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Wachsmuth, Curt
Die Stadt Athen im Alterthum (Band 1) — Leipzig, 1874

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https://doi.org/10.11588/diglit.12670#0106

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— 94 —

selbst der trüben Tage und Nächte ist nur eine kleine An-
zahl ') —, die eben durch die feinen Dünste bedingte Wärme
und der Reichthum der Farbentöne in der Natur, namentlich
im Sommer bei untergehender Sonne, die ausserordentlich
bestimmten Konturen, die allen attischen Bergen eignen und
die sich in dem glänzend reinen Horizonte auf das schärfste
abheben2). Ebenfalls schon im Alterthume brachte man mit
dem attischen Aether die grössere Feinheit des attischen Geistes
in Zusammenhang3); und in der f hat: wohl ist dem attischen

1) Nach den unten genauer besprochenen zwölfjährigen Beobach-
tungen des Direktors der athenischen Sternwarte, Dr. Julius Schmidt
giebt es im Mittel noch nicht zwei Tagejährlich, wo derllimmel so bedeckt
ist, dass die Sonne unsichtbar bleibt; und trübe Tage, d. h. solche, bei
denen die Menge der Wolken die Fläche des klaren Himmels um das
Vierfache übertrifft, giebt es nach ebenfalls 12jährigen Beobachtungen
24 im Mittel jährlich. Dagegen giebt es klare Tage im Mittel 192
jährlich und heitere (wo nur höchstens ein Fünftel des Himmels be-
deckt ist) etwa 147 (s. Matthiessen bei A. Mommsen, Griech. Jahreszeiten
S. 141 und die auf Monate vertheilte Tabelle weiter unten). Für die
JS'ächte liegen nicht so ausgedehnte Beobachtungen vor; Matthiessen
a. a. 0. erwähnt sie gar nicht. Nach den Bemerkungen von Schmidt
gab es in den Jahren 1859, 1860 und 1861 drei bis sechs sterndunkele
Nächte (s. Pithlications de l'observatoire d' Athenes, Neue Serie I S. 214,
II S. 8G und 198): und im Allgemeinen versichert er (1 S. 219), die
Zahl der durchaus heitern Nächte sei ausnehmend gross. Es ist über-
flüssig, neben diesen exakten Zahlen des Fachmanns allgemeine Aus-
sprüche von Laien oder die nicht minder laienhaften eigenen Wahr-
nehmungen anzuführen, zumal nirgends Irrthümer bei dilettantischem
Betrieb unvermeidlicher sind als bei Wetterbeobachtungen.

2) Auch das hat schon Aristides im Panathen. a. a. ü. hervor-
gehoben: Kai ur'iv ir|v f£ tüjv öpwv (paibpÖTnTa Kai x"Plv T'c °ük öv
dfacögiri;

3) S. Cicero de fato IV 7 Athenis tenue caelum ex quo etiam
acutiores putantur Attici (vgl. de deor. not. II 16, 42) und Cassiodor.
Var. XII 15 antiqui Athenas sedem sapientiae esse dixerunt quae
ueris puritate peruneta lucidissimos sensus ad contemplativam par-
tem felici largitate praeparavü. Vgl. auch den anonym. Biographen
des Pythagoras in Photios' Biblioth. S. 441" 28 ff. Bekker oiö Kai oiio'
tTieicaKTÖc ecxiv (uüc eliretv) i\ iraioeia tv iaic 'A6r)vaic, &W ek qmceujc
ÜTtupxouca, toü ToioUTOU ä^poc icxvotcitou övtoc Kai Ka6apaiTdTou, wc
ufi uövov Tifjv ff\v XeTiTuveiv äXXd Kai töc i|juxäc tüjv äv8pumiuv. Da-
gegen weiss ich nicht, woher die Behauptung rührt, die ich öfters ge-
funden habe, Lukian im Nigrinös (14?) sage, „es herrsche in Athen
ein ganz philosophisches Klima, das schönste für schön denkende Men-
schen"; bei Lukian steht davon nichts.
 
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