VORWORT.
Der Kunstschriftsteller Gerhard Ramberg,
dessen praktische Vorschläge auf Schaffung eines
blühenden Wiener Kunstmarktes in der geistvollen
Monographie „Öffentliche Kunstpflege —
ein Stückchen Sozialpolitik" niedergelegt
sind, führt an einer Stelle aus:
„Anerkannte Künstler würden sich bereit finden
lassen, Studien und Notizen, die als solche
künstlerisch schon verwertet sind, im
Dorotheum gegen Geld einzutauschen. Das gäbe
Feinschmeckern Gelegenheit, in der billigsten Gruppe
Erwerbungen zu machen. Bei den Nachlaßauktionen
Canon, Huber, Jettei, Makart, Schindler
sind solche künstlerische Autogramme zu den
niedrigsten Preisen (für K 20'—, K 10'—, K 5-—
und noch billiger) erstanden worden. Warum sollte
nicht ein lebender Maler, wenn es ihm nahegelegt
wird, anläßlich einer Übersiedlung oder aus
anderen Anlässen den entbehrlich gewordenen
Teil seiner Studienblätter hingeben? Ein treff-
liches Mittel, den Markt zu beleben und echte
Kunst ins Volk zu tragen! Denn so gewiß den
Kleinbürger nur ein Bild zum Ankäufe reizen
wird, das einen bestimmten Vorgang, wenn
auch unkünstlerisch, schildert (deshalb gab und
gibt es ja so viele malende Erzähler), so gewiß
wird der Ästhet den flüchtigsten Farbenfleck von
Meisterhand einem mittelmäßigen Gemälde vor-
ziehen, auch wenn es „fertig" ist. Wie es Leute
gibt, die Geld und keine Kunstempfindungen haben,
besitzen andere Verständnis ohne die Mittel zu
seiner praktischen Betätigung. •
Dem idealistischen Künstler brächte die Ein-
führung, Studienblätter auf den Markt zu werfen,
doppelten Gewinn: Er müßte nicht mehr um des
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Der Kunstschriftsteller Gerhard Ramberg,
dessen praktische Vorschläge auf Schaffung eines
blühenden Wiener Kunstmarktes in der geistvollen
Monographie „Öffentliche Kunstpflege —
ein Stückchen Sozialpolitik" niedergelegt
sind, führt an einer Stelle aus:
„Anerkannte Künstler würden sich bereit finden
lassen, Studien und Notizen, die als solche
künstlerisch schon verwertet sind, im
Dorotheum gegen Geld einzutauschen. Das gäbe
Feinschmeckern Gelegenheit, in der billigsten Gruppe
Erwerbungen zu machen. Bei den Nachlaßauktionen
Canon, Huber, Jettei, Makart, Schindler
sind solche künstlerische Autogramme zu den
niedrigsten Preisen (für K 20'—, K 10'—, K 5-—
und noch billiger) erstanden worden. Warum sollte
nicht ein lebender Maler, wenn es ihm nahegelegt
wird, anläßlich einer Übersiedlung oder aus
anderen Anlässen den entbehrlich gewordenen
Teil seiner Studienblätter hingeben? Ein treff-
liches Mittel, den Markt zu beleben und echte
Kunst ins Volk zu tragen! Denn so gewiß den
Kleinbürger nur ein Bild zum Ankäufe reizen
wird, das einen bestimmten Vorgang, wenn
auch unkünstlerisch, schildert (deshalb gab und
gibt es ja so viele malende Erzähler), so gewiß
wird der Ästhet den flüchtigsten Farbenfleck von
Meisterhand einem mittelmäßigen Gemälde vor-
ziehen, auch wenn es „fertig" ist. Wie es Leute
gibt, die Geld und keine Kunstempfindungen haben,
besitzen andere Verständnis ohne die Mittel zu
seiner praktischen Betätigung. •
Dem idealistischen Künstler brächte die Ein-
führung, Studienblätter auf den Markt zu werfen,
doppelten Gewinn: Er müßte nicht mehr um des
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