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Auktionssäle Wagner u. Wagner [Hrsg.]; Dr. Joachim Pincus <Firma> [Hrsg.]
Versteigerung im Schloß Ahrensburg bei Hamburg im Auftrage des Herrn Grafen C. O. v. Schimmelmann: frühe, seltene Meißnerporzellansammlung, Gemälde allererster alter Meister, Gobelins - Aubussons, antike Perserteppiche, vieles antikes Mobiliar, Silber, Elfenbein, Kleinkunst, seltene China und Japankunst ; Versteigerung: Montag den 30. Mai, Dienstag den 31. Mai [1927] — Berlin, [1927]

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https://doi.org/10.11588/diglit.23986#0008
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Des Ferneren finden wir ein charakteristisches Gemälde des Giacomo Tinto-
r e t t o aus der Zeit um 1575 (von Exzellenz Bode expertisiert). Ein treffliches Bild
des Izaak v, Ostade wird ob der Seltenheit dieses Meisters sehr begehrt sein.

Ein Damenporträt der Angelika Kauffmann, einst als Leihgabe ein Haupt-
stück der Gedächtnisausstellung für diese Meisterin, zeigt eine schöne Ahnherrin des
jetzigen Besitzers, Eine vorzügliche Arbeit des Leandro Bassano, einen Fisch-
markt vorstellend, seinem Vater Giacomo zugeschrieben eine prächtig in Farben ge-
haltene Hirtenanbetung. Vorzügliche Arbeiten sind ferner die Madonna mit Kind, die
von dem ersten Kranachkenner Josef Paukert als unzweifelhaft aus der Zeit und Schule
des Lukas Kranach stammend anerkannt ist, wenn sie nicht gar vom Meister selbst
stammen sollte. Der Akt einer liegenden Venus ist dem Peter Paul Rubens zu-
geschrieben und von Kennern als zumindest aus der Werkstatt des Meisters stammend
begutachtet worden. Die brennende Burg des Monper ist vom Geheimrat Friedländer
als erstklassig und echt anerkannt. Das Gemälde des Jan Both ist vom Direktor des
Museums Berlin bestätigt worden. Unter der Fülle der anderen Malereien können wir
nur in den Werken des Backhuyzen, Caracci, Gillis van Coninxloo einige der hauptsäch-
lichsten erwähnen.

Unter ihnen mag noch erwähnt werden als besonders schön die prachtvolle
Schneelandschaft des David Tenier des Jüngeren, vor kurzem dem Experten
Hofsteter de Grot vorgelegt und anerkannt. Ferner ein schönes kleines Bild des Jakob
Ruysdal und als besonders schön und lieblich Eva mit dem Amor von Cäsar
von Everdingen.

Vier schöne Aubusson-Teppiche finden sich in den Räumen, darunter besonders
selten ein spanischer Aubusson. Unter den Gobelins eine herrliche Seiden-Tapisserie,
ferner aus dem 16. Jahrhundert das salomonische Urteil, aus dem 17. Jahrhundert
Moses, wie er Wasser aus dem Felsen schlägt und 3 weitere sehr schöne Stücke.

Auffallend ist die Sammlung alter Perser Teppiche, unter denen sich mehrere
hundert Jahre alte Stücke befinden. Ein schön erhaltener ganz alter Herad-Teppich,
alte Kulas- und Jordes-Teppiche entzücken besonders den Kenner. Herrliches altes
Silber in reicher Menge, darunter einige schöne Service, Zinn und reichste Kleinkunst
in Silber und Elfenbein sind vorhanden. Ein großes Elfenbein-Relief, eine prachtvolle
Elfenbeinkanne mit Teller, hervorragend geschnitzt, ein reich gearbeiteter Altar aus
Elfenbein stechen hier hervor. Eine Spieluhr, einen Vogelkäfig mit singendem Vogel
zeigend und reich mit echten Steinen besetzt, mag unter soviel schönen Dingen er-
wähnt sein.

Eine Anzahl schöner alter Holzfiguren, darunter zwei überlebensgroße Aposlel-
statuen geben den Sammlern von Skulpturen Gelegenheit, ihren Besitz zu erweitern.

Zwei schöne Service, Berlin und Davenport, zwei herrliche große Porzellan-
Prunkvasen aus der Zeit um 1805 zeugen vom Kunstsinne der späteren Schloßeigentümer.

Manch schönes Stück aus dem ferneren Osten, aus China und Japan ist im Laufe
der Jahre von den viel in Dänisch-Westindien tätigen Grafen von der Reise heim-
gebracht worden. Zwei große Cloissonne-Vasen in Millefleure seien hier hervorgehoben.

Aus der reichen Fülle der Kostbarkeiten ließ sich im Vorstehenden nur das
dem Verfasser am wesentlichsten erscheinende erwähnen.

Dem Kenner wird manches nicht erwähnte Freude bereiten. So soll vorstehender
Bericht nur einen kleinen Überblick über diese reiche Versteigerung geben. Möge jeder
in der Menge des Interessanten sich das wählen, was ihm am besten erscheint. An dem
Erworbenen aber wünschen wir allen Erstehern viel Freude.

Die Versteigerer
 
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