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Versuchen wir zum Abschlüsse, ob sich irgend etwas darüber ausmachen lasse, wie
die Kathopanisad zur Erzählung von Naciketas im Taittiriyabrähmana stehe. Die
Sachlage wurde verschieden aufgefaßt. Während auf der einen Seite ausgesprochen
wurde, die Kathopanisad beruhe auf dem Taittiriyabrähmana1), ist Deussen der
Meinung, die spätere Form der Kathopanisad habe den ursprünglichen Sinn be-
wahrt, wogegen die ältere Form im Taittiriyabrähmana diesen im liturgischen Inter-
esse entstelle2). Neuerdings urteilte Faddegon im Anschluß an Caland dahin,
beide Fassungen gingen auf eine gemeinsame dritte Quelle zurück3).
Es empfiehlt sich vielleicht, von einer vergleichenden Inhaltsangabe auszugehen.

Taittirlyabrahmana

Kathopanisad

i 1: Usan4) Väjasravasa gab (den Prie-
stern als Opferlohn) seine gesamte
Habe.
2: Er hatte einen Sohn namens Naci-
ketas.
3: Als die Opferlöhne fortgeführt
wurden, überkam Naciketas srad-
dhä5).

i 1: Stimmt wörtlich damit überein.
i 2: Stimmt wörtlich damit überein, nur
ist am Ende teilweise zugefügt:
„er dachte bei sich“.
i 3 : In der Upanisad folgt hier der Acht-
silbler: pitodakä usw.

4) Weber, Indische Studien, ii, S. 197.
2) Deltssen, Allgemeine Geschichte der Philosophie, i, 1. Abteilung, 5. Auflage, Leipzig,
1922, S. 176, 177. Vgl. oben S. 15, Anm. 6.
3) Faddegon, Interpretatie, S. 11.
4) Was usan bedeute, ist umstritten. Es wird in neuerer Zeit als Name aufgefaßt (Geld-
ner, Rel. Lesebuch, S. 156 und Anm. 876; Charpentier, IA 57, S. 221 und Anm. 54; Otto,
Katha Upanishad, S. 11; Faddegon nach Caland, Interpretatie, S. 9). (Zur Wahl stellt diese
Deutung Rawson, Katha Upanisad, S. 57, Anm. 1.) Ich halte dies nach Satapathabrähmana
x 5, 5, 1 KuSrirha Väjasravaso ’gnim cikye für richtig. Darauf wies mich Herr H. Scharfe hin.
5) Auch was Sraddhä heißt, ist umstritten. Man bezweifelte, daß es „Glaube“ bedeute,
und Oldenberg, ZDMG 51, S. 448ff„ findet, es bezeichne „die zum Geben treibende Seelen-
disposition“. Die sraddhä stehe, so führt er aus, zu der Vorstellung des Gebens, insonderheit
zu den Gaben der daksinä, in einer besonderen Beziehung. Der „Glaube“ ist seiner Meinung
nach „die in Freigebigkeit sich betätigende Zuversicht zur heiligen Kraft der Priester und
ihres Opferns“ (Die Lehre der Upanishaden und die Anfänge des Buddhismus, S. 203, Anm. 2).
Zum gleichen Ergebniss kommt Hans-Werbin Köhler in seiner Doktordissertation: sraddhä
in der vedischen und altbuddhistischen Literatur, Göttingen 1948, S. 54f. Mir ist dabei nur
eines nicht klar: wenn die sraddhä an die daksinä gebunden ist, dann hat Naciketas mit der
daksinä doch eigentlich nichts zu tun, weil diese der Veranstalter des Opfers gibt, Naciketas
das Opfer seines Vaters aber nicht ausführen läßt. Ich bin noch nicht überzeugt, daß Sraddhä
an unserer Stelle etwas anderes als „Glaube“ meint. Man wird jedenfalls den Inhalt des Be-
griffes Sraddhä an dieser Stelle der Kathopanisad nicht bestimmen können, ohne gleichzeitig
 
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