Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 3.1903/1904
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https://doi.org/10.11588/diglit.75368#0113
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Heft 7
DOI article:Laufende Preisausschreiben / Geplante Denkmäler / Denkmals-Enthüllungen / Aus Galerien und Museen / Aus Akademien und Kunstschulen / Stipendien / Staatsaufträge etc. / Personal-Nachrichten / Auszeichnungen und Medaillen / Todesfälle / Gedenktage / Auktionen / Aus dem Gerichtssaal / Aus Künstler-Vereinen / Aus Kunstvereinen / Vermischtes / Literatur-Umschau / Kleine Anzeigen
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^eft 7. Die^Werkstatt der Aunst. ^09
„Dein Vater". Die Pensionatsvorsteherin zögerte keinen Augen-
blick, ihren telegraphisch reklamierten Zögling ziehen zu lassen,
und so traf das Täubchen bald wieder in Metz ein, von den:
Maler empfangen und heimgeleitet. Denn in der Familie
des Oberstabsarztes war garnichts vorgefallen, noch viel
weniger hatte „ihr Vater" die schleunige Rückkehr der Tochter
verlangt. Als Absender des Telegramms entpuppte sich näm-
lich — der Künstler. Das Fräulein hielt sich die außer-
ordentlichen Ferientage über in der Wohnung des Malers
auf, bis die wirklichen Ferientage im Pensionat hereinbrachen
und die romantisch-telegraphische Entführungsepisode durch
das Ausbleiben der Schülerin in: elterlichen Pause ruchbar
wurde. Es erfolgte Anzeige beim Gericht, der Künstler
wurde in Untersuchungshaft abgeführt. Die Strafkammer
verurteilte ihn auf Grund des 8 267 des Strafgesetzbuches
zu sechs Wochen Gefängnis. (^83)
München. Ein unbekannter Schadenstifter hat in der
Kunstausstellung im Glaspalast in den letzten Wochen
sein Wesen getrieben und verschiedene der dort ausgestellten
Bildwerke mutwilligerweise beschädigt. So fand man
vor ungefähr drei Wochen sechs Bilder verschiedener Größen
anscheinend durch Fingernägel verschrammt vor und acht Tage
vor Schluß der Ausstellung wurde in ein Oelgemälde mittels
eines stumpfen Gegenstandes ein etwa markstückgroßes Loch
gestoßen. Es ist leider nicht gelungen, den Frevler zu er-
mitteln, obgleich das langjährige geschulte Aufsichtspersonal
es an der nötigen Umsicht nicht hat fehlen lassen; auch die
vier Kriminalschutzleute, die während der letzten Tage
in den Räumen anwesend waren, haben nichts ermitteln
können. (a.^y
München. Aus den: schon erwähnten Viatikum zum
Palast von Glas, das Maler Eugen Spandow, Pseudonym
Eugen Spannstschonwas, verabreicht, bringen wir nochIolgende
Proben:
Kaulbach Fritz Aug. Madame Guerrero.
Madame Ouerrero, la belle LaUerma
Von Fritz August Kaulbach.
Gehorschamster Diener!
Dös schwarzaugete Deandl
Mit'n samtenen Mieda,
Kam die mir amal spanisch,
War mir a net z'wida.
Defregger Franz v. Der kranke Dackl.
Grüaß Gott, Perr Doktor, hab' die Ehr'
Was denn mit unserm Waldl wär'.
Wo es ihm feit, tät Vata frag'n,
Er lieget draußt schwer krank im Wagen;
Mag nix mehr fressen, allweil saufa,
Vor Wehdam kann er kaum mehr laufa.
So tän's ihn: unter Tränen klagen.
Der Waldl aber draußt im Wagen
Zwickt d' Augen zua daweil und denkt:
Ls seids dir nobel mal g'schlenkt.
„Na, laßt mal den Patienten seh'n,
Der Kerl, der kann ja kaum mehr steh'n."
Der Doktor langt ihm hin an' Bauch,
Lacht Hellaut auf: „Dös glaub' ich auch;
Ja der kann freilich nichts mehr essen,
Der ist ja eh schon vollgefressen.
Der weiß z'erst nix von Beschwerden,
Der Tropf will nur gefahren werden;
Der Vater soll ihn ordentlich strix'n,
Dem alten Gauner fehlt sonst nixen.
Fahrt ab und bringts ihn gut nach Paus!"
Ja so a Leibarzt kennt sich aus. (a.5;3)
Damburg. Im Kunstsalon Eassirer ist neben den
Werken von R. Pirth du Frenes-München eine Kollektion
von TH. Alt-Ansbach, gleichfalls eines Freundes und Schülers
des verstorbenen Meisters W. Leibl, ausgestellt. Gleichzeitig
neu ausgestellt sind eine Kollektion von Iacob Alberts-
Berlin, die Hauptsächlich Motive von den Palligen umfaßt;
sowie einige Porträts von Pans Müller-Dachau. (3.5^)
Nürnberg. Unser altehrwürdiger Rathaussaal ist mit
Albrecht Dürer'schen Wandmalereien, welche im Laufe
der Jahrhunderte ein gar schlimmes Anssehen erhalten haben,
geschmückt. Das Pietätsgefühl hat bis jetzt davon abgehalten,
die restaurierende Pand anznlegen. Nunmehr läßt sich aber,
wenn man nicht das ganze Werk vollständig verkümmern
läßt, die Restaurierung nicht mehr verschieben. Der Stadt-
magistrat hat deshalb beschlossen, nachdem schon früher Gut-
achten von Autoritäten eingeholt worden sind, jetzt mit Prof.
Paggenmiller in München sich behufs Versuche mit der
Restaurierung in Verbindung zn setzen. (^53)
Wien. Der Bildhauer Karl Maria Schwerdtner hielt
in einer vom Verein für Verbesserung der Frauenkleidnng
veranstalteten Versammlung einen Vortrag mit Skioptikon-
bildern und Demonstrationen über das Arbeitskleid der Fran.
(Die neue Frauentracht.) (3.^30)
Wien. Der im Jahre ^885 verstorbene bekannte Maler
Pans Eanon, der viele lose Streiche ausgeheckt hatte, malte
einst einen russischen Fürsten in einem prachtvollen, kostbaren
Pelzmantel, der Canon ganz außerordentlich gefiel. Den Pelz
hätte er gar zu gerne bekommen, aber wie? Nachdem das
Porträt fertig war, gab der Maler den Pelz seinen: Besitzer
zunächst nicht mehr zurück — immerhin ein Versuch. Aber
der Fürst schrieb dann um seinen Pelzmantel. Canon ant-
wortete nicht. Eines Tages sah er eben zum Fenster seines
Ateliers hinaus und erblickte den Fürsten, der durch den
Garten auf das Atelier zukam. Flugs schlüpfte Canon in
den Pelzmantel und setzte sich dann in einen großen Fauteuil
in die Nähe des Ofens. Es war im Oktober und man
begann bereits zu heizen. Der eintretende Fürst kam natür-
lich seines Pelzes wegen und sah verwundert auf Canon,
der stöhnend und sich schüttelnd im Großvaterstuhl saß. „Ja,
was haben Sie denn, Meister?" „UH," stöhnte Canon, „ich
weiß es nicht, mir ist so schwach und elend und es friert
mich so, ... mein Gott, vor zwei Tagen ist mein Bruder
an den Blattern gestorben — und ich fürchte immer, ich
bekomme sie auch, — aber Durchlaucht wollen gewiß Ihren
Pelz? Ich bitte um Verzeihung, aber es fror mich so, da
hab' ich ihn nur auf ein halbes Stündchen angezogen, ich ..."
„Waas," rief der Fürst, „Bla — meinen Pelz — 0 nein,
behalten Sie ihn nur! zum Andenken! — Adieu!" Und
empfahl sich eiligst. (3.8^25)
Literatur-dnisckau.
(Die mit 0 bezeichneten Artikel sind illustriert.)
Dokumente des modernen Kunstgewerbes, o Serie 0. Pest 2.
Moderne Interieur-Kunst von Kimbel und Friederichsen
in Berlin. — Innenräume von der Großen Berliner
Kunstausstellung 1903. — Darmstädter Möbel. - Altes
und Neues über die Intarsia. — W. Wember (Essen).
Kunstchronik. ^5. Iahrg. Nr. 4. 6. Nov. Erbauliches und
Beschauliches.
Düheim.o Leipzig. ^0. Iahrg. Peft 7. 7. Nov. 1903.
Die Medizin in der klassischen Malereio Von Dr. Lügen
Polländer. Verlag Ferdinand Enke, Stuttgart.
Ein Bücher-Aatalog für Nunst- und Literatur-Freunde.
Perausgegeben von der Verlags-Anstalt F. Brnckmann in
München. — Kunst- und Literatur-Freunde seien ans den
soeben herausgegebenen Katalog hingewiesen, der sich vor der
Menge der alljährlich um diese Zeit erscheinenden Weihnachts-
Kataloge sehr zu seinem Vorteil auszeichnet und in seiner
vornehmen, von Uebertreibung freien Ausstattung geradezu
als ein Förderer guten Geschmacks begrüßt werden kann.
Glänzende Autornamen sind in dem Kataloge mit einer statt-
lichen Reihe erlesener Werke vertreten und ein reicher Bilder-
schmuck, unter dem bisher zum Teil nur wenig bekannte Por-
träts von Bismarck, Böcklin, Goethe, Pomer, Kant, Rem-
brandt, Wagner u. a. hervorzuheben sind, verleiht ihm in
„Dein Vater". Die Pensionatsvorsteherin zögerte keinen Augen-
blick, ihren telegraphisch reklamierten Zögling ziehen zu lassen,
und so traf das Täubchen bald wieder in Metz ein, von den:
Maler empfangen und heimgeleitet. Denn in der Familie
des Oberstabsarztes war garnichts vorgefallen, noch viel
weniger hatte „ihr Vater" die schleunige Rückkehr der Tochter
verlangt. Als Absender des Telegramms entpuppte sich näm-
lich — der Künstler. Das Fräulein hielt sich die außer-
ordentlichen Ferientage über in der Wohnung des Malers
auf, bis die wirklichen Ferientage im Pensionat hereinbrachen
und die romantisch-telegraphische Entführungsepisode durch
das Ausbleiben der Schülerin in: elterlichen Pause ruchbar
wurde. Es erfolgte Anzeige beim Gericht, der Künstler
wurde in Untersuchungshaft abgeführt. Die Strafkammer
verurteilte ihn auf Grund des 8 267 des Strafgesetzbuches
zu sechs Wochen Gefängnis. (^83)
München. Ein unbekannter Schadenstifter hat in der
Kunstausstellung im Glaspalast in den letzten Wochen
sein Wesen getrieben und verschiedene der dort ausgestellten
Bildwerke mutwilligerweise beschädigt. So fand man
vor ungefähr drei Wochen sechs Bilder verschiedener Größen
anscheinend durch Fingernägel verschrammt vor und acht Tage
vor Schluß der Ausstellung wurde in ein Oelgemälde mittels
eines stumpfen Gegenstandes ein etwa markstückgroßes Loch
gestoßen. Es ist leider nicht gelungen, den Frevler zu er-
mitteln, obgleich das langjährige geschulte Aufsichtspersonal
es an der nötigen Umsicht nicht hat fehlen lassen; auch die
vier Kriminalschutzleute, die während der letzten Tage
in den Räumen anwesend waren, haben nichts ermitteln
können. (a.^y
München. Aus den: schon erwähnten Viatikum zum
Palast von Glas, das Maler Eugen Spandow, Pseudonym
Eugen Spannstschonwas, verabreicht, bringen wir nochIolgende
Proben:
Kaulbach Fritz Aug. Madame Guerrero.
Madame Ouerrero, la belle LaUerma
Von Fritz August Kaulbach.
Gehorschamster Diener!
Dös schwarzaugete Deandl
Mit'n samtenen Mieda,
Kam die mir amal spanisch,
War mir a net z'wida.
Defregger Franz v. Der kranke Dackl.
Grüaß Gott, Perr Doktor, hab' die Ehr'
Was denn mit unserm Waldl wär'.
Wo es ihm feit, tät Vata frag'n,
Er lieget draußt schwer krank im Wagen;
Mag nix mehr fressen, allweil saufa,
Vor Wehdam kann er kaum mehr laufa.
So tän's ihn: unter Tränen klagen.
Der Waldl aber draußt im Wagen
Zwickt d' Augen zua daweil und denkt:
Ls seids dir nobel mal g'schlenkt.
„Na, laßt mal den Patienten seh'n,
Der Kerl, der kann ja kaum mehr steh'n."
Der Doktor langt ihm hin an' Bauch,
Lacht Hellaut auf: „Dös glaub' ich auch;
Ja der kann freilich nichts mehr essen,
Der ist ja eh schon vollgefressen.
Der weiß z'erst nix von Beschwerden,
Der Tropf will nur gefahren werden;
Der Vater soll ihn ordentlich strix'n,
Dem alten Gauner fehlt sonst nixen.
Fahrt ab und bringts ihn gut nach Paus!"
Ja so a Leibarzt kennt sich aus. (a.5;3)
Damburg. Im Kunstsalon Eassirer ist neben den
Werken von R. Pirth du Frenes-München eine Kollektion
von TH. Alt-Ansbach, gleichfalls eines Freundes und Schülers
des verstorbenen Meisters W. Leibl, ausgestellt. Gleichzeitig
neu ausgestellt sind eine Kollektion von Iacob Alberts-
Berlin, die Hauptsächlich Motive von den Palligen umfaßt;
sowie einige Porträts von Pans Müller-Dachau. (3.5^)
Nürnberg. Unser altehrwürdiger Rathaussaal ist mit
Albrecht Dürer'schen Wandmalereien, welche im Laufe
der Jahrhunderte ein gar schlimmes Anssehen erhalten haben,
geschmückt. Das Pietätsgefühl hat bis jetzt davon abgehalten,
die restaurierende Pand anznlegen. Nunmehr läßt sich aber,
wenn man nicht das ganze Werk vollständig verkümmern
läßt, die Restaurierung nicht mehr verschieben. Der Stadt-
magistrat hat deshalb beschlossen, nachdem schon früher Gut-
achten von Autoritäten eingeholt worden sind, jetzt mit Prof.
Paggenmiller in München sich behufs Versuche mit der
Restaurierung in Verbindung zn setzen. (^53)
Wien. Der Bildhauer Karl Maria Schwerdtner hielt
in einer vom Verein für Verbesserung der Frauenkleidnng
veranstalteten Versammlung einen Vortrag mit Skioptikon-
bildern und Demonstrationen über das Arbeitskleid der Fran.
(Die neue Frauentracht.) (3.^30)
Wien. Der im Jahre ^885 verstorbene bekannte Maler
Pans Eanon, der viele lose Streiche ausgeheckt hatte, malte
einst einen russischen Fürsten in einem prachtvollen, kostbaren
Pelzmantel, der Canon ganz außerordentlich gefiel. Den Pelz
hätte er gar zu gerne bekommen, aber wie? Nachdem das
Porträt fertig war, gab der Maler den Pelz seinen: Besitzer
zunächst nicht mehr zurück — immerhin ein Versuch. Aber
der Fürst schrieb dann um seinen Pelzmantel. Canon ant-
wortete nicht. Eines Tages sah er eben zum Fenster seines
Ateliers hinaus und erblickte den Fürsten, der durch den
Garten auf das Atelier zukam. Flugs schlüpfte Canon in
den Pelzmantel und setzte sich dann in einen großen Fauteuil
in die Nähe des Ofens. Es war im Oktober und man
begann bereits zu heizen. Der eintretende Fürst kam natür-
lich seines Pelzes wegen und sah verwundert auf Canon,
der stöhnend und sich schüttelnd im Großvaterstuhl saß. „Ja,
was haben Sie denn, Meister?" „UH," stöhnte Canon, „ich
weiß es nicht, mir ist so schwach und elend und es friert
mich so, ... mein Gott, vor zwei Tagen ist mein Bruder
an den Blattern gestorben — und ich fürchte immer, ich
bekomme sie auch, — aber Durchlaucht wollen gewiß Ihren
Pelz? Ich bitte um Verzeihung, aber es fror mich so, da
hab' ich ihn nur auf ein halbes Stündchen angezogen, ich ..."
„Waas," rief der Fürst, „Bla — meinen Pelz — 0 nein,
behalten Sie ihn nur! zum Andenken! — Adieu!" Und
empfahl sich eiligst. (3.8^25)
Literatur-dnisckau.
(Die mit 0 bezeichneten Artikel sind illustriert.)
Dokumente des modernen Kunstgewerbes, o Serie 0. Pest 2.
Moderne Interieur-Kunst von Kimbel und Friederichsen
in Berlin. — Innenräume von der Großen Berliner
Kunstausstellung 1903. — Darmstädter Möbel. - Altes
und Neues über die Intarsia. — W. Wember (Essen).
Kunstchronik. ^5. Iahrg. Nr. 4. 6. Nov. Erbauliches und
Beschauliches.
Düheim.o Leipzig. ^0. Iahrg. Peft 7. 7. Nov. 1903.
Die Medizin in der klassischen Malereio Von Dr. Lügen
Polländer. Verlag Ferdinand Enke, Stuttgart.
Ein Bücher-Aatalog für Nunst- und Literatur-Freunde.
Perausgegeben von der Verlags-Anstalt F. Brnckmann in
München. — Kunst- und Literatur-Freunde seien ans den
soeben herausgegebenen Katalog hingewiesen, der sich vor der
Menge der alljährlich um diese Zeit erscheinenden Weihnachts-
Kataloge sehr zu seinem Vorteil auszeichnet und in seiner
vornehmen, von Uebertreibung freien Ausstattung geradezu
als ein Förderer guten Geschmacks begrüßt werden kann.
Glänzende Autornamen sind in dem Kataloge mit einer statt-
lichen Reihe erlesener Werke vertreten und ein reicher Bilder-
schmuck, unter dem bisher zum Teil nur wenig bekannte Por-
träts von Bismarck, Böcklin, Goethe, Pomer, Kant, Rem-
brandt, Wagner u. a. hervorzuheben sind, verleiht ihm in