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Waetzoldt, Wilhelm
Bildnisse deutscher Kunsthistoriker — Bibliothek der Kunstgeschichte, Band 14: Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.68793#0014
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sehe Form: die monographische Behandlung des Ge-
nies. Herman Grimm umwittert noch die Luft Wei-
mars. Sohn der Bildungs- und Humanitätsepoche,
verbindet er als Biograph und Essayist den Kultus
dichterischer und bildnerischer Heroen („Michelan-
gelo“ 1860/63, „Raffael“ 1872). Carl Justi dringt,
von Theologie und Philosophie herkommend, psy-
chologisch tiefer, beherrscht souverän „die große
Kunst der Hintergründe.“ Edelster Typus des
deutschen Universitätslehrers, erneuert er in seinen
Werken: „Winckelmann und seine Zeitgenossen“
(1866/72), „Velasquez und sein Jahrhundert“
(1888) und in den beiden Michelangelobänden (1900
und 1909) die uralte Künstlerhistorie aus dem
Geiste wahrer Geschichtswissenschaft und hebt sie
zugleich zum Range großen deutschen Schrifttums.
Die neue Kunst und die neuen kunstgeschichtlichen
Methoden blieben dem alten Justi fremd.
An Rumohrs wissenschaftliche Gesinnung knüpft
die Wiener Schule der Objektivität an, die unter
Alois Riegls und Franz Wickhoffs Führung der
Lehre von der Einheit der gesamten Kunstentwick-
lung zum Siege verhelfend, keine „Phönixperioden“
und „Verfallzeiten“ der Kunst mehl’ kennt und die
individuelle Leistung im „Kunstwollen“ der Zeiten
auf gehen läßt. Von Burckhardts begrifflich ein-
gestellter Forschung geht nach anderer Richtung
die Schule Heinrich Wölfflins aus, die in der
Analyse des künstlerischen Sehens am weitesten
von den Problemen der Künstlergeschichte weg-
und einer „Kunstgeschichte ohne Namen“ zustrebt.

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