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Kaiserlich-Königliches Versatz-, Verwahrungs- und Versteigerungsamt <Wien> [Hrsg.]
Katalog der Privat-Sammlung Heinrich L. Neumann in Wien: Ausstellung im Kaiser-Karl-Saale 17. - 20. Februar 1904 ; Auktion im K. K. Versteigerungsamt Wien ; 22., 23. event. 24. Februar 1904 ; [Ölgemälde, Aquarelle und Zeichnungen moderner Meister] — Wien, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.16571#0010
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dieser Lichterscheinung ist von Marko" merkwürdig suggestiv ausgedrückt worden. Man
glaubt förmlich, das charakteristische Schwanken zwischen Helle und Dunkelheit, die
flüchtigen Verschiebungen der Beleuchtung auf dem Bilde beobachten zu können. Trotz-
dem wirkt das Gemälde keineswegs unruhig. Es hat jene Festigkeit der Komposition,
welche die älteren Meister überhaupt liebten, und ein paar Staffagefiguren werden klug
dazu benützt, durch Einführung kräftiger Kontrastnoten (Blau, Weiß, Rot) dem Auge
einen Anziehungs- und Ruhepunkt zu bieten. Auch auf einigen kleineren Landschaften
mit Staffage, wenngleich sie »komponierter« wirken, erweist sich Marko als trefflicher
Meister. Insbesondere verdient die Landschaft mit Tobias und dem Fische (1856) her-
vorgehoben zu werden.

Ganz historisch wirkt der Franzose Ed. Hamman auf uns ein mit seiner
Schwärmerei für berühmte Namen, denen er dann in historischen Atelierszenen (Murillo,
Leonardo bei Veronese) oder in der Komposition eines musikalischen Parnaß nach rafae-
lischem Vorbilde seine Huldigung darbringt. Auch Delaroche, mit seiner thränenseligen
Heilandsmutter am Kreuzesstamme, wirkt auf uns durch die Kennzeichen einer dahin-
gegangenen Epoche. Dafür weiß ein dritter Franzose, Berchere, mit seiner »Karawane
am Nil« recht feine und duftige Wirkungen zu erzielen.

Mit einem Standard-work ist Hans Canon vertreten. Die »Schatzgräber« zeigen
den Künstler im Besitze seiner höchsten Reife und Kraft. Es ist ein Bild, in dem die
Tradition der Klassiker, speziell Michelangelos, in einer modernen Künstlerseele Frucht-
bares gewirkt hat. Der Aufbau der Gruppe der drei Männer, die abgerundete und doch
ausdrucksvolle Geberdensprache, die plastische Durchbildung des Körperlichen zeigen
im Vereine mit einer vornehm-ernsten Farbengebung Canons eminente Begabung für
dekorativ wirkende Kompositionen. An Makarts Materna-Porträt, das gleichsam eine
Brunhilden-Apotheose ist, mag man dessen engen Zusammenhang mit der Malerei der
Venezianer aufs neue erkennen. Auf das italienische Quattrocento, Mantegna und Botticelli
vor allem, weist der eine Zeitlang fast verschollen gewesene, jetzt gleichsam aus dem
Grabe wieder auftauchende A. Romako zurück. Sein etwa 1880 entstandenes Gemälde
»Marc Aurel vor Wien« ist eine sehr merkwürdige Leistung von mehr als lokal-
geschichtlichem Interesse. Trotz des etwas skizzenhaften Charakters wirkt es mit seinen
metallischen Lichtern und den wenigen, aber energischen Farben recht apart, und wenn
die von einem Mohren dirigierte Donaugondel unwillkürlich venezianische Erinnerungen
in uns wachruft, so haben dafür die angebrachten Frauentypen schon einen Zug von
echtem Wienertum. Ein lieblicher Farbeneinfall ist das wie von Kolibrifedern zart und
duftig eingerahmte Engelsköpfchen, gleichfalls von Romako.

Von Wiener Landschaftern sei Th. v. Hörmann zunächst genannt, der uns auf
einem prägnant und doch stimmungsvoll gehaltenen Herbstbilde in die Umgebung von
Gödöllö führt und auch von den dortigen charakteristischen Landtypen einiges sehen läßt.
R. v. Haanen und E. J. Schindlei schildern den Prater, letzterer in einer breit, ä la
Daubigny hingestrichenen Landschaft, in der die Figuren als amüsante Farbentüpfel
wirken. Jettel bringt uns aus seiner besten, kräftigsten Zeit ein holländisches Motiv mit
Windmühle, Weiher und Wolken und aus späterer, aber immer noch guter Periode eine
Heidelandschaft mit ziehender Schafherde. Auch Konopa und die beiden Charlemont

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