284
Die Strassen der Stadt
Trottoirs, die an sich ja auch bei chaussirten Strassen
möglich wären, werden niemals erwähnt und in der Blüthe-
zeit gab es solche bestimmt nicht; ob aber in der Kaiser-
zeit unter römischem Kultureinfluss Gangwege eingerichtet
wurden, lässt sich nicht entscheiden1). Jedoch waren die
erbaut war, bildeten offenbar auch in den hellenistischen Städte-
anlagen Kleinasiens noch eine Ausnahme: ja es scheint ein direkter
Beweis dafür, dass damals die Pflasterung städtischer Strassen noch nicht
sehr im Brauch war, in der eben von Strab. a. a. 0. bezeugten That-
sache zu liegen, dass von den städtischen Baumeistern bei der Strassen-
pflasterung ein schwerer Fehler durch Verabsäumung der nöthigen
Abzugskanäle begangen war (ev b' eXdxxujua tüjv dpxvreKxövuiv oii
uixpöv, ö'ti iac öboüc eropvüvTec uTroppüceic oök ebujxav auxalc äA\5
iumoXäZex xä cKÜßaXa Kai udXtcxa ev xaic öußpotc eiraqpieuevujv xwv
aTTOCKeuujv: schöne Zustände!). (Der von Nissen, pompej. Stud. S. 519
als möglich bezeichneten Annahme, dass Smyrna erst nachträglich
unter römischer Anregung so ausgerüstet sei, scheint somit jeder
Boden entzogen.) Noch ältere sichere Beispiele von Strassenpflasterung
in der hellenischen Welt fehlen: denn ob die Strasse, die in Messene
vom nördlichen Thor in die innere Stadt führt und deren sorgfältige
Belegung mit viereckigen Steinen man noch jetzt eine Strecke ver-
folgen kann, schon zur Zeit des Epameinondas (wie Bursian im litt.
Gentralbl. 1879 S. 619 hervorhebt) oder erst später gepflastert ist,
können wir nicht entscheiden. Und für die Strassen der Stadt Rom
ist erst unter den Censoren des Jahres 174 v. Chr., Q. Fulvius Flaccus
und A. Postumius Albinus, der Anfang der Pflasterung gemacht. Das
bezeugen die ausdrücklichen Worte des Livius XXXI 27, 5 censores
vias sternendas silice in urbe . . . marginandasque primi omnium loca-
verunt; und ich wage nicht gegen Mommsen (Hermes XII S. 486 ff.) mit
Jordan, Topogr. von Born I S. 524, das bloss auf eine Verbesserung der
Pflasterung zu deuten; seine Ausführungen weisen wohl eine frühere
Chaussirung der Stadtstrassen nach, reichen aber nicht aus für den
Beweis früherer Pflasterung: und auf diesen wichtigen Unterschied
kommt hier eben alles an (vgl. auch Nissen a. a. 0. S. 520).
3) S. unten den Abschnitt über die Agora im Anfang. Es ist
daraus übrigens zugleich ersichtlich, dass die Pflasterung, von der
Adler, die Stoa des Königs Attalos (1875) S. 13 Spuren vor dem
, Quellenbau unter der Nordostecke der Attalosstoa aus ganz alter Zeit
erkennen will, sicherlich nicht einer Strasse, sondern nur dem Markt
angehören kann.
1) -niZai und dvbpoßduovec sind die griechischen Ausdrücke der
Kaiserzeit; beide sind aber nur für den Gangweg der Landstrasse ge-
braucht; s. Lukian., Tragodopod. V. 238 elc öboü TreZav cxevnv und
Die Strassen der Stadt
Trottoirs, die an sich ja auch bei chaussirten Strassen
möglich wären, werden niemals erwähnt und in der Blüthe-
zeit gab es solche bestimmt nicht; ob aber in der Kaiser-
zeit unter römischem Kultureinfluss Gangwege eingerichtet
wurden, lässt sich nicht entscheiden1). Jedoch waren die
erbaut war, bildeten offenbar auch in den hellenistischen Städte-
anlagen Kleinasiens noch eine Ausnahme: ja es scheint ein direkter
Beweis dafür, dass damals die Pflasterung städtischer Strassen noch nicht
sehr im Brauch war, in der eben von Strab. a. a. 0. bezeugten That-
sache zu liegen, dass von den städtischen Baumeistern bei der Strassen-
pflasterung ein schwerer Fehler durch Verabsäumung der nöthigen
Abzugskanäle begangen war (ev b' eXdxxujua tüjv dpxvreKxövuiv oii
uixpöv, ö'ti iac öboüc eropvüvTec uTroppüceic oök ebujxav auxalc äA\5
iumoXäZex xä cKÜßaXa Kai udXtcxa ev xaic öußpotc eiraqpieuevujv xwv
aTTOCKeuujv: schöne Zustände!). (Der von Nissen, pompej. Stud. S. 519
als möglich bezeichneten Annahme, dass Smyrna erst nachträglich
unter römischer Anregung so ausgerüstet sei, scheint somit jeder
Boden entzogen.) Noch ältere sichere Beispiele von Strassenpflasterung
in der hellenischen Welt fehlen: denn ob die Strasse, die in Messene
vom nördlichen Thor in die innere Stadt führt und deren sorgfältige
Belegung mit viereckigen Steinen man noch jetzt eine Strecke ver-
folgen kann, schon zur Zeit des Epameinondas (wie Bursian im litt.
Gentralbl. 1879 S. 619 hervorhebt) oder erst später gepflastert ist,
können wir nicht entscheiden. Und für die Strassen der Stadt Rom
ist erst unter den Censoren des Jahres 174 v. Chr., Q. Fulvius Flaccus
und A. Postumius Albinus, der Anfang der Pflasterung gemacht. Das
bezeugen die ausdrücklichen Worte des Livius XXXI 27, 5 censores
vias sternendas silice in urbe . . . marginandasque primi omnium loca-
verunt; und ich wage nicht gegen Mommsen (Hermes XII S. 486 ff.) mit
Jordan, Topogr. von Born I S. 524, das bloss auf eine Verbesserung der
Pflasterung zu deuten; seine Ausführungen weisen wohl eine frühere
Chaussirung der Stadtstrassen nach, reichen aber nicht aus für den
Beweis früherer Pflasterung: und auf diesen wichtigen Unterschied
kommt hier eben alles an (vgl. auch Nissen a. a. 0. S. 520).
3) S. unten den Abschnitt über die Agora im Anfang. Es ist
daraus übrigens zugleich ersichtlich, dass die Pflasterung, von der
Adler, die Stoa des Königs Attalos (1875) S. 13 Spuren vor dem
, Quellenbau unter der Nordostecke der Attalosstoa aus ganz alter Zeit
erkennen will, sicherlich nicht einer Strasse, sondern nur dem Markt
angehören kann.
1) -niZai und dvbpoßduovec sind die griechischen Ausdrücke der
Kaiserzeit; beide sind aber nur für den Gangweg der Landstrasse ge-
braucht; s. Lukian., Tragodopod. V. 238 elc öboü TreZav cxevnv und