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Weber, Siegfried
Die Entwickelung des Putto in der Plastik der Frührenaissance — 1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.49108#0020
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Der antike Eros.

Statuen des berühmten Künstlers nur das Motiv des von ihm
nach Plin. nat. hist. 26, 23 für Parion geschaffenen erhalten
sein, und zwar auf einer Münze dieses Ortes1 (abgeb. Zeitschr.
für Numismatik, Bd. VIII, Taf. 1). Eros steht neben einer
Herme, über dem linken Arm hängt eine Chlamys. Diese
Eros-Statuen des Praxiteles haben ephebische Bildung, trotzdem
sonst im 4. Jahrhundert, wie auch bereits am Ende des
5. Jahrhunderts die kindliche Bildung des Eros bevorzugt wird.
Der Grund hierfür ist, dass es eben für den Kult bestimmte
Götterbilder waren, wo der kosmische Eros, sowie der Gott
der Epheben und des Gymnasions, durch die Tradition be-
dingt war2. Auf Vasen sowie auf sonstigen Bildwerken des
4. Jahrhunderts sehen wir jedoch stets den zarte Liebesbande
knüpfenden jugendlichen Knaben, den Sohn, Diener und Boten
der Aphrodite. Beispiele von Eros-Darstellungen aus dieser
Epoche sind so bekannt und so zahlreich in den archäologischen
Tafelwerken vertreten, dass einzelne Beispiele anzuführen kaum
nötig sein dürfte.
Nur das hübsche Vasenbild Overb. Gall. X. 5 sei erwähnt,
da es ein gutes Beispiel für die in dieser Zeit zuerst3 vor-
kommende gemeinsame Verwendung von Eros, Himeros und
Pothos in unterschiedlicher, psychologischer Bedeutung ge-
währt.
Stets wird Eros in der altgriechischen Kunst entweder als
Jüngling oder als Knabe von schlanker Gestalt im Alter von
6—7 Jahren dargestellt und eng verknüpft mit der Mythologie.
In der hellenistisch-römischen Zeit geht eine Veränderung
mit ihm vor. Seine Körperbildung wird jetzt vorzugsweise die
1 Wolters, Eros-Darstellungen des Praxiteles, Arch. Ztg. 1885, S. 90.
Riggauer, Eros auf Münzen, Zeitschrift für Numismatik, Bd. VIII.
2 Bemerkenswert ist, dass Praxiteles dem Eros zuerst in der bildenden
Kunst das Attribut des Bogens verleiht (so auf dem Eros von Thespiä),
wohl beeinflusst durch Euripides, der ihn als Bogenschützen um diese Zeit
zuerst in die Poesie einführt (siehe S. 4).
3 Furtwängler, Eros in der Vasenmalerei, S 22.
 
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