C. J. Wawra <Wien> [Hrsg.]: Öffentliche Versteigerung der Bilder, Studien und der hinterlassenen Kunstsammlungen des Landschaftsmalers Karl von Kratzer: Versteigerung, den 13. Jänner und die darauffolgenden Tage (Katalog Nr. 189) (Wien, 1904)

„der Künstler selbst mit dem Maler Brudermann*) auf einem Spazier-
gange in Klosterneuburg". An diese hiemit aufgezählten Bilder schließt
sich auch noch eine Reihenfolge von allerlei Studien an, während der
Katalog uns noch mancherlei andere Arbeiten von wohlbekannten
Künstlern zitiert, wie die von Ignaz Raffalt, Franz Schams, Teut-
wart Schmitson, Th. Valerio, Carl Wurzinger u. A. Die schon
oben erwähnten Miniaturen bilden selbstverständlich einen Extraschatz
der Sammlungen Kratzers, und zwar sowohl was die Künstler betrifft,
von denen sie gemalt sind, als auch im Hinblick auf die diversen
Persönlichkeiten, welche dargestellt erscheinen. Von den Arbeiten in
Bronze, Holz, Porzellan etc. habe ich ebenfalls schon gesprochen und
hiebei die Raphael Donnerschen Figuren erwähnt, wozu ich nur noch
bemerken möchte, daß „Merkur mit dem Haupte des Argus" im
Jahre 1893 im Künstlerhause ausgestellt war und auch von Professor
und Direktor Dr. Albert 11g in seiner Gedenkschrift zum 200. Jahres-
tage der Geburt Raphael Donners besprochen wird.

Indem ich mein kurzes Vorwort über Karl von Kratzers eigen-
händige Werke sowohl, als über jene Kunstobjekte, welche er so sorgfältig
zusammengetragen hat, hiemit schließe, wünsche ich den Manen unseres
alten biederen Freundes und Kollegen, daß seinem Lebenswerke, das sich
hier vor unseren Augen entrollt und das sich nun in so viele Besitze
teilen wird, auch seitens der Kunstfreunde und Sammler dasjenige Ent-
gegenkommen werde, womit dem guten und gewissenhaften Sinn für
Kunst, sowie dem ehrlichen Sammelgeist des Dahingeschiedenen in
entsprechender Weise die volle Anerkennung dokumentiert wird.

:;:) Franz Brudermann war mit dem bekannten Wiener Kunsthändler Georg Plach
befreundet und in geschäftlicher Verbindung. Er domizilierte in den Fünfzigerjahren in
Klosterneuburg und in der historischen Eröffnungsausstellung der von Hansen erbauten
neuen Akademie am Schillerplatz (1877) war von ihm unter der Kat.-Nr. 1067 „Eine
Szene aus dem Bauernkriege", Bleistiftzeichnung H. 26, Br. 20 Cent., ausgestellt. Franz
Brudermann, der unter seinen Kollegen eine wohlbekannte und beliebte Persönlichkeit
gewesen ist, wurde 1803 geboren und starb im Jahre 1858. Er malte Schlachten und
Kriegsepisoden und dürfte seinerzeit mit Pettenkofen zusammen bei Trentsensky be-
schäftigt gewesen sein.

Wien, im Dezember 1903.

Aug. Schaeffer.