Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Warnecke, Friedrich
Lucas Cranach der Aeltere: Beitrag zur Geschichte der Familie von Cranach — Görlitz, 1879

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9648#0009
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Wem ist der Name eines Dürer, eines Holbein fremd? Welcher Gebildete
kennt nicht Cranach, dessen Gedächtnifs und unbestreitbarer Volksthümlichkeit die
vorliegende Schrift geweiht sein soll? Ehre dem Meister Lucas Cranach! Nicht
allein für den Künstler hegen wir Theilnahme, sondern auch für den mit dem
Reformationswerke eng verbundenen Mann. Die Erinnerung an sein geistiges,
künstlerisches und politisches Wirken wird im deutschen Volke nie erlöschen.
Unvergefsen soll uns bleiben, wie er das herbe Mifsgeschick seines edlen Kurfürsten
Johann Friedrich in jahrelanger Gefangenschaft freiwillig mit tragen half; wie er
unermüdlich mit kunstfertiger Hand durch treffliche bildliche Darstellungen, den
grofsen Reformatoren Luther und Melanchthön freundschaftlich zugethan, an einer
Riesenarbeit schaffen half, und wie er mit echt deutscher Mannestreue, als Bürger-
meister der Stadt Wittenberg, deren Wohl gefördert.

Kaum wurde über einen unserer Maler so viel und so eingehend geschrieben;
dennoch bleibt manches Dunkel in Cranach's Leben und Kunstschaffen aufzuhellen.
Nicht einmal der eigentliche Name des Meisters konnte, zahlreicher Widersprüche
in den Angaben halber, festgestellt werden; ebenso wenig sind über den ihm
ertheilten Wappenbrief, sowie über seine Nachkommenschaft, der in der Neuzeit
kriegerischen und bürgerlichen Verdienstes Ehren reichlich erblühten, irgendwo
ausführliche und zuverlässige Mittheilungen gemacht worden. Dafs in letzterer Be-
ziehuno- nicht allzu viel geschehen, geht wol daraus hervor, dafs M. von Reiher in
der von Joseph Heller veröffentlichten Stammtafel nur 16 Nachkommen Cranach's
zu verzeichnen wufste.

Ein glücklicher Zufall brachte mich in den Besitz einer Handschrift, verfafst
von einem Zeitgenossen und Verwandten Cranach's, welche über den ursprünglichen
Namen desselben Aufschlufs gebend, mich zu weiteren genealogisch- heraldischen
Forschungen anregte. Dabei gelang es mir, die Herkunft Cranach's festzustellen und
auf Urkunden gestützt den Nachweis über die Abstammung der jetzt lebenden
Nachkommen Lucas1 des Aelteren zu führen, sowie auch sehr viele, bisher unbekannt
gebliebene Sprossen des Geschlechts zu ermitteln und 143 Mitglieder desselben
nachzuweisen.

Ein Zoll der Dankbarkeit soll die Veröffentlichung dieses Werkes sein,
welches ich Seiner Königlichen Hoheit dem Grofsherzog von Sachsen, einem
 
Annotationen