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Watzinger, Carl
Denkmäler Palästinas: eine Einführung in die Archäologie des Heiligen Landes (1): Von den Anfängen bis zum Ende der israelitischen Königszeit — Leipzig: J. C. Hinrichs'sche Buchhandlung, 1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.51808#0123
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Geräte aus Metall, Ton und Stein 109
Karkemisch und Assur zusammen in einer nordsyrisch-phönikischen
Werkstatt entstanden sein wird (Abb. 89) A Die Schale ist aus dem in
die Länge gezogenen Unterkiefer eines Löwenkopfes mit geöffnetem
Rachen und besonders eingesetzten Augen gebildet, zwei Zähne
stoßen von unten durch das Schaleninnere hindurch. Der hinten
durch einen Halsring abgeschlossene Kopf ist durchbohrt und geht
in eine Tülle über, durch die ein Stab zum Tragen hindurchgesteckt
werden konnte. Die Unterseite ist mit einem Volutenornament
in Relief verziert, das aus einem dreifachen Blattkelch aufsteigt.
Dieses Ornament ist den Volutenbäumen auf Elfenbeinplatten von
Arslan-tasch am ähnlichsten, die wahrscheinlich kurz vor 800 als
Schmuck eines Bettes für den König Hazael von Damaskus ge-
arbeitet worden sind. Dadurch ergibt sich eine auch nach den
Fundschichten wahrscheinliche Datierung in das 9. bis 8. Jahrh.
Die Stelle des Ornamentes vertritt an anderen Stücken eine Hand,
auf der gewissermaßen die Schale ruht. Diese Form das Schmuckes
führt auf das ägyptische Vorbild der syrisch-phönikischen Hand-
werker, einen Arm aus Bronze, dessen flache Hand das Räucher-
gefäß hält, eine im Neuen Reich sehr beliebte Ausbildung des
Räuchergeräts. Der Meister der Schale von teil bet mirsim hat das
ägyptische Motiv in ein dekorativ wirkungsvolles Kunstwerk um-
gestaltet.
Funde von Silberschmiedearbeiten aus dem Süden von Juda in
den sog. Philistergräbern von Gezer (Abb. 43) und aus einem gleich-
zeitigen Grabe von teil el-färe', das von Flinders Petrie nach den Be-
gleitfunden um 850 datiert wird, lassen eine stärkere Anlehnung an
ägyptische Vorbilder erkennen und werden darnach vielleicht
Ägypten näher in einer toreutischen Werkstatt des südlichen Pa-
lästina entstanden sein. Besonders reich an silbernen Gefäßen
waren die Gräber in Gezer: eine Flasche mit langem Hals ist im
unteren Teil mit einem Kelch von Lotosblättern verziert, eine
halbkugelige Schale außen als geöffnete Lotosblüte gestaltet mit
einer Rosette auf dem Boden, eine andere mit hohem abgesetzten
Rand zeigt eine ähnliche Verzierung und um die Schulter heraus-
getriebene Buckel. Zu diesen gesellt sich eine flache Schale aus
teil el-färe' mit einem Kelch nach außen getriebener spitzer Blätter
um einen Omphalos im Innern (Abb. 90), alles Stücke, bei denen
die Beziehung zu der ägyptischen Toreutik des ausgehenden Neuen
Reichs unverkennbar ist. Die beiden silbernen Schöpfkellen aus
1 Diese Räuchergefäße behandelt Przeworski, Syria 11, 1929, 133.
Seine Erklärung, daß an die Tülle eine Röhre zum Anblasen des brennenden
Weihrauchs (vgl. Abb. 4 S. 140) angesetzt worden sei, scheint mir unwahrschein-
lich und ist auch bisher durch kein Denkmal zu belegen. Die Elfenbeine von
Arslan-Tasch: Bibi, archeol. et hist. 16, 1931, Taf. 45 Nr. 97, 98.
 
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