Kanaan und die Umwelt
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wie ägyptische Funde aus dieser Zeit in Katna beweisen. Die
Denkmäler der frühkanaanäischen Zeit aus dem eigentlichen Pa-
lästina sind freilich einstweilen noch zu vereinzelt, um die in der
Literatur deutlichen Beziehungen auch durch bezeichnende archäo-
logische Funde zu ergänzen.
Als Träger der bronzezeitlichen Kultur ist der semitische
Stamm der Kanaanäer anzusehen. Sie sind schwerlich erst zu
Beginn der Bronzezeit eingewandert, sondern werden schon lange
vorher im Lande gesessen haben. Aus fremder, ägyptischer Über-
lieferung des Mittleren und Neuen Reichs, den Reiseberichten des
Sinuhe und Un-Amun, den Annalen Thutmosis’ III. und der Kor-
respondenz aus dem Archiv Amenophis’ III. und IV. in Teil el-
Amarna erfahren wir, daß Palästina in kleine Stadtstaaten zer-
fiel, die von einzelnen Fürsten beherrscht wurden. Ob wir die-
selben Verhältnisse auch für die frühe Bronzezeit voraussetzen
dürfen, oder ob Teile des Landes damals zu größeren Herrschaften
wie etwa dem Reich von Retenu (Rtnw) im Süden, zusammen-
gefaßt waren, ist heute noch nicht sicher zu entscheiden1. Von
den großen Völkerbewegungen, die im Osten seit dem Anfang des
2. Jahrtausends eintraten, ist auch Palästina nicht unberührt ge-
blieben. Churrische und arische Namen palästinischer Kleinfürsten
späterer Zeit beweisen, daß Churrier aus dem Lande Mitanni am
oberen Euphrat und Angehörige aus dem Osten vordringender
arischer Stämme in Palästina eingewandert sind. Diese fremden
Eindringlinge haben das Pferd und den Kriegswagen aus dem
Norden in Palästina eingeführt und sich durch ihre militärische
Überlegenheit zu Herren der kanaanäischen Bevölkerung aufwerfen
können. Mit dem Eindringen dieses neuen Bevölkerungselementes
wird der kulturelle Aufschwung des Landes in der mittleren Bronze-
zeit und die vorübergehende Aufrichtung eines Großreiches Zu-
sammenhängen, das die Ägypter mit dem Namen der „Hyksos“
bezeichnen und das von um 1700 bis in den Anfang des 16. Jahrh.
hinein sich auch über Ägypten ausgedehnt hat. Ein Zeugnis
dieser engen Verbindung von Palästina und Ägypten ist die
auffallend große Verbreitung von Skarabäen der Hyksoszeit in
Palästina (Abb. 2)2. Als Ergebnis der staatlichen Neuordnung
des Landes in der Hyksoszeit, in der ein stammfremder Adel in
festen Burgen über die einheimische, unterworfene Bevölkerung
gebot, ist vielleicht die Auflösung des Landes in zahllose kleine
Stadtfürstentümer anzusehen, wie sie uns später in den Ur-
kunden von Teil el-Amarna entgegentritt. Der Vergleich dieser
1 Vgl. Albright, JPOS 2, 1922, 110; A. Alt, ZDPV 47 (1924), 169; Ders.,
Landnahme der Israel ten (Reformationsprogr. Leipzig 1925).
2 Vgl. Pieper, ZDPV 53 (1930), 187.
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wie ägyptische Funde aus dieser Zeit in Katna beweisen. Die
Denkmäler der frühkanaanäischen Zeit aus dem eigentlichen Pa-
lästina sind freilich einstweilen noch zu vereinzelt, um die in der
Literatur deutlichen Beziehungen auch durch bezeichnende archäo-
logische Funde zu ergänzen.
Als Träger der bronzezeitlichen Kultur ist der semitische
Stamm der Kanaanäer anzusehen. Sie sind schwerlich erst zu
Beginn der Bronzezeit eingewandert, sondern werden schon lange
vorher im Lande gesessen haben. Aus fremder, ägyptischer Über-
lieferung des Mittleren und Neuen Reichs, den Reiseberichten des
Sinuhe und Un-Amun, den Annalen Thutmosis’ III. und der Kor-
respondenz aus dem Archiv Amenophis’ III. und IV. in Teil el-
Amarna erfahren wir, daß Palästina in kleine Stadtstaaten zer-
fiel, die von einzelnen Fürsten beherrscht wurden. Ob wir die-
selben Verhältnisse auch für die frühe Bronzezeit voraussetzen
dürfen, oder ob Teile des Landes damals zu größeren Herrschaften
wie etwa dem Reich von Retenu (Rtnw) im Süden, zusammen-
gefaßt waren, ist heute noch nicht sicher zu entscheiden1. Von
den großen Völkerbewegungen, die im Osten seit dem Anfang des
2. Jahrtausends eintraten, ist auch Palästina nicht unberührt ge-
blieben. Churrische und arische Namen palästinischer Kleinfürsten
späterer Zeit beweisen, daß Churrier aus dem Lande Mitanni am
oberen Euphrat und Angehörige aus dem Osten vordringender
arischer Stämme in Palästina eingewandert sind. Diese fremden
Eindringlinge haben das Pferd und den Kriegswagen aus dem
Norden in Palästina eingeführt und sich durch ihre militärische
Überlegenheit zu Herren der kanaanäischen Bevölkerung aufwerfen
können. Mit dem Eindringen dieses neuen Bevölkerungselementes
wird der kulturelle Aufschwung des Landes in der mittleren Bronze-
zeit und die vorübergehende Aufrichtung eines Großreiches Zu-
sammenhängen, das die Ägypter mit dem Namen der „Hyksos“
bezeichnen und das von um 1700 bis in den Anfang des 16. Jahrh.
hinein sich auch über Ägypten ausgedehnt hat. Ein Zeugnis
dieser engen Verbindung von Palästina und Ägypten ist die
auffallend große Verbreitung von Skarabäen der Hyksoszeit in
Palästina (Abb. 2)2. Als Ergebnis der staatlichen Neuordnung
des Landes in der Hyksoszeit, in der ein stammfremder Adel in
festen Burgen über die einheimische, unterworfene Bevölkerung
gebot, ist vielleicht die Auflösung des Landes in zahllose kleine
Stadtfürstentümer anzusehen, wie sie uns später in den Ur-
kunden von Teil el-Amarna entgegentritt. Der Vergleich dieser
1 Vgl. Albright, JPOS 2, 1922, 110; A. Alt, ZDPV 47 (1924), 169; Ders.,
Landnahme der Israel ten (Reformationsprogr. Leipzig 1925).
2 Vgl. Pieper, ZDPV 53 (1930), 187.