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Städtische Demen und Quartiere
nisclien Reformen durchgeführte, wenn auch sicher möglichst
an Bestehendes sich anlehnende Ordnung vorliegt, bleibt
fraglich, ob nicht diesen Eponymen öfters einfach in dem
Heiligthume eines speciellen Schutzgottes oder eines Haupt-
gottes, den der Demos von Alters her verehrte, eine Kult-
stätte errichtet wurde: wenigstens wurde auch mythisch eine
solche Verbindung offenbar angestrebt. So wissen wir, dass
Herakles von den Meliteern in einem demotischen Sonder-
kult noch später verehrt wurde1) und finden ihm als
1) Dass ein solcher Specialkult des Herakles von Seiten der De-
moten von Melite bestand, ist durch die auf Apollodoros zurück-
gehenden Zeugnisse, die Bd. I S. 406 Anm. 3 zusammengestellt sind,
gesichert: und dass dieser mit seinem alterthiimlichen und eigenartigen,
den Späteren in seiner Simplicität unverständlichen Opfer älter ist als
die Stiftung des ä^a\}xa des Ageladas zur Zeit der grossen Pest (welches
äfaXixa ja von dem Grammatiker offenbar nur erwähnt war, weil er
annahm, dass von Aristophanes Xanthias' Kostüm mit dem dieser Bild-
säule verglichen werde), schien und scheint mir so selbstverständlich,
dass kein Wort darüber zu verlieren. Aber das Ansehen dieses Herakles-
kultus, das in Wilamowitz (Kydathcn S. 153) gleichfalls einen leiden-
schaftlichen Gegner gefunden hat, muss doch noch mit einem Worte
berührt werden. Dieselben Autoren (in den Schob zu Arist., Frosch.
V. 501), die, wenn sie von der Stiftung des aya^ua sprechen, ihm zu „den
achtbarsten Grammatikern" (S. 153) gehören, sind ganz nichtsnutzig,
wenn sie ausdrücklich angeben, dass in Melite ein hervorragendes
(eTncpavecTOiTOv) Heiligthum gewesen sei. (Und solches Schwanken des
Urtheils an einer Stelle, wo er mit grosser Emphase die wahre For-
schung der Träumerei oder noch Schlimmerem gegenüberstellt!) Da-
gegen sollen wir uns durchaus der Polemik anschliessen, die ein
Apollonios in dens. Scholien gegen diese Autoren vorträgt. Jener
Apollonios mag der Sohn des Chairis sein, wie Wilamowitz will —
alles Nöthige über ihn war längst von Schneider, de schol. Aristoph.
font. S. 89 mit der gebotenen Vorsicht gesagt; denn die Sache ist sehr
unsicher —, was berechtigt uns, sein Urtheil so hoch zu stellen und
als in attischen Dingen maassgebend zu betrachten? Begeht er nicht
eben an dieser Stelle zwei Irrthümer in Atticis, indem er Kallias den
Archonten von Ol. 93, 3 als Sohn des Hipponikos nimmt und leugnet,
dass die Provenienz der Götter mit 6k bezeichnet werde? Und lässt
er sich nicht eben hier einen starken chronologischen Schnitzer zu
Schulden kommen, indem er in Abrede stellt, dass in den Fröschen (!)
eine Beziehung auf das erst infolge der grossen Pest gegründete
otYaXua möglich sei? Und was sagt er denn eigentlich? Sagt er
wirklich, was ihn Wilamowitz auch noch jetzt (Herrn. XXII S. 126
Städtische Demen und Quartiere
nisclien Reformen durchgeführte, wenn auch sicher möglichst
an Bestehendes sich anlehnende Ordnung vorliegt, bleibt
fraglich, ob nicht diesen Eponymen öfters einfach in dem
Heiligthume eines speciellen Schutzgottes oder eines Haupt-
gottes, den der Demos von Alters her verehrte, eine Kult-
stätte errichtet wurde: wenigstens wurde auch mythisch eine
solche Verbindung offenbar angestrebt. So wissen wir, dass
Herakles von den Meliteern in einem demotischen Sonder-
kult noch später verehrt wurde1) und finden ihm als
1) Dass ein solcher Specialkult des Herakles von Seiten der De-
moten von Melite bestand, ist durch die auf Apollodoros zurück-
gehenden Zeugnisse, die Bd. I S. 406 Anm. 3 zusammengestellt sind,
gesichert: und dass dieser mit seinem alterthiimlichen und eigenartigen,
den Späteren in seiner Simplicität unverständlichen Opfer älter ist als
die Stiftung des ä^a\}xa des Ageladas zur Zeit der grossen Pest (welches
äfaXixa ja von dem Grammatiker offenbar nur erwähnt war, weil er
annahm, dass von Aristophanes Xanthias' Kostüm mit dem dieser Bild-
säule verglichen werde), schien und scheint mir so selbstverständlich,
dass kein Wort darüber zu verlieren. Aber das Ansehen dieses Herakles-
kultus, das in Wilamowitz (Kydathcn S. 153) gleichfalls einen leiden-
schaftlichen Gegner gefunden hat, muss doch noch mit einem Worte
berührt werden. Dieselben Autoren (in den Schob zu Arist., Frosch.
V. 501), die, wenn sie von der Stiftung des aya^ua sprechen, ihm zu „den
achtbarsten Grammatikern" (S. 153) gehören, sind ganz nichtsnutzig,
wenn sie ausdrücklich angeben, dass in Melite ein hervorragendes
(eTncpavecTOiTOv) Heiligthum gewesen sei. (Und solches Schwanken des
Urtheils an einer Stelle, wo er mit grosser Emphase die wahre For-
schung der Träumerei oder noch Schlimmerem gegenüberstellt!) Da-
gegen sollen wir uns durchaus der Polemik anschliessen, die ein
Apollonios in dens. Scholien gegen diese Autoren vorträgt. Jener
Apollonios mag der Sohn des Chairis sein, wie Wilamowitz will —
alles Nöthige über ihn war längst von Schneider, de schol. Aristoph.
font. S. 89 mit der gebotenen Vorsicht gesagt; denn die Sache ist sehr
unsicher —, was berechtigt uns, sein Urtheil so hoch zu stellen und
als in attischen Dingen maassgebend zu betrachten? Begeht er nicht
eben an dieser Stelle zwei Irrthümer in Atticis, indem er Kallias den
Archonten von Ol. 93, 3 als Sohn des Hipponikos nimmt und leugnet,
dass die Provenienz der Götter mit 6k bezeichnet werde? Und lässt
er sich nicht eben hier einen starken chronologischen Schnitzer zu
Schulden kommen, indem er in Abrede stellt, dass in den Fröschen (!)
eine Beziehung auf das erst infolge der grossen Pest gegründete
otYaXua möglich sei? Und was sagt er denn eigentlich? Sagt er
wirklich, was ihn Wilamowitz auch noch jetzt (Herrn. XXII S. 126