ZWEITES BUCH.
Der Germanische Styl.
Erste Epoche von 1250—1420.
Die Einführung der gothischen Architektur, welche von dieser
Zeit an bald allgemein in den Niederlanden, wie in Deutschland,
stattfand, war für die Ausübung der monumentalen Malerei in
diesen, wie in allen Ländern, wo sie mit Consequenz zur Ausbil-
dung kam, von einem sehr nachtheiligen Einfluss. Dadurch, dass
diese Art der Architektur die Mauern in Pfeiler und Fenster auf-
löste, entzog sie nämlich dieser Gattung von Malerei die erforder-
lichen Wandflächen. Durch die zu grosse Höhe waren selbst die
Gewölbe nicht mehr dafür geeignet. Dagegen wurde gerade durch
die verkrüppelte Form, worin diese Architektur in Italien zur Gel-
tung kam, den Malern der unermessliche Vortheil der Ausübung
ihrer Kunst an Wänden und Gewölben erhalten, die Grundbedin-
gung der hohen Ausbildung der monumentalen Malerei in jenem
Lande. Die Maler in den Niederlanden und in Deutschland wurden
daher auf die mehr und mehr in Aufnahme kommenden Altarbilder
verwiesen. Aber auch dieses Gebiet wurde ihnen sehr verkümmert.
Das Mittelstück, welches die einzige geeignete Fläche für eine um-
fassendere Composition in lebensgrossen Figuren darbot, wurde
meist von der Sculptur in Anspruch genommen. Die allein für die
Malerei übrigbleibenden Flügel waren in der langen und schmalen
Form so ungünstig, dass sie, meist in zwei Felder eingetheilt, nur die
Ausführung von Figuren in sehr kleinem Maassstabe zuliessen.
Der Germanische Styl.
Erste Epoche von 1250—1420.
Die Einführung der gothischen Architektur, welche von dieser
Zeit an bald allgemein in den Niederlanden, wie in Deutschland,
stattfand, war für die Ausübung der monumentalen Malerei in
diesen, wie in allen Ländern, wo sie mit Consequenz zur Ausbil-
dung kam, von einem sehr nachtheiligen Einfluss. Dadurch, dass
diese Art der Architektur die Mauern in Pfeiler und Fenster auf-
löste, entzog sie nämlich dieser Gattung von Malerei die erforder-
lichen Wandflächen. Durch die zu grosse Höhe waren selbst die
Gewölbe nicht mehr dafür geeignet. Dagegen wurde gerade durch
die verkrüppelte Form, worin diese Architektur in Italien zur Gel-
tung kam, den Malern der unermessliche Vortheil der Ausübung
ihrer Kunst an Wänden und Gewölben erhalten, die Grundbedin-
gung der hohen Ausbildung der monumentalen Malerei in jenem
Lande. Die Maler in den Niederlanden und in Deutschland wurden
daher auf die mehr und mehr in Aufnahme kommenden Altarbilder
verwiesen. Aber auch dieses Gebiet wurde ihnen sehr verkümmert.
Das Mittelstück, welches die einzige geeignete Fläche für eine um-
fassendere Composition in lebensgrossen Figuren darbot, wurde
meist von der Sculptur in Anspruch genommen. Die allein für die
Malerei übrigbleibenden Flügel waren in der langen und schmalen
Form so ungünstig, dass sie, meist in zwei Felder eingetheilt, nur die
Ausführung von Figuren in sehr kleinem Maassstabe zuliessen.