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Wachsmuth, Curt
Die Stadt Athen im Alterthum (Band 2, Erste Abtheilung) — Leipzig, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.12671#0251
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Pforten

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wohl durch das fortifikatorische Interesse hervorgerufen waren;
man konnte bei Belagerungen einzelne Personen so auf mög-
lichst ungefährliche Weise aus- und eingehen lassen; auch
als Ausfallspforten für eine kleine Schaar mögen sie benutzt
worden sein. So wird es sich auch erklären; dass diese
Pförtchen sich gewöhnlich in der Nähe eines Hauptthores
befanden1), in Athen z. B. eins unmittelbar neben der „Hiera
Pyle" (s. oben S. 222). In Friedenszeiten dagegen mögen diese
Nebenpförtchen von Pussgängern viel benutzt sein; um dem
Wagengedränge zu entgehen, wie das für die ttuXic am Haupt-
thor vom Peiraieus oben (S. 34) direkt angenommen wurde.
Doch ist sehr denkbar, dass es ausserdem noch manche andere
solche Pförtchen in dem Mauerring gab, die für bestimmte
Gegenden der Stadtumgebung rasche Kommunikation ermög-
lichten, während man die Zahl der Hauptthore aus ein-
leuchtenden fortifikatorischen Gründen so sehr wie möglich
beschränkte2).

Die Aufsicht über die Fortifikationen kam wie über-
haupt die gesammte Sorge für die Sicherheit des Landes
den Strategen zu: aber an eine ständige militärische Be-
wachung sei's auch nur der Thore oder sonstiger besonders
wichtiger Punkte ist in Friedenszeiten gewiss nicht zu denken.
Nur die Thorwärter (ttuaujpoi), die in friedlichen Zeiten frei-
lich mehr polizeiliche Funktionen ausgeübt haben, könnte man
allenfalls hieher rechnen3). Erst wenn der Feind im Lande
stand, trat der Wachtdienst auf der Enceinte ein; und die
Athener haben denselben im peloponnesischen Krieg in grosser

1) So liegt in Tarent das eine bei dem temenidischen, das andere
bei dem Hafenthor, durch letzteres entflieht C. Livius, gleichwie in
Athen biä ttuXiöoc |uiKpac Lachares (s. Bd. I a. a. 0.). — Es kommt auf
dasselbe hinaus, wenn diese Pförtchen durch Thürme gedeckt werden,
wie das für zwei auf der Landseite der Peiraieusenceinte oben (S. 36)
erwähnt wurde.

2) Für die uuXioec des Peiraieus, die nach der Seeseite lagen,
musste eben diese Erklärung dienen (s. oben S. 31 f.).

3) Ueber die Thorwärter wird gleich (S. 226) die Rede sein; dass
sie den Strategen unterstellt waren (ebenso wie die Burgwärter),
scheint einleuchtend.

Wachsmuth, die Stadt Athen. II. 15
 
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