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Fischer, Max [Bearb.]
Das Heidelberger Schloss: nebst einem Panorama vom Königstuhl aus gesehen. — Karlsruhe: P. Wagner’sche Lithographie, 1841

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https://doi.org/10.11588/diglit.66396#0041
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Geſchichtliche Einleitung.

I. 1148-4329. Dise Schloß, deſſen große majeſtätiſche Ruinen über Heidelberg
thronen, iſt weder die einzige noch die älteſte Feſte, die einſt von dieſen Höhen die Stadt
beherrſcht hat. Noch kennen wir die Spuren eines früheren, oberhalb des jetzigen auf
dem kleinen Geisberg erbauten Schloſſes, welches, zum Theil vielleicht noch aus der Rö-
merzeit ſtammend, urkundlich ſeit 1448 dem erſten Pfalzgrafen bei Rhein, Konrad
von Hohenſtaufen und ſeinen Nachfolgern zur Reſidenz gedient hat.

II. 1329 — 4346. Erſt vom Jahre 1329 treten auch urkundlich beſtimmte Nachrichten
von der Eriſtenz des untern Schloſſes hervor; es wurde von jetzt an, nach dem Thei-
lungsvertrage von Pavia den 18. Auguſt 1329, Reſidenz der pfälziſchen Regentenlinie,
die ſich mit Rudolf I., dem Bruder des Kaiſers Ludwig, aus dem allgemeinen
Pfalzbaieriſchen Geſchlechte der Wittelsbacher geſchieden hatte.

III. 1346 — 4433. Unter den jetzt noch vorfindlichen Schloßgebäuden wurde am
früheſten die alte ruprechtiniſche Schloßkapelle, oder das jetzt ſo genannte Ban d-
haus (7) ) im Jahr 4346 durch Ruprecht I., den großmüthigen Beförderer der jungen
Heidelberger Univerſität, erbaut. Von Ruprecht III., dem römiſchen Kaiſer, rührt
um 1400 der ſchöne, in gothiſchem Stile an die weſtliche Schloßmauer angelegte,
Ruprechtsbau (1) her.

IV. 1433 — 4544. Durch die folgenden Regenten wurden die Mauern und Wälle
des Schloſſes wegen des dringenden Bedürfniſſes neuer und beſſerer Fortifikation vielfach
erweitert, verſtärkt und neue Feſtungswerke aufgebaut. Das Hauptverdienſt hatte in

*) Nach dem mitgetheilten Grundplan.



dieſer Rückſicht neben Friedrich I., dem Siegreichen ), unſtreitig der kluge
Ludwig V.). Sein großartiger Plan war es, das Schloß rundum mit einem unüber-
windlichen Bollwerke zu umgeben, nach welchem der große Burggraben (38) und der
Stückgarten (35) angelegt, die ganze ſüdliche Ringmauer erhöht und erweitert,
der viereckige Thurm (289, der dicke Thurm (6) und der nördliche Wall unter dem
engliſchen Bau (5) angefangen wurde Der Ludwigsbau (46), das Oekonomie-
gebäude (25), das Brücken haus (33) nebſt der Veränderung des Ruprechtsbaues ſind
außerdem Werke dieſes Fürſten. Durch die Errichtung des alten Baues (2) iſt jedoch
ſchon um 1434 die weſtliche innere Schloßmauer überſchritten worden.

V. 15441649. Die äußerſte Thätigkeit für die Vollendung des ſchönen begon-
nenen Werkes, welcher die großartigſten Werke ihr Daſein verdanken, herrſchte in den
Jahren von 1544— 4619, denen aber eine Zeit verheerender Zerſtörung bis 1649 folgte.
Friedrich II“ *.) brachte die von ſeinem Bruder Ludwig W. angefangenen Gebäude
zur Vollendung, errichtete den achteckigen Thurm über den runden Unterbau (13), er-
baute über die öſtliche Grenze des Schloſſes hinaus den ſ. g. neuen Hof (12) und wahr-
ſcheinlich auch die ſümmtlichen Caſematten an der öſtlichen Seite des Schloſſes (42
bis 44). Den gelehrten und künſtleriſch gebildeten Otto Heinrich 5) bewundern wir
in ſeinem Meiſterwerke, dem prachtvollen Otto-Heinrichsbau (14), der noch jetzt
die herrlichſte Zierde des innern Schloßhofes iſt. Vorzüglich verdient machte ſich
Friedrich IV It) durch Erbauung der neuen Schloßkirche (8), nebſt dem großen
Schloßaltan (10), und durch Errichtung der oberſten Ueberbauten des achteckigen Bi-
bliotheks- und geſprengten Thurms; das Meiſte hat aber der prachtliebende und bauluſtige
Friedrich V. 111) für die höchſte Blüte des Schloſſes gethan. Er ließ nämlich auf den
nördlichen Wall den engliſchen Bau (5) zur Wohnung ſeiner Gemahlin, Eliſabeth von
England, errichten, ließ die alte Hofküche (20) bedeutend erweitern, die Eliſabethen-
pforte (34) erbauen, und mehrere Gebäude zu ſeiner Bequemlichkeit verſchönern. Endlich
ward auch mit unſäglichen Koſten nach Ausfüllung des Frieſenbergthales durch Salo-
mon de Caus der Schloßgarten mit den herrlichſten Gebäuden, Grotten und

*) Regierte von 1449 1476.
*) Regierte von 1508 1544.
ka) Regierte von 1544 — 1556.
1) Regierte von 1556 1559.
) Regierte von 1593 1610.
Itch Regierte von 16101621, ſtarb 1632.
 
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