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Wachsmuth, Curt
Die Stadt Athen im Alterthum (Band 1) — Leipzig, 1874

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https://doi.org/10.11588/diglit.12670#0369

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Wo aber der Demos Agkyle, in dem auch eine Vorstadt
sich ausbreitete1), lag, ist bis jetzt nicht zu erkennen2).

5 Thescion oder Herakleion in Melite?

Noch immer besteht das eigentümliche Schicksal l'ort,
welches den von sämmtlichen athenischen Monumenten aur
glücklichsten erhaltenen Tempel, den beim Eingang der heu-
tigen Stadt an dem Rande des erhöhten Terrains gelegenen,
zu einer Kapelle des H. Georgios umgewandelten, zur Zeit
als Alterthums - Museum benutzten dorischen Hexastylos zu
keiner sicheren Benennung hat gelangen lassen.

Die traditionelle Bezeichnung als Theseion taucht zuerst
Ende des 15. Jahrhunderts auf in dem Pariser Traktat rrepl
ArriKfjc, in dem sich die Notiz findet de töv orriov y^pyiov
töv äKaudn fjiov tö KepauiKÖv Kai ö vaöc toü Oiceuuc-*). Jedoch
ist damit nach dem, was ich oben (S. GO ff.) über diesen Trak-
tat auseinandergesetzt habe, keinesweges gesagt, dass hier
eine wirkliche Ueberlief'erung aus dem Alterthum anzunehmen
sei: es ist eine Namengebung, die von einem Halbgelehrten

1) Alkipliron III 4a Xoucd/aevoi eic tö £v Cnpcrrfeiw (im Peiraieus
s. S. 310) ßaXcivetov dutfn TteuuTriv üjpav bpöuov dtpevTec eic tö Trpo-
dcxeiov tö 'ATKÖXnC (Iloss 'ATKuXnci) tö XaptKXeouc xoö ueipaidcKou
wxöueBa. Harpokrat. u. d. W. TpixtqpaXoc ö 'Epfif^c. 'IcaToc tv tw upöc
CüKXeibnv, „|uiKpöv 6' övuu toü TpiK£q;dXou irapd Tr|v 'Gcticcv (V Koss
vermuthot, gewiss irrig ic 'GcTiaiav oder 'EcTiaiavbe; Saal a. gl. a. ü.
S. 5 meint, es bedeute den Weg nach dem llestiatompel!) öböv'-, tö
TXfjpec £CTi toö TpiKetpdXou '£puoü' toötov be <pnci <t>iX6xopoc ev f'
(Prg. 09 bei Müller, frg. hist. Gr. I S. 395) €üK\dbnv dvaeüvai WfKÜ-
^iciv (Sauppe, de dentis S. 22 verm. 'AYpuXr|civ).

2) Vgl. lioss, all. Dem. S. 5; Saal, de demorum Attieae per tribus
distributione II demos tribus Acgeidis tenens (Köln 1807) S. 0 folgert
aus der angeführten Stelle des Alkipliron, dass er beim Peiraieus ge-
legen habe, doch reicht zu einem solchen Schlüsse die bezeichnete
Notiz offenbar nicht aus.

3) Koss irrt also mit seinem Nachweis, auf den er wiederholt (vgl.
namentlich arch. Aufs. II S. 255) das grösste Gewicht legt, dass der
Name Theseion erst Ende des 17. Jahrhunderts in der Zeit der Kind-
heit der athenischen Topographie aulgekommen sei und zwar erdacht
von dem Consul Giraud oder den französischen Kapuzinern lediglich zu-
folge einer verkehrten Identifikation der Skulpturen an der Aussenseite
des Tempels mit den von Pausanias im Innern des Tempels erwähnten.
Wandgemälden.
 
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