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Stadtmauern und Stadtthore
grosse Bedenken bleiben, da doch sehr vieles für ein wirk-
liches Thor spricht, ausser dem schon Angeführten z. B. die
Spuren sehr starken Verkehrs in älterer Zeit, wie die ab-
gestossene Ecke des Thurmes am äusseren Verschluss1).
Was endlich die Thüren dieser Thorgebäude betrifft, so
waren sie unzweifelhaft aus Holz, wie allein schon die komische
Wiederspiegelung fortifikatorischer Arbeiten in Aristophanes'
Vögelstadt lehren würde2). Wahrscheinlich waren diese
grossen Thorfmgel jedoch mit Erz bekleidet (wie z. B. die
Thüren der Philonischen Skeuothek): wenn ich auch ein Zeug-
niss dafür nicht beibringen kann. Doch ist der Verschluss
wenigstens in älterer Zeit noch ein höchst primitiver, nur
durch einen eisernen Bolzen bewerkstelligt, der den Quer-
riegel festlegte3). Hervorheben möchte ich aber noch eine
Eigenthümlichkeit, die freilich auch nicht für Athen direkt
bezeugt ist, aber unbedenklich angenommen werden darf: es
war nämlich hellenische Sitte, in den mächtigen Thorflügeln
wenigstens eines Hauptthores eine kleine Thür (eKTOuaöa)
auszuschneiden (wie bei unseren alten Burgthoren) und diese
bei Belagerungen oder Gefährdung der Stadt für den Ver-
kehr der Fussgänger allein zu öffnen4).
Ausser den grossen Thoren hatte Athen — wie alle festen
Städte5) — auch Pförtchen6), die zunächst und wesentlich
1) S. v. Alten S. 31 und 39 ff.
2) Aristoph., Vögel V. 1154 ff. öpvi6ec rjcav xeKxovec | coqpwxaxoi ire-
XeKävxec cn xoic püYXectv | d-rreueAeKrjcav xdc uüAac • fjv 5' ö ktüttoc | auxujv
ireXeKUJVXuuv uiarep ev vauTrrjYiuj. | Kai vöv äTravr' eKeiva TreTrüAujxai itüAcüc.
3) Vgl. z. B. Thukyd. II 4, 3; Aineias K. 18 ist besonders instruktiv.
4) Unsere Kenntniss beruht lediglich auf der Anweisung des
Aineias K. 28, 1 TrpovoeicBcu be Kai xdoe ev cpößiu oöene TroAeaic, Trü\ac
xdc uev äAAac KeKÄeicGai, uiav oe dveiuxöai, r| av 5uerrpocu)5aTov r\ xnc
TröAeaic . . . Kai ev xaux^ eKxo|ud5a eivai, v'va cuü|uaxa dvBpdrrruuv öi5
auxf|c eE(r) Kai eicirj KaO1 ev.
5) So z. 13. Tarent: vgl. Polyb. VIII 27, 8; 31, 9; 32, 6; wo diese
Nebenpförtchen pivoiruAai genannt werden.
6) Sie sind alle in Bd. I S. 347 aufgezählt; lag das Weinhaus
der Alke ev KepaueiKil) irapa xnv nuXioa etwa bei dem Pförtchen, das
neben der „Hiera Pyle" aufgedeckt ist? [Dieselbe Vermnthnng finde
ich auch bei Milchhöfer, Athen S. 149, der auf die Reste einer Kelter-
anlage bei jenem Pförtchen hinweist.]
Stadtmauern und Stadtthore
grosse Bedenken bleiben, da doch sehr vieles für ein wirk-
liches Thor spricht, ausser dem schon Angeführten z. B. die
Spuren sehr starken Verkehrs in älterer Zeit, wie die ab-
gestossene Ecke des Thurmes am äusseren Verschluss1).
Was endlich die Thüren dieser Thorgebäude betrifft, so
waren sie unzweifelhaft aus Holz, wie allein schon die komische
Wiederspiegelung fortifikatorischer Arbeiten in Aristophanes'
Vögelstadt lehren würde2). Wahrscheinlich waren diese
grossen Thorfmgel jedoch mit Erz bekleidet (wie z. B. die
Thüren der Philonischen Skeuothek): wenn ich auch ein Zeug-
niss dafür nicht beibringen kann. Doch ist der Verschluss
wenigstens in älterer Zeit noch ein höchst primitiver, nur
durch einen eisernen Bolzen bewerkstelligt, der den Quer-
riegel festlegte3). Hervorheben möchte ich aber noch eine
Eigenthümlichkeit, die freilich auch nicht für Athen direkt
bezeugt ist, aber unbedenklich angenommen werden darf: es
war nämlich hellenische Sitte, in den mächtigen Thorflügeln
wenigstens eines Hauptthores eine kleine Thür (eKTOuaöa)
auszuschneiden (wie bei unseren alten Burgthoren) und diese
bei Belagerungen oder Gefährdung der Stadt für den Ver-
kehr der Fussgänger allein zu öffnen4).
Ausser den grossen Thoren hatte Athen — wie alle festen
Städte5) — auch Pförtchen6), die zunächst und wesentlich
1) S. v. Alten S. 31 und 39 ff.
2) Aristoph., Vögel V. 1154 ff. öpvi6ec rjcav xeKxovec | coqpwxaxoi ire-
XeKävxec cn xoic püYXectv | d-rreueAeKrjcav xdc uüAac • fjv 5' ö ktüttoc | auxujv
ireXeKUJVXuuv uiarep ev vauTrrjYiuj. | Kai vöv äTravr' eKeiva TreTrüAujxai itüAcüc.
3) Vgl. z. B. Thukyd. II 4, 3; Aineias K. 18 ist besonders instruktiv.
4) Unsere Kenntniss beruht lediglich auf der Anweisung des
Aineias K. 28, 1 TrpovoeicBcu be Kai xdoe ev cpößiu oöene TroAeaic, Trü\ac
xdc uev äAAac KeKÄeicGai, uiav oe dveiuxöai, r| av 5uerrpocu)5aTov r\ xnc
TröAeaic . . . Kai ev xaux^ eKxo|ud5a eivai, v'va cuü|uaxa dvBpdrrruuv öi5
auxf|c eE(r) Kai eicirj KaO1 ev.
5) So z. 13. Tarent: vgl. Polyb. VIII 27, 8; 31, 9; 32, 6; wo diese
Nebenpförtchen pivoiruAai genannt werden.
6) Sie sind alle in Bd. I S. 347 aufgezählt; lag das Weinhaus
der Alke ev KepaueiKil) irapa xnv nuXioa etwa bei dem Pförtchen, das
neben der „Hiera Pyle" aufgedeckt ist? [Dieselbe Vermnthnng finde
ich auch bei Milchhöfer, Athen S. 149, der auf die Reste einer Kelter-
anlage bei jenem Pförtchen hinweist.]