Die Geschichte des Menschengeschlechts ist keine Natur-
geschichte, die Entwickelung der einzelnen Völker ist mit
nichten einfach gleich dem Produkte der gegebenen Natur-
verliältnisse: unter erschwerenden physischen Bedingungen
haben sich begabte Nationen zu hoher Kulturstufe empor-
gearbeitet, und auf der andern Seite haben auch die vortreff-
lichsten Wohnsitze unfähigen Stämmen die eigene Thatkraft
nicht ersetzen können. Wohl aber ist, zumal in altern Zei-
ten, wo die Naturverhältnisse minder leicht überwunden wur-
den, die umgebende Natur ein gewichtiges Faktum, der Kör-
per gleichsam, in den die Seele der Bewohner gesteckt ist,
der diese hemmt oder fördert, jedenfalls mannichfaltig in
ihrer Entfaltung bedingt und bestimmt.
In Attika tritt wie in wenigen Ländern jene glückliche
Harmonie zwischen Seele und Körper ein, die zu allen Zeiten
nur den Auserwählten zu Theil geworden ist.
Charakteristisch für die attische Landschaft sind vor
Allem ja die schon von den Alten begeistert gepriesene1)
Feinheit und Reinheit der Luft, die leuchtende Klarheit der
Atmosphäre bei Tag und Nacht — fast keinen Tag im Jahre
giebt es, wro die Athener die Sonne nicht sähen, und fast
keine Nacht, wo die Sterne ganz unsichtbar blieben, und
1) Vgl. Euripides, Med. 819 tt'. 'Epexöciocu . . . dei btd XaiaitpoTu-rou
ßinvovrec dßpwc aiödpoc. Aristides, Pattathen. S. 161 Diudorf oü y«P
tcxrv öctic tiliv irepl yr\v depuiv tocoötov dqpecTUKe yf\c tt) qiücci oibk
aiöepi laaXÄov eiKacrai. Ebend. S. 15G eiuönXov f>£ kü! tok öcp6aX|Lio'ic
ttX^ov tou cuvrjöouc tö <pwc ^YTiTvönevov, dcpcupoOcnc rj&n Tf|v ttoXXv|v
dxXöv übe üXr|Öwc Kai Ka6' "Op.opov ciTrelv Tfjc 'A6nväc £ti Tfj x^pa
itpocafövTUJv. Dion Chrysost. VI 2 (s. unten) töv d^pa koü<pov. Uud zwar
hobt sich die specielb Athen umgebende Luftschicht noch vor der übri-
gen attischen hervor, s. den Ausspruch des Aristides unten (auf S. 123).
geschichte, die Entwickelung der einzelnen Völker ist mit
nichten einfach gleich dem Produkte der gegebenen Natur-
verliältnisse: unter erschwerenden physischen Bedingungen
haben sich begabte Nationen zu hoher Kulturstufe empor-
gearbeitet, und auf der andern Seite haben auch die vortreff-
lichsten Wohnsitze unfähigen Stämmen die eigene Thatkraft
nicht ersetzen können. Wohl aber ist, zumal in altern Zei-
ten, wo die Naturverhältnisse minder leicht überwunden wur-
den, die umgebende Natur ein gewichtiges Faktum, der Kör-
per gleichsam, in den die Seele der Bewohner gesteckt ist,
der diese hemmt oder fördert, jedenfalls mannichfaltig in
ihrer Entfaltung bedingt und bestimmt.
In Attika tritt wie in wenigen Ländern jene glückliche
Harmonie zwischen Seele und Körper ein, die zu allen Zeiten
nur den Auserwählten zu Theil geworden ist.
Charakteristisch für die attische Landschaft sind vor
Allem ja die schon von den Alten begeistert gepriesene1)
Feinheit und Reinheit der Luft, die leuchtende Klarheit der
Atmosphäre bei Tag und Nacht — fast keinen Tag im Jahre
giebt es, wro die Athener die Sonne nicht sähen, und fast
keine Nacht, wo die Sterne ganz unsichtbar blieben, und
1) Vgl. Euripides, Med. 819 tt'. 'Epexöciocu . . . dei btd XaiaitpoTu-rou
ßinvovrec dßpwc aiödpoc. Aristides, Pattathen. S. 161 Diudorf oü y«P
tcxrv öctic tiliv irepl yr\v depuiv tocoötov dqpecTUKe yf\c tt) qiücci oibk
aiöepi laaXÄov eiKacrai. Ebend. S. 15G eiuönXov f>£ kü! tok öcp6aX|Lio'ic
ttX^ov tou cuvrjöouc tö <pwc ^YTiTvönevov, dcpcupoOcnc rj&n Tf|v ttoXXv|v
dxXöv übe üXr|Öwc Kai Ka6' "Op.opov ciTrelv Tfjc 'A6nväc £ti Tfj x^pa
itpocafövTUJv. Dion Chrysost. VI 2 (s. unten) töv d^pa koü<pov. Uud zwar
hobt sich die specielb Athen umgebende Luftschicht noch vor der übri-
gen attischen hervor, s. den Ausspruch des Aristides unten (auf S. 123).