I.
Der neue Kaiser.
Der Streit der Alten über die Adoption des Kaisers Hadrianus
dauert bei den Neueren in gleichem Maße fort. Nur eine Zusammen-
stellung aller Zeugnisse, welche für die Frage in betracht kommen,
wird es ermöglichen, festeren Boden zu gewinnen und sicherer alle
anknüpfenden Probleme zu beurteilen.
Von vornherein ist bei der Beurteilung der Frage (was so oft
vergessen worden ist) zwischen den Meinungen der Autoren und den
historischen Tatsachen zu unterscheiden. So oft es gelingen wird,
diese letzteren mit allen ihren Ursachen und Wirkungen gesichert zu
eruieren, wird man die Berichte aus den Exzerpten des sogenannten
Spartianus und der Dioausschreiber ruhig dafür opfern können.
Wie notdürftig unsere Kenntnis der Vorgänge am Hofe des
Kaisers Traianus in den letzten Jahren seiner Regierung ist, wird der
am besten wissen, welcher versucht, ein klares Bild der Gedanken und
Prinzipien des Kaisers zu zeichnen. Aus seinen Handlungen auf seine
geheimsten Gedanken zu schließen, ist immer eine gefährliche Sache.
Aber aus den Reibungen und Parteiungen unter den leitenden Männern
der Zeit, soweit es sich um den Nachfolger des alternden Kaisers
handelte, aus ihren Handlungen beim Regierungsantritt des neuen
Herrschers Rückschlüsse zu ziehen, ist man berechtigt, weil wenigstens
das klar wird, was die Umgebung des Kaisers aus seinen Äußerungen
vermuten zu dürfen glaubte. Die kümmerlichen Reste der Überliefe-
rung, wie sie uns vorliegen, sind die letzten Spuren des Niederschlags,
den die Vorgänge in der zeitgenössischen Literatur bewirkt haben.
Die Prüfung unserer Quellen nach ihrem Parteistandpunkt ist daher
die Vorbedingung der Untersuchung des Problems.
Die Hauptzeugen sind:
Dio 69, 1, 1:Άδριανος δε ύπο μεν Τραιανοϋ ουκ έΰεποιήθη.
und vita Hadr. 4, 6: quintum iduum August, diem legatus Suriae
litteras adoptionis accepit, quando et natalem adoptionis celebrari iussit.
Weber, Kaiser Hadrian.1
Der neue Kaiser.
Der Streit der Alten über die Adoption des Kaisers Hadrianus
dauert bei den Neueren in gleichem Maße fort. Nur eine Zusammen-
stellung aller Zeugnisse, welche für die Frage in betracht kommen,
wird es ermöglichen, festeren Boden zu gewinnen und sicherer alle
anknüpfenden Probleme zu beurteilen.
Von vornherein ist bei der Beurteilung der Frage (was so oft
vergessen worden ist) zwischen den Meinungen der Autoren und den
historischen Tatsachen zu unterscheiden. So oft es gelingen wird,
diese letzteren mit allen ihren Ursachen und Wirkungen gesichert zu
eruieren, wird man die Berichte aus den Exzerpten des sogenannten
Spartianus und der Dioausschreiber ruhig dafür opfern können.
Wie notdürftig unsere Kenntnis der Vorgänge am Hofe des
Kaisers Traianus in den letzten Jahren seiner Regierung ist, wird der
am besten wissen, welcher versucht, ein klares Bild der Gedanken und
Prinzipien des Kaisers zu zeichnen. Aus seinen Handlungen auf seine
geheimsten Gedanken zu schließen, ist immer eine gefährliche Sache.
Aber aus den Reibungen und Parteiungen unter den leitenden Männern
der Zeit, soweit es sich um den Nachfolger des alternden Kaisers
handelte, aus ihren Handlungen beim Regierungsantritt des neuen
Herrschers Rückschlüsse zu ziehen, ist man berechtigt, weil wenigstens
das klar wird, was die Umgebung des Kaisers aus seinen Äußerungen
vermuten zu dürfen glaubte. Die kümmerlichen Reste der Überliefe-
rung, wie sie uns vorliegen, sind die letzten Spuren des Niederschlags,
den die Vorgänge in der zeitgenössischen Literatur bewirkt haben.
Die Prüfung unserer Quellen nach ihrem Parteistandpunkt ist daher
die Vorbedingung der Untersuchung des Problems.
Die Hauptzeugen sind:
Dio 69, 1, 1:Άδριανος δε ύπο μεν Τραιανοϋ ουκ έΰεποιήθη.
und vita Hadr. 4, 6: quintum iduum August, diem legatus Suriae
litteras adoptionis accepit, quando et natalem adoptionis celebrari iussit.
Weber, Kaiser Hadrian.1