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Wachsmuth, Curt
Die Stadt Athen im Alterthum (Band 2, Erste Abtheilung) — Leipzig, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.12671#0465
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Gottesdienst (Altar des Eleos)

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nach der auf Apollodoros zurückgehenden gelehrten Tra-
dition sich vielmehr am Altar des Mitleids als Schutzflehende
niederliessen. Zwingend ist diese Identifikation immerhin
nicht, zumal sich in Athen eine ungewöhnlich grosse Zahl
solcher sittliche Eigenschaften oder fromme Pflichten aus-
drückenden Gestalten findet, wie Eunomia, Eukleia, Aidos,
Pheme, Horcne, Philia oder Apheleia1); es gehört dies eben
zu den Zügen der besonderen Deisidaimonie der Athener.
Der Altar cdes Erbarmens' ist aber vielleicht die älteste
Stiftung unter ihnen, jedenfalls uralt; denn die Sage setzt
ihn schon, wie mit den Herakliden, so mit dem flüchtigen
Adrastos in Verbindung2). Statius schildert diese Stätte als
einen alten Lorbeer- und Olivenhain, in dessen Mitte sich
der Altar erhob; nur unblutige Opfer wurden hier dem

1) S. Welcker, gr. Götterl. III S. 217 ff.

2) Apollodor. III 7, 1 "Aöpacxoc 5e de 'A9nvac' dcpiKÖuevoc £irl töv
'GAiou ßujjLiöv KaxecpuYe Kai kexripiav Oeic f\%iov 9aTrxeiv xoüc (tüjv 'Ap-
-feiujv) veKpoüc: die Athener nehmen Theben ein und erfüllen seinen
Wunsch. Ders. II 8, 1 ol iraibec aüxoö ('HpaxXeouc) qpuyövxec €üpuc9ea
. . . 6iujKÖ|uevoi . . . f|X6ov eic 5A9r)vac Kai Ka9ec9evxec eui xöv '€\eou
ßiuuöv n,Siouv ßor)6elc9ai (die Athener liefern sie nicht aus, sondern be-
ginnen den Kampf mit Eurystheus). Schob Aristoph., Ritt. 1151 xüüv
'A9r|vaiuiv un, cköiöövxujv aüxuj (xuj Güpuc9ei) xoüc 'HpaKXeiöac Tipöc xöv
xou 'Qeou ßuuuöv Kaxaqpuyövxac. Zenobios II 61 upöc xöv xoö =€\eou
ßuuuöv xaiv 'HpaK^eibiüv TrpocTreqpeuYÖxujv 'A9r)vaToi ur) £KÖi6övxec auxouc
irpöc Güpuc9ea ttöÄ6|uov ÜTrecxr|cav. Philostratos, Leb. d. Sophist. II 1, 5
xöv Kn.puKa xöv KoTrpea öv oi aüxoi ('A9r)vaioi) dtreKxeivav xoüc cHpaK\e(-
oac dTTÖ xou ßuuuoö dTroarüJvxa. Vgl. auch die S. 436 Anna. 3 u. S. 437
Anm. 1 angeführten Stellen von Libanios, Apsines und den Schob zu
Demosth. Eine spätere Version lässt die Herakliden sogar den Altar
gründen, so Philostrat., Brief XXXIX (70) ebeHavxo Kai 'A9r)vaToi. . . xoüc
'HpaKXeouc Traibac dXuuuevouc, öxe Kai xöv '€\eou ecxrjcavxo ßujuöv wc
xpiCKaiöeKaxou 9eoü, oük oi'vou crrevbovxec aüxw &Xkä oaKpüuuv (darauf
könnte man die Vermuthung von der Nähe des Zwölfgötteraltars be-
gründen, wenn es sich nicht um einen Sophisten handelte, für den die
Kenntniss von dem Kultus der Zwölfgötter auf dem Markt vollauf ge-
nügt zu solcher rhetorischer Wendung). Ebenso bei Statius, ThebaisXJI
V. 487 und Lactantius z. a. 0. Hyllns Deianirae et HercuUs et reliqui
ex eoäem nati, postquam Hercules terris abiit, pulsi ab Enrystheo Athenas
confugerunt; a quibus postquam tarn facile auxilium meruerunt, lianc
aram (Clementiae) consecrasse memorantur; asstrentes apud Athenienses
tantum sedes Misericordiam posuisse.
 
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