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Watzinger, Carl
Denkmäler Palästinas: eine Einführung in die Archäologie des Heiligen Landes (1): Von den Anfängen bis zum Ende der israelitischen Königszeit — Leipzig: J. C. Hinrichs'sche Buchhandlung, 1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.51808#0044
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30 II. Die Kanaanäische Epoche
Mittleren Reiches bestätigen die Beziehungen Ägyptens zu den
semitischen Stämmen Südpalästinas1, die wahrscheinlich schon
bis in die Zeit des Alten Reichs zurückgehen. Auf kriegerische
Unternehmungen in der Zeit der 5. Dynastie gegen die Semiten
an der Grenze Ägyptens bezieht sich das Flachrelief im Grabe des
Inti von deschäsche, das die Eroberung einer südpalästinischen
Stadt darstellt2. Zur See geht der Einfluß Ägyptens über die nord-
phönikischen Küstenstädte. Als wichtigstes Einfallstor hat sich
durch die französischen Grabungen die Stadt Byblos heraus-
gestellt3. Die ägyptischen Weihegaben aus dem Heiligtum der
Herrin von Byblos gehen bis in die ersten Dynastien des Alten
Reiches zurück; durch Vermittlung der Dynasten von Byblos be-
zogen die Ägypter seit den frühesten Zeiten das Bauholz für ihre
Schiffe. Einen Beutezug in diese Gegend veranschaulichen die
Reliefs aus dem Totentempel des Königs Sahure aus der 5. Dy-
nastie um 27004. Während des Mittleren und Neuen Reichs und
noch einmal unter Scheschonk I. muß Byblos ägyptischer Va-
sallenstaat geworden sein; die Funde aus den Königsgräbern
lassen neben ägyptischem Import und Geschenken der ägyptischen
Könige eine einheimische, stark unter ägyptischem Einfluß stehende
Kunstbetätigung erkennen, die sich von der phönikischen Küste
auch landeinwärts nach Palästina ausgebreitet haben wird. Wäh-
rend Ägypten so zu Lande im Süden und von der See im Norden
Palästina umklammert, gingen durch die Wüste im Nordosten
die Wege aus dem Zweistromland, aus Sumer und Akkad, herüber.
Auf ihnen ist die Keilschrift in das Küstenland gewandert, und
wenn im 2. Jahrtausend hier überall das Akkadische die Sprache
des Verkehrs geworden ist, so muß der kulturelle Einfluß Meso-
potamiens schon in der Frühzeit intensiv gewesen sein. Im amo-
ritischen Katna n-ö von höms (heute el-mischrife) hat die sume-
rische Göttin Ningal als Herrin der Stadt ein großes Heiligtum
nach sumerischem Muster besessen5. Von hier und von anderen
amoritischen Stadtfestungen aus mögen friedliche und kriegerische
Bewegungen mesopotamische Kultureinflüsse bis an die Küste
getragen haben, die ihrerseits schon zur Zeit des Mittleren Reichs
das Eindringen Ägyptens ins Innere des Landes gefördert hat,

1 Grab des Chnum-hotep, Wreszinski, Atlas z. altägypt. Kulturgeschichte
II, Taf. 6: wodurch die älteren Abbildungen bei Wilkinson u. a. überholt sind.
2 Wreszinski, Atlas II, Taf. 4.
3 Montet, Byblos et l’Ügypte. 1928 (Bibi, archeol. et histor. 11).
4 Borchardt, Grabdenkmal des Sahure II. Die Wandbilder 16, Blatt 3.
(Veröffentlichgn. d. DO-G 26.)
5 Du Mesnil du Buisson, Syria 7, 1926, 289; 8, 1927, 13. 277; 9, 1928, 6.
81; 11,1930,146.
 
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