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Wachsmuth, Curt
Die Stadt Athen im Alterthum (Band 1) — Leipzig, 1874

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https://doi.org/10.11588/diglit.12670#0415
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— 403 —

dieser Seite kein Bedenken dem entgegen, dass dieses fremde
Element nach Athen gelangt sei.

. Noch Eins darf nicht unerwähnt bleiben. In Eleusis
wenigstens1) stehen die Kulte thrakischer Religion in engster
Verbindung mit dem Dienst der Demeter und Persephone: auch
in Athen fehlt es nicht an Daten, die damit übereinkommen. So
wrar die Feier des Dionysos gerade an dem ältesten, dem
Anthesterienfeste2), eine mystische, zu Demeter und Perse-
phone in Beziehung stehende3): und das Grab des als Sänger
der eleusiiiischen Gottheiten, insbesondere der Demeter, ge-
feierten Hymnendichters Musaios') finden wir eben auf dem
Museion. Es wird deswegen erlaubt sein, die unmittelbar an
den bezeichneten Distrikt anstossenden, aber bereits auf den
jenseitigen Höhen am Iiissos gelegenen Heiligthümer der
Demeter und Persephone mit in diese „thrakisehen" Grün-
dungen zu ziehen, das heisst zu vermuthen, dass sie von dem-
selben Stamme wie die Dionysos- und Musemlienste gestiftet
wurden. -

S. 152 f., Deimling, Lelcgcr S. Gö, Gerhard, Hilderkreis von Jileusis S. 279
N.-öl, Hehn, Kulturpflanzen S. 24 f.

1) Die Versuche, den Demeterdienst in Eleusis von den Böotischen
Thrakern herzuleiten, wie sie namentlich Voss zum homer. Hymnus aut
Demeter angestellt hat, schweben freilich ganz in der Luft: überhaupt
ist es nach dem vorliegenden Material durchaus unmöglich, den thra-
kischen Ursprung -des Demeterdienstes direkt zu beweisen. Wäre wirk-
lich in dem ältesten Denkmal der eleusiiiischen Demeterreligion, in dem
homer, Hymnus V. 17 unter dem Nuciov irebiov, auf dem der ltaub der
Kore erfolgt, das thrakische zu verstehen, wie Helm S. 16G annimmt
(und es lassen sich ausser dem von ihm angeführten dafür mancherlei
Gründe geltend machen), so wäre damit wenigstens ein neuer Finger-
zeig nach Thrakien gewonnen: doch hat die Sache so gewichtige andere
bedenken, dass ich hier davon ganz absehe. Jedenfalls aber rnuss die-
ser mystische Dienst in Eleusis von fremden Elementen eingebracht
sein (vgl. auch Bergk im Philolog. XIV S. 3S8, These 83), und diese
stehen nach Allem in unmittelbarem Zusammenhang mit den sog. thra-
kischen Einwanderern.

2) Thuk. II 15,4 tü dpxaiörepa Aiovüau tf) oiubeKUTn noieiTai tv unvi
'AvGecTnpuüvi, wcucp Kai oi dir' 'A9v)vcuujv "Iwvec e'n Kai vüv vouteouav.

3) S. Preller, gr. Myth. P S. 528 f.; Mommseh, Heortol. S. 371 f.

4) S. Preller a. ä. 0. II2 S. 494 f., auch den Lykomiden sollte er
einen Hj'mnus auf Demeter gedichtet haben (Paus. IV 1, 5; vgl.
I 22, 7).

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