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Walden, Herwarth
Gesammelte Schriften (Band 1): Kunstkritiker und Kunstmaler — Berlin, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.26241#0039
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Die Presse und der Herbsisalon

Eine Gegenüberstellung

Frankfurter Zeitung

Es wird die Vorstellung erweckt,
als ob es in dieser Ausstellung
etwas zu sehen gäbe von den Ent-
wicklungsfortschritten. Nie war
eine Prätention anmaßender, nie
weniger begründet.

National-Zeitung

Es ist heute keine Frage mehr,
daß die Kräfte, die hier an der Ar-
beit sind, bestimmt sind, Anregun-
gen. und Ausgangspunkte für die
Wege zu geben, die die Kunst der
Zukunft einst gehen wird.

Casseler Allgemeine
Zeitung (Herr Robert Breuer)

Ernsthafte Leute werden mit
dieser Ausstellung sehr schnell fer-
tig sein; es gibt da gar kein Pro-
blem. es gibt nur Bedauern und
Lachen.

Herr Fritz Stahl

Gegen die Zumutung, diese
Fatzkereien als Kunst auch nur ne-
gativ zu behandeln, gibt es keinen
ernsten Protest mehr. Wir lachen.

Vorwärts (Wieder Herr Robert
Breuer)

Man braucht nur die Titel all
dieser tollwütigen Pinseleien zu
lesen,, um zu wissen, daß es sich hier
wirklich nicht um Malerei, sondern
uni Kaffeehausliteratur handelt.

Dresdener Neuste Nach-
richten

Der Tag, an dem der erste deut-
sche Herbstsalon eröffnet wurde,
darf als historisches Datum gelten.
Es hat etwas Überwältigendes, all-
überall Kämpfer und Vertreter der
neuen Prinzipien am Werke zu
sehen.

Hamburger Nachrichten
Es ist in der Tat grober Unfug,
diese Unsumme von Lächerlich-
keiten, von blöden Schmierereien.
-Man glaubt aus der Gemälde-
galerie eines Irrenhauses zu kom-
men.

V o r w ä r t s (Derselbe Herr
Robert Breuer)

Es ist eine Kunst der Extreme
.... Es wäre dennoch eine schwere
Befangenheit, sie, wie das neulich
Meier-Gräfe tat, für toll und dilet-
tantisch zu erklären.

National-Zeitung

Daher sei man vorsichtig, ehe
man neue Kunstformen verurteilt
oder gar bespöttelt, wie es viel-
fach leider Sitte ist.

Hamburger N a c h r i c h te n
Weiter heißt es, „Komposition“.
— Dann wieder „Kontraste“ oder
„Mystisches Bild“ oder „Improvisa-
tion“, zuweilen auch bloß Bild 1,
Bild 2, Bild 3. Man spürt, wie
schwer es den Malern geworden ist,
ihren Bildern Bezeichnungen zu
geben.

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