspruch des Völkerbundes, was
man jetzt in Parts anzunehmen scheitle.
Cunos „Taten".
Berlin, 15. Juli. Reichskanzler Cuno hat
ivieder eimnal eine „Tat" vollbracht. Er wendet
sich nämlich in einer an den Präsidenten Harri-
man von der United American Line gerichteten
Botschaft an das amerikanische Vor'
und spricht darin die Hoffnung aus, daß die Vö'ker
von Amerika und Deutschland sich in wechselfeit.gcr
wirtschaftlicher Arbeit zusammenschließen.
Welches Ansehen die Botschaften Cunos iP
Ausland genießen, dürfte daraus hervorgehcn, daß
auf den von den bürgerlichen Zeitungen mit Plcftat-
druck gebrachten Protest Cunos an die n utra-
len Mächte diese es nicht für nötig fanom, auch
nur eine Antwort zu geben.
Eine Hetzrede Poineares.
Paris, 15. Juli. Bei der Einweihung eincs
Kriegerdenkmals in Senlis hielt Poincars ritte
längere Rede. Seulis, ein Städtchen zwischen Cou-
pienne und Paris, war im September 1914 in Braud
gesteckt, sein Bürgermeister und einige andere Gei-
seln erschossen worden, weil seine Einwohner ans
deutsche Truppen geschossen haben sollen. Von fran-
zösischer Seite wird die Beteiligung von Zivilisten
am Kampf bestritten. Der objeklive Tatbestand wird
sich Wohl niemals ergründen lassen. Nachdem Pom-
cars von der deutschen Armee als von „MMdern
in der Pickelhaube" und „betreßten Brandstiftern"
gesprochen hatte, fuhr er fort: „Wir würden gern
vergessen und selbst verzeihen, wenn nicht Deulsch-
land selbst wieder von neuem an die Zeiten semcr
Gewalttaten erinnerte. Frankreich, das nicht einen
Fußbreit fremd nr Bodens annektiert habe, wolle
nichts als die Respektierung seines Vertrags. Frank-
reich sei am Ende seiner Konzessionen angelangt.
Keine der Versprechungen hinsichtlich der Wieder-
gutmachungen und der Sicherungen seien gehaften
worden Poincarö schloß mit den, Hinweis auf
seine allzsittge Anhängerschaft der englisth-franzöfi-
s-.'-cn Allianz, gegenüber anderen Auffassungen, in-
dem er betonte, daß es nicht angängig sei, vi«
 
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