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Fischer, Max [Bearb.]
Das Heidelberger Schloss: nebst einem Panorama vom Königstuhl aus gesehen. — Karlsruhe: P. Wagner’sche Lithographie, 1841

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https://doi.org/10.11588/diglit.66396#0055
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Ich war ungewiß, mein Freund, ob ich Dich, vielleicht von den langen Umgängen er-
müdet, noch weiter führen dürfte. Haſt Du aber noch Zeit und Luſt zu einer neuen Wan-
derung, ſo führt dich jener Weg oberhalb des Gartens öſtlich eine halbe Stunde lang un-
ter immer wechſelnder Ausſicht, wenn der Blick bald durch gegenübertretende düſtere
Berge abgeſchnitten wird, bald ſich heiter in das hintere Neckarthal erweitert, nach dem
ſchattigen Thale des Wolfsbrunnens. Ein altes Mährchen knüpft dieſen Ort an die dun-
keln Urſagen des Heidelberger Schloſſes. Hier ſei, ſo heißt es, Jetta, die heilige Bergfei,
nach einer langen Wanderung durch die Gebirge, an der Quelle raſtend, von einer ſäu-
genden Wölfin zerriſſen worden. Noch zeigt man die Quelle; ſie iſt ſeit 1550 unter



) S. Panorama vom Königsſtuhl aus geſehen.

vor Dir liegt), die letzten Erinnerungen mitnehmen an das theure Vermächtniß verbliche-
ner Jahrhunderte.

Dort erblickſt Du auch noch zur Linken den Hügel, der die älteſten, in dieſer Gegend
angelegten Feſtungswerke trug. Ein Römerpfad (der ſ. g. Plättelsweg) führt hinauf.


Warte errichtet und damit den Grund gelegt zu dem älteren Heidelberger Schloſſe, wovon
im Eingang die Rede war. In 3 durch Vertiefungen getrennten Abtheilungen enthielt
dieſes auf der Oſtſeite ein viereckiges Gebäude mit 3 Thürmen, einen großen viereckigen
innern Schloßraum, und auf der äußerſten Spitze des Bergrückens den Wartthurm. Nach
der Erbauung des unteren Schloſſes als Kriegsmagazin benützt, war es ſchon 1537 durch
Blitzſtrahl zur Ruine geſchaffen, gewann aber in der Zeit des 30 jährigen Krieges als
Feſtungswerk wieder Bedeutung. Daher noch die Reſte der am ſüdlichen Abhang errich-
teten Bruſtwehr: mit den wenigen Spuren der alten Wälle und Mauern das Einzige,
was an die zu Staub zertretene Burg erinnert.

*) S. Abbildungen Nr. 14.



 
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