Politisches Leben (Metroon)
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verwahrt wurden1), und die von den Kosmeten angefertigten
Kataloge der jährlichen Epheben2). Das alles natürlich nur
handschriftlich und zwar auf Papyrus geschrieben3).
Sehr begreiflich, dass dem Staatsarchiv auch andere
wichtige öffentliche Aktenstücke einverleibt wurden, so die
Gerichtsakten in öffentlichen Processen (natürlich erst nach
Beendigung des Gerichtsverfahrens). Nachweisbar ist das zu-
nächst für die Klagschriften bez. für die berühmte Klagschrift
des Meietos in dem Process des Sokrates, welche noch Favo-
rinus (oder wenigstens sein Gewährsmann) im Metroon las4).
1) Böckh, Staatsh. II S. 367 = C. i. Att. II N. 476 (um 100 v. Chr.)
Z. 52 f. [KcrraßajMecGujcav be Kai xeiP0Ypaqpo[v ei]c tö [unTpüu]io[v] (so
Köhler, [6r)|uöc]io[v] Böckh), utv av TrapaAdß[uj]a Kai Tra[p]a[5üuav]
(nämlich die Gemeindesklaven, welche die Maasse und Gewichte auf-
zubewahren hatten).
2) So heisst es von dem Kosmefcen Epiktetos aus dem Archontat
des Thrasyllos (61 n. Chr.) in der Inschr. Philist. IV S. 332 = G. i.
Att. III N. 1085 Toücöe TrapeoaiKev ecpf|ßouc eic tö unxpujov. Vgl. über
diese Ephebenkataloge, die handschriftlich im Metroon aufbewahrt, aber
auf Stein in dem betr. Gymnasion aufgestellt wurden, Neubauer, com.
eptgr. S. 84 und 171.
3) Vgl. Curtius, Metroon S. 24; für die Listen der Normalmaasse
und -gewichte ist dies sogar urkundlich bezeugt: s. Anm. 1.
4) Laert. Diog. II 40 rj b' dvTUUuocia xfjc bknc (die Klagschrift
des Meietos gegen Sokrates, nicht dessen Einrede, wie Curtius S. 19
schreibt) toutov etxe töv Tpöirov dvdKevrai YaP £ti KCd vuv, cpnci Oa-
ßcupivoc, ev tüj pnTpibtjj1 kt\. Und zwar ist diese Klage mitgetheilt in
der Fassung, wie sie bei der Anakrisis zu den Akten gelegt war, nicht
wie sie öffentlich ausgehangen hatte (s. Meier u. Schömann, att. Pro-
cess S. 608). Schwerlich ist das nur ein vereinzelter Fall (s. Lipsius,
att. Process S. 802 Anm. 130). Vgl. auch Plutarch., Aristid. 26 toütuuv
(Anklage des Aristeides wegen Bestechlichkeit) oubev e'YYpacpov ö Kpd-
xepoc (der seine Urkundensammlung dem attischen Staatsarchiv ent-
nahm) TeKurjpiov uapecxr|Kev oötg biKnv oike lyricpicua. Die Erzählung
des berüchtigten Anekdotenjägers Chamaileon bei Athen. IX S. 407b
Ypaiyduevöc Tic Kai töv cHyr]u.ova (aus Thasos) oiKrjv njaYev eic Tdc 'AOrivac
. . . . ö be ('AXKißidbnc) .... nKev eic tö urjTpwov, öttou tujv biKihv
fjcav ai Ypaqpcu, Kai ßpeSac töv bdKTUÄov ex toö cxöuaToc bn'iXeuye
TY\v biKnv toö 'Hyi^uovoc ist freilich nicht bloss ungeschichtlich, son-
dern auch sehr schlecht erfunden, da das doch mindestens von der
Klagschrift bei den Eponymen hätte erzählt werden müssen. Die Basis
der Erfindung mag aber eben die Chamaileon bekannte Thatsache, dass
Gerichtsakten im Metroon aufbewahrt wurden, abgegeben haben.
Wachsmut Ii, die Stadt Athen. II. 22
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verwahrt wurden1), und die von den Kosmeten angefertigten
Kataloge der jährlichen Epheben2). Das alles natürlich nur
handschriftlich und zwar auf Papyrus geschrieben3).
Sehr begreiflich, dass dem Staatsarchiv auch andere
wichtige öffentliche Aktenstücke einverleibt wurden, so die
Gerichtsakten in öffentlichen Processen (natürlich erst nach
Beendigung des Gerichtsverfahrens). Nachweisbar ist das zu-
nächst für die Klagschriften bez. für die berühmte Klagschrift
des Meietos in dem Process des Sokrates, welche noch Favo-
rinus (oder wenigstens sein Gewährsmann) im Metroon las4).
1) Böckh, Staatsh. II S. 367 = C. i. Att. II N. 476 (um 100 v. Chr.)
Z. 52 f. [KcrraßajMecGujcav be Kai xeiP0Ypaqpo[v ei]c tö [unTpüu]io[v] (so
Köhler, [6r)|uöc]io[v] Böckh), utv av TrapaAdß[uj]a Kai Tra[p]a[5üuav]
(nämlich die Gemeindesklaven, welche die Maasse und Gewichte auf-
zubewahren hatten).
2) So heisst es von dem Kosmefcen Epiktetos aus dem Archontat
des Thrasyllos (61 n. Chr.) in der Inschr. Philist. IV S. 332 = G. i.
Att. III N. 1085 Toücöe TrapeoaiKev ecpf|ßouc eic tö unxpujov. Vgl. über
diese Ephebenkataloge, die handschriftlich im Metroon aufbewahrt, aber
auf Stein in dem betr. Gymnasion aufgestellt wurden, Neubauer, com.
eptgr. S. 84 und 171.
3) Vgl. Curtius, Metroon S. 24; für die Listen der Normalmaasse
und -gewichte ist dies sogar urkundlich bezeugt: s. Anm. 1.
4) Laert. Diog. II 40 rj b' dvTUUuocia xfjc bknc (die Klagschrift
des Meietos gegen Sokrates, nicht dessen Einrede, wie Curtius S. 19
schreibt) toutov etxe töv Tpöirov dvdKevrai YaP £ti KCd vuv, cpnci Oa-
ßcupivoc, ev tüj pnTpibtjj1 kt\. Und zwar ist diese Klage mitgetheilt in
der Fassung, wie sie bei der Anakrisis zu den Akten gelegt war, nicht
wie sie öffentlich ausgehangen hatte (s. Meier u. Schömann, att. Pro-
cess S. 608). Schwerlich ist das nur ein vereinzelter Fall (s. Lipsius,
att. Process S. 802 Anm. 130). Vgl. auch Plutarch., Aristid. 26 toütuuv
(Anklage des Aristeides wegen Bestechlichkeit) oubev e'YYpacpov ö Kpd-
xepoc (der seine Urkundensammlung dem attischen Staatsarchiv ent-
nahm) TeKurjpiov uapecxr|Kev oötg biKnv oike lyricpicua. Die Erzählung
des berüchtigten Anekdotenjägers Chamaileon bei Athen. IX S. 407b
Ypaiyduevöc Tic Kai töv cHyr]u.ova (aus Thasos) oiKrjv njaYev eic Tdc 'AOrivac
. . . . ö be ('AXKißidbnc) .... nKev eic tö urjTpwov, öttou tujv biKihv
fjcav ai Ypaqpcu, Kai ßpeSac töv bdKTUÄov ex toö cxöuaToc bn'iXeuye
TY\v biKnv toö 'Hyi^uovoc ist freilich nicht bloss ungeschichtlich, son-
dern auch sehr schlecht erfunden, da das doch mindestens von der
Klagschrift bei den Eponymen hätte erzählt werden müssen. Die Basis
der Erfindung mag aber eben die Chamaileon bekannte Thatsache, dass
Gerichtsakten im Metroon aufbewahrt wurden, abgegeben haben.
Wachsmut Ii, die Stadt Athen. II. 22