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Weidmann, Paul
Der Mistrauische: Ein Lustspiel in Prosa, von fünf Aufzügen — Wien, 1772 [VD18 14221667]

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https://doi.org/10.11588/diglit.27829#0025
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Ein Lustspiel.
die Geheimnis zu, und jene plaudern sie auf offnem
Markte. Also bist du nicht verlieht? Schau mich an,
und werde nicht roth. Kleiner Teufel, wie sieht Wall-
ström bey dir? Hm , -in ich etwa ein Prophet? Sieh,
das finde ich alles im Gestirne, du wei-liche Verschwie-
genheit!
Theresle. Bruder, du beschämst mich; aber ich kann
dich bey meiner Ehre versichern, daß nichts weniger als
eine versicherte Liebe zwischen uns ist. Ich sehe zu Zeiten
Wallstrom. Ich schätze ihn hoch —
Seefeld. Wir wissen genug. Schwester von Hoch«
schatzung zur Liebe ist nur ein Schritt. We-.ßt du, daß er
um dich bey mir angehalten?
Therefre. Er sprach neulich davon; allein ich
hielts nur für eine kleine Schmäuchcley. Er muß es
also doch redlich mit mir mcpncn.
Seefeld. Du wirst also kein Bedenken haben
ihm deine Hand zureichen?
Theresie. Ich lasse dir mein Schicksal über. So-
viel ist gewiß, daß ich mich mit einem Gatten, wie
Wallstrom, glücklich achten werde.
Seefeld. Sieh Mädchen ohne Erfahrung, so denkt,
so handelt ihr alle! — Das Srutzercken schimmert,
schwätzt, tanzt, ist immer lustig, und bezaubert die
Weiber. So oberflächlich sind eure Kenntniße; nie steigt
ihr ins Herz hinab. Wallstrom ein junger, feuriger
Hofmann, die Hofnung seines Hauses, will dir die
Hand reichen. Was wird seine Familie, seine Mutter,
die Stadt, die Welt, der Hof dazu sagen? Sieh, so weit
denkt ihr nicht. Du bist eine Närrinn! Aber tröste dich,
drin Bruder ist nicht viel klüger, als du. Wenn du den
Bruder liebst; so lieb ich die Schwester nicht weniger.
B z There-
 
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