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Kaiserlich-Königliches Versatz-, Verwahrungs- und Versteigerungsamt <Wien> [Hrsg.]
Katalog der Privat-Sammlung Heinrich L. Neumann in Wien: Ausstellung im Kaiser-Karl-Saale 17. - 20. Februar 1904 ; Auktion im K. K. Versteigerungsamt Wien ; 22., 23. event. 24. Februar 1904 ; [Ölgemälde, Aquarelle und Zeichnungen moderner Meister] — Wien, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.16571#0009
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Privat-Sammtung H. L. Neumann.

uch das Bildersammeln ist eine Kunst, nicht bloß das Bildermalen. Und jede
Sammlung ist, gerade wie jedes gute Bild, nicht bloß ein persönliches Be-
kenntnis, sondern auch das Produkt bestimmter Zeitumstände. Die gegenwärtig
ausgestellte Sammlung des ehemaligen Hof-Kunsthändlers H. L. NEUMANN
empfing ihre wesentliche Signatur in den siebziger und achtziger Jahren des abgelaufenen
Jahrhunderts. Sie wäre in den sechziger Jahren gewiß anders angelegt worden, gleich-
wie auch ein junger Kunstmäcen von heute voraussichtlich abweichende Ziele ver-
folgen würde.

Darum ist es eigentlich zu beklagen, daß diese Sammlung auseinandergerissen
wird. Sie war mit Liebe und Umsicht und verständnisvollem Zeitgefühl zusammengestellt
worden. Dabei hatte sie ebensosehr ihre Wurzeln in einer weiter zurückliegenden Ver-
gangenheit, wie sie mit ihren letzten Spitzen in eine spätere Zeit, in unsere heutige
Gegenwart, gelegentlich hineinragt. Indes die Bilder werden von ihrem Werte nichts
verlieren, auch wenn sie in eine neue Umgebung hineinkommen werden. Wohl werden
sie dann scheinbar eine andere Tonfarbe offenbaren, aber gerade dieses wird sich als
eine pikante Erweiterung ihres alten Wertes herausstellen. Ein Bild von gutem Eigen-
werte gliedert sich überall ein. m

Und seltsam ist es, wie gerade ältere Bilder uns heute manchmal mit junger
Lebenskraft berühren. Da ist etwa C. Markos Landschaft mit dem Regenbogen, ein
Bild, das 1838 in Rom gemalt wurde. Gerade dieser Zeit sind wir geneigt, sehr wenig
zuzutrauen. Da bietet uns Markos Bild eine vollständige Überraschung. Es ist von
einer Sicherheit des malerischen Aufbaues, von einer Frische und Kraft des Naturgefühles,
von einer Feinheit in der Beobachtung der Lichtstimmungen, daß uns dieser Maler
wie neu entdeckt vorkommt. Ein Gewitter ist kürzlich niedergegangen, schweres Gewölk
sehen wir im Abziehen. Da bricht aufs neue die Sonne hervor, huscht über den gelben
Sandboden und funkelt auf dem nassen Laube altehrwürdiger Bäume. Das Momentane

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