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Sechstes Kapitel. Aufzeichnungen verschiedenen Inhalts.
so sage nur flugs: packe dich ZU den Jüden. Kehre dich nicht an sein
Schrecken und Drohen, sondern halte ihn verdächtig als den ärgsten
Ketzer, verbannten und verdammten Menschen, der noch ärger ist
als der Papst und der Teufel. "^) Das zweite Buch der Makkabäer
und Esther jüdeln ihm zuviel und haben zuviel heidnische Unart.
Vom Neuen Testamente erregte seinen besonderen Hatz
der Brief des heiligen Jakobus: er ist ihm „eyn rechte stroerne
Epistel", welche „keyn Euügelisch Art" an sich habe. Bezüglich der
Geheimen Offenbarung schrieb er: „Myr mangelt an diesem buch
nicht eynerlep, das ichs widder (weder) Apostolisch noch Prophetisch
hallte . . . Halt dauon ydermann, was yhm segn geyst gibt, meyn
gepst kann sich ynn das Buch nicht schicken, vnn ist myr vrsach genug,
das ich seyn nicht hoch achte."ch Wie sehr mutzte über derartige Autze-
rungen schon der Künstler Dürer sich verletzt fühlen, der durch Heraus-
gabe der Apokalypse seinen Ruhm begründet hatte?
Die Worte des e r st e n P a p st e s benützte bereits der Zeit-
genosse Luthers, Matthias Bredenbackych zum Angriffe auf
denselben. Denn mit ihm und durch seine Lehre von der freien
Bibelforschung entstanden Sekten^) über Sekten (Lutheraner,
Wiedertäufer, Zwinglianer u. a.), und es wurden die „Propheten"
und „Lehrer" (Karlstadt, Münzer, Ökolampadius u. a.) nicht alle.
Die Warnung vor Sekten hatte Dürer selber, in seinem Tagebuche
der niederländischen Reise geäutzert sowie gemahnt, „datz wir wieder
einig und christlich zusammenleben." Unter dieser
Einigkeit konnte er nur die Wiedervereinigung Abgefallener in der
allgemeinen (— katholischen) Kirche und unter dem ch r i st l i ch e n
Zusammenleben das Leben nach dem Glauben
verstanden haben. Sogar Heidrich (S. 10) sieht sich zum Bekenntnis
genötigt: „Unter den .falschen Propheten' sind nicht die Lehrer der
mittelalterlichen Kirche zu verstehen."
y Luthers Werke, Wittenberger Ausgabe, 5, 1573. Vgl. Redner, Streifzüge,
Mainz 1897, S. 17.
y „Vorrhede auff die offenbarung Sanct Johannis".
y Katholik, 73, 2, 459.
y Die „Cosmographie" des protestantischen Zeitgenossen Sebastian Frank
enthält das bezeichnende Geständnis: „Alle Tage fängt eine neue Sekte
an, deren jede ihren eigenen Lehrer, Vorgeher, Pfaffen hat, also dast niemand
über den deutschen Glauben jetzt schreiben kann, und wohl ein eigen Volumen er-
heischt, ja nicht genügend wäre, all ihre Sekt und Beiglauben anzuzeigen".
Sechstes Kapitel. Aufzeichnungen verschiedenen Inhalts.
so sage nur flugs: packe dich ZU den Jüden. Kehre dich nicht an sein
Schrecken und Drohen, sondern halte ihn verdächtig als den ärgsten
Ketzer, verbannten und verdammten Menschen, der noch ärger ist
als der Papst und der Teufel. "^) Das zweite Buch der Makkabäer
und Esther jüdeln ihm zuviel und haben zuviel heidnische Unart.
Vom Neuen Testamente erregte seinen besonderen Hatz
der Brief des heiligen Jakobus: er ist ihm „eyn rechte stroerne
Epistel", welche „keyn Euügelisch Art" an sich habe. Bezüglich der
Geheimen Offenbarung schrieb er: „Myr mangelt an diesem buch
nicht eynerlep, das ichs widder (weder) Apostolisch noch Prophetisch
hallte . . . Halt dauon ydermann, was yhm segn geyst gibt, meyn
gepst kann sich ynn das Buch nicht schicken, vnn ist myr vrsach genug,
das ich seyn nicht hoch achte."ch Wie sehr mutzte über derartige Autze-
rungen schon der Künstler Dürer sich verletzt fühlen, der durch Heraus-
gabe der Apokalypse seinen Ruhm begründet hatte?
Die Worte des e r st e n P a p st e s benützte bereits der Zeit-
genosse Luthers, Matthias Bredenbackych zum Angriffe auf
denselben. Denn mit ihm und durch seine Lehre von der freien
Bibelforschung entstanden Sekten^) über Sekten (Lutheraner,
Wiedertäufer, Zwinglianer u. a.), und es wurden die „Propheten"
und „Lehrer" (Karlstadt, Münzer, Ökolampadius u. a.) nicht alle.
Die Warnung vor Sekten hatte Dürer selber, in seinem Tagebuche
der niederländischen Reise geäutzert sowie gemahnt, „datz wir wieder
einig und christlich zusammenleben." Unter dieser
Einigkeit konnte er nur die Wiedervereinigung Abgefallener in der
allgemeinen (— katholischen) Kirche und unter dem ch r i st l i ch e n
Zusammenleben das Leben nach dem Glauben
verstanden haben. Sogar Heidrich (S. 10) sieht sich zum Bekenntnis
genötigt: „Unter den .falschen Propheten' sind nicht die Lehrer der
mittelalterlichen Kirche zu verstehen."
y Luthers Werke, Wittenberger Ausgabe, 5, 1573. Vgl. Redner, Streifzüge,
Mainz 1897, S. 17.
y „Vorrhede auff die offenbarung Sanct Johannis".
y Katholik, 73, 2, 459.
y Die „Cosmographie" des protestantischen Zeitgenossen Sebastian Frank
enthält das bezeichnende Geständnis: „Alle Tage fängt eine neue Sekte
an, deren jede ihren eigenen Lehrer, Vorgeher, Pfaffen hat, also dast niemand
über den deutschen Glauben jetzt schreiben kann, und wohl ein eigen Volumen er-
heischt, ja nicht genügend wäre, all ihre Sekt und Beiglauben anzuzeigen".