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Wackernagel, Wilhelm [Editor]
Deutsches Lesebuch (1,[1]): Altdeutsches Lesebuch — Basel: Druck und Verlag der Schweighauserischen Buchhandlung, 1839

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https://doi.org/10.11588/diglit.42172#0342
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667 DREIZEHNTES
und lenger machen. Und alfo füllent fich die
liute ba^ ziern und fchcenre ziern dem al-
mehtigen gote zuo lohe und zuo ern, und iu
felben zuo faelden und zuo nuze. W anne ir
fült got funderlichen loben umb daz; felbe.
«Wol dir, lieber herre" fült ir fprechen und
gedenken in iuwerm herzen; «wol dir, lieber
herre, da^ du uns fo maniger hande gezierde
und ere und wirdekeit und wolluft hie in
difem jämertale gift. Wa^ du uns danne 1
dort geben wilt in dinen freuden und dinen
ern, da du felbe bift! ” Und alfo fült ir e^
niesen, da^ e^ gote lobelich fi und iu nüz
an libe und an feie. Wanne fwer danknseme
ift, da^ er got dankt fo maniger gnaden die 1
er im git und geben hat, da^ ift der aller
hohften fügende ein. Nu dankt ir im da^ ir
niuwen defter mer tuot da^ gote leit ift und
iu felben gar fchedelich ift an libe und an
feie. Wanne da^ ir got zuo lobe und zuo S
ern foltet kern, da dienent ir alle^ dem
tiufel mit, und get hinder iuch da ir für
iuch foltet gen; und ir kert allen dingen der
feie faelikeit da^ hinder für. Da mit ir got
loben foltet, da ha^et ir in mite; da mit ir 5
iuwer faelde meren foltet, da merent ir iuwer
unfselde mit. Und dar zuo twinget iuch iuwer
hohfart. Ja begieng der edel hohe kiinig
David ein hohfart: da muofte er gro^e buo^c
umb liden. Iuch gnüeget nit da^ iu der al- ’
mehtige got die wal hat verlan an den cleid-
ern, wellent ir brun, wellent ir fie rot blä
wi^ grüen gel l'warz. Dar an genüeget iuch
niht. Und dar zuo twinget iuch iuwer groz,c
hohfart. Man muo^ c^ iu zuo lleken zer- 3
fniden, hie da^ rote in da^ wiz,e, da tlaz;
gelwe in da^ grüene; fo da^ gewunden, fo
daz; geftreichet; fo da^ gikelveh, fo da^
witfehen brun; fo hie den löwen, dort den

JAHRHUNDERT. ßßß
am; fo mit vehen hüeten , fo mit hüben, fo
mit gürteln. Und alfo ift fin alfo vil, da^
fin nieman zuo ende körnen mag, da^ ir
durch hohfart erdenket. Iliute erdenket ir
K ein^, morgen erdenket ir ein ander^. Alfe ie
einre einen iteniuwen funt vindet, den müe^en
fie danne alle verfuochen. Und ir gebent
ettewanne einem alfe vil zuo Ion der iu daz
guote gewant zuo hadern machet, alfe iuch
0 da^ gewant da koftet, oder halb als vil. Da
müe^et ir got umb antwürten, wanne er% iu.
zuo nuze gefchafen hat, da^ ir^ danne fo
gar unnüzelich machet. Ir frouwen, ir mach-
ent e^ oueh gar zuo ncetlichen mit iuwerm
3 gewande , mit gelwen fleygern, mit gebende,
fo mit rökelin, fo mit dem vorgange zuo
der kirchen zuo dem Opfer. Ir habet ouch
vil maniger hande hohfart, der ir wol ge-
rietet , und iuch ouch des waren funnen irret,
0 da^ ir in niemer mer gefeht. Wann ir wellet
iuwer herze nit reine machen vor der hoh-
fart. Ir gent aber gar mit niht umb. E5
ift gar ein niht, da mit ir da^ himelrich ver-
liefent und die wünneclichen angefiht des al-
3 mehtigen gotes. Ir get niuwen mit dünkelehe
umb und mit löbelehe, daj£ man iuch eht
lobe. «Ja herre, wie fchcene! wart aber ie
fo fchcenes iht?" Unfer frouwe was halt vil
fclicener danne du, und was gar herteclichen
0 demüetig , und Sant Margarete und der andern
ein michel teil. Da heten fie ir herzen ge-
reinet vor der hohfart und vor den andern
fänden, und da von fehent fie got iemer. Ez,
ift ein gefpöte , da^ hohfertelin da ir frouwen
3 mit umb gent. Die herren die verliefent doch
ir feie mit biderben dingen; da mit werdent
fie verirret, da^ fie des wären funnen niemer
mere gefehen. Ir arme^ volkclech, frouwen
und man, ir get ouch mit torheit umbe.
0 Wanne ir müget die hohfart niht vollefüern.

3. 4. 5. ir] er

8. — zierde bis 10. difem] statt dessen die Worte 666, 12.
13. lunde bis den 36.dä]fo 38. das zweyte da^fehlt.

25. tiiclielehe 36. bederben
 
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