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Wagner, Ernst; Haug, Ferdinand [Editor]
Fundstätten und Funde aus vorgeschichtlicher, römischer und alamannisch-fränkischer Zeit im Großherzogtum Baden (Band 2): Das Badische Unterland — Tübingen, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.27820#0176
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AMT BRUCHSAL. — HUTTENHEIM.

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Br. Aus den 1840 er Jahren berichtet Wilhelmi (S. J. X, S. 52 f.) auf Grund von Mit-
teilungen der Gebrüder Murmann in Philippsburg über Grabhügel auf den Niederungen
des Rheins in der Nähe eines Torflagers im „Peinfeld“, Gemarkung Philippsburg, aber
nördlich von Huttenheim an dessen Gemarkung angrenzend. Sie seien sehr abgeflacht
gewesen und abgegraben worden, wobei man auf von Westen nach Osten gerichtete
menschliche Skelette mit beigegebenen Tonscherben und Hals-, Arm- und Fuß-
ringen aus Bronze gestoßen sei. Dabei haben sie ein Ganzes gebildet mit einer
Anzahl weiterer Hügel auf Huttenheimer Gemarkung (über diese s. u.) — Auch auf dem
Hochgestade der Molzau im Gemeindewald von Philippsburg werden fünf Grabhügel
genannt.

Nach Befund der A. K. von 1853 hat W. Murmann in den Jahren 1842 — 1846
einige der obengenannten Hügel öffnen lassen und in denselben drei Stücke eines
Bronzeschwertes, eine Haarnadel mit rundem Kopf, Bronzeringe ver-
schiedener Größe und Tonscherben gefunden, die damals in die Gr. S. Khe
kamen, aber dort nicht mehr zu identifizieren sind.

Unabhängig davon sind einige Einzelfunde zu nennen:

1. Vom Juni 1853 „in den Erlen“ an der Gemarkungsgrenze Huttenheim-Philipps-
burg gefunden ein Bronzeschwert mit flacher Griffzunge (Gr. S. Khe, C. 2493),
L. 75 cm, Form wie Fig. 177c, dabei einige Bronzeringe (s. Fundber. Schw. VII, S. 20,
und Photogr. Berlin 1880, VII, Taf. 11);

2. eine lange Speerspitze aus Bronze mit schmalen Flügeln (Fig. 14912),
gefunden 1854 in 60 cm Tiefe im Torflager der Bruchwiesen;

3. eine Radnadel aus Bronze mit oberer Öse und vier Speichen im Rad b,
gefunden bei Abgrabungen 1895;

4. eine kleinere Bronzenadel mit rundem Köpfchen c, gefunden 1889.

Festeren Boden gewann man im Februar 1883, als anläßlich des Durchbruchs des
Eisenbahndammes bei Hochwasser 1 km nördlich von Huttenheim Abgrabungen vom
sandigen Grund des Hochgestades vorgenommen wurden. Man stieß dabei in ca. 90 cm
Tiefe auf fünf Bestattungen eines UTnenfriedhofs der späteren Bronze-
zeit (nach P. Reinecke der frühen süddeutschen Hallstattzeit, s. A. H. V. V, VIII, S. 231 ff),
deren Untersuchung Prof. K. Bissinger am 22. und 27. Februar unternahm (s. Wagner,
H. u. U. S. 3 5 ff.). Dieselben bestanden aus je einem großen Tongefäß, in dessen Inneres
verbrannte Knochenreste mit etwas Kohle und eine Anzahl kleinerer Tongefäße, ab und
zu auch Stücke von Bronze eingelegt waren, alles Zeichen von Leichenbrand.

Am nördlichen Ende der untersuchten Stelle beginnend fand sich als Bestattung /
ein großes bauchiges Tongefäß (Fig. 149/. 1) mit 1,1 cm dicken, innen grauen,
außen rötlich gebrannten Wandungen, am oberen Rand mit Verzierung durch gereihte
Fingereindrücke (ein an einer Stelle der Schulter eingeritztes schiefes Kreuz blieb ver-
einzelt) ; in demselben vier kleine Gefäße, ein rotgelbes mit hohem Hals und etwas
auswärts gebogenem Rand /. 3, und drei graue nach unten konisch zulaufende Näpfe mit
flachem Boden und wagrecht abgeflachtem Rand /. 2. Wenig entfernt, wohl bei den
Grabungen ausgeworfen, lag eine Bronzenadel d mit flachem Kopf und an zwei
Stellen eingekerbter Ringelung.
 
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