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Oswald Weigel
Bibliothek Carl Reinecke: nebst Beiträgen anderer Herkunft, darunter Collectio Joa. Linkii hymnologica (Katalog Nr.49) — Leipzig: Oswald Weigel, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.51130#0004
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2 ' ' ■ ■ Carl Reinecke
und wieder nach Kopenhagen, woselbst er bis zum Ausbruch der Feindseligkeiten
des Jahres 1848 Yfe'rblifflj/« InÄ gerbst-kehrte- er dann*,näch Leipzig, zurück.
Dort stand -nachjt^fc Wjihzeitigen Tode Mendelssohns damals Julius Rietz an
der Spitze der Gqj*®SnMuskonzerte und zögerte nicht, den so vorteilhaft ein-
geführten Künstler “ztfr Mitwirkung heranzuziehen; bereits am 9. November trug
er sein eigenes Konzertstück op. 33 und einige Klavierstücke mit ausgezeichnetem
Erfolge vor. Ein mehrtägiger Besuch in Weimar brachte ihn sodann mit Franz
Liszt in Berührung. Wie dieser so völlig andersgeartete Geist über Reineckes
Künstlerschaft dachte, wird zu erfahren um so mehr interessieren, als man jetzt
geneigt ist, anzunehmen, es handle sich zwischen beiden um einen unüberbrückbaren
Gegensatz. In einem Artikel des Pariser Journal La Musique schreibt der grosse
Titan des Klaviers:
„Mr. Reinecke est uu pianiste des plus distinguös. D’un caractere dont
la douceur semble etre la seule expansion, il apporte dans son art le sentiment
intelligent et ptofond plutöt qu’agissaut de Schiller. II prend les idees ä leurs
racines, mais il en connait et les fleurs et les fruits. Nous connaissons de lui
des trios, des quatuors qui, riches de forme et ölevös de sentiment, ont pour
cachet principal une allure noble et contenue.“
Bei diesen Anschauungen über Reineckes Talent trug Liszt kein Bedenken,
in einem Konzerte mitzuwirken, das von ihm in Bremen gegeben wurde und
von glänzendstem Erfolge begleitet war. Auch Clara Schumann und Jenny Lind
traten ihm in Bremen nahe. Mit seinem Freunde Otto von Königslöw unternahm
er sodann eine Kunstreise nach Paris, woselbst sich beide im Salon Henry Herz
hören liessen. Während dieses Aufenthaltes erteilte Reinecke auf besonderen
Wunsch Franz Liszts dessen Töchtern Blandine, der späteren Frau Ollivier, und
Cosima Klavierunterricht; auch mit Hector Berlioz trat er in Beziehung und
wirkte in dem von ihm geleiteten Philharmonischen Konzert als Solist.
Es folgt nun eine Zeit, wo unser Wandervogel bereits eine Neigung zu
grösserer Sesshaftigkeit verrät, ohne sich jedoch irgendwo dauernd fesseln zu
lassen. Zunächst trat er noch im Jahre 1851 die von Hiller ihm angebotene
Stellung als Lehrer der Komposition und des Klavierspieles an der Rheinischen
Musikschule in Köln an, vertauschte diese jedoch bereits im Jahre 1854 mit der
selbständigeren Stellung eines städtischen Musikdirektors in Barmen. 1858 wurde
er zum Universitätsmusikdirektor und Dirigenten der Singakademie in Breslau
ernannt, und 1860 erging der ehrenvolle Leipziger Antrag au ihn, die durch
Julius Rietz Weggang nach Dresden erledigte Stellung eines Dirigenten der
Gewandhauskonzerte zu übernehmen, welche er 35 Jahre lang inne hatte. Im
Herbst 1860 kam Reinecke nach Leipzig und übernahm zur selben Zeit das
Lehramt für Komposition und Klavierspiel am dortigen Konservatorium. Im
Sommer 1902 zog Reinecke sich von seiner öffentlichen Lehrtätigkeit zurück,
um fortan uneingeschränkt seiner kompositorischen Tätigkeit zu leben. Aus-
nahmsweise trat er noch als Pianist auf, z. B. im Januar 1906 im Leipziger
Gewandhaus zur Feier des 150 jährigen Geburtstages von Mozart.
Ende Februar 1910 wurde Reinecke von einer heftigen Influenza befallen
und am Morgen des 10. März 1910 schloss er die Augen für immer.

Die Mehrzahl der Bücher aus der Sammlung Reinecke ist mit dessen
Exlibris (Carl Reinecke als Kind und Greis, Reineckes Geburtshaus in Altona,
das Gewandhaus in Leipzig, die beiden Stadtwappen von Altona und Leipzig
und die Devise: „Meiner Kunst allein zum Preise!“ Wahlspruch wars dem Kind,
dem Greise, Und so war sein ganzes Leben nach der Schönheit einz’ges Streben.“
[W. Goetz] enthaltend) versehen. Wo dasselbe fehlt, wird es den Käufern gern
unberechnet nachgeliefert, so-weit der Vorrat reicht.

Auktions-Katalog N. F. XXXXIX.
 
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