Heft 3P
Die Werkstatt der Aunst.
§2s
Versonal-Nack) rieten.
München. (Professor Albert v. Keller) feierte am
27. April seinen 60. Geburtstag. Die Münchener Sezession
hatte ihrem zweiten Vorsitzenden und hervorragenden Mit-
glieds eine feierliche Begehung des Tages zugedacht, doch
wurde sie vom Jubilar dankend abgelehnt. Dem Künstler ist,
wie hier gleich bemerkt sein möge, das soeben erschienene
prächtig ausgestattete Pest ;5 der „Kunst für Alle" mit Text
von Fritz v. Mstini gewidmet.
^oäesfälle.
Berlin. Der Bildhauer Professor Alexander Toudeur
ist im 76. Lebensjahre hier gestorben. Tondeur, der Schöpfer
des Reiterstandbildes König Wilhelm Hl. in Köln, war ;829
in Berlin geboren und Schüler Bläsers.
Aus Künstler-Vereinen.
Florenz. (Lin deutsches Künstlerhaus.) Schon
lange war es der Wunsch der deutschen Künstler, ein eigenes
Künstlerhaus in Italien zu besitzen. Lin solches zu erwerben,
gehörte von vornherein zu den Zielen des deutschen Künstler-
bundes und der Entschluß dazu wurde anfangs dieses Jahres
vom Vorstand des Bundes in Weimar gefaßt. Nachdem nun
durch Zeichnung von Jahresbeiträgen die nötige Summe vor-
handen war, hat Prof. Max Kling er in Gemeinschaft mit
dem Leipziger Verleger Georg pirzel die Villa Romana
als für den genannten Zweck außerordentlich geeignet, um
60000 Lire für den Deutschen Künstlerbund erworben.
Das Grundstück ist zz 500 (Quadratmeter groß, hat ; so Meter
Straßenlänge und 90 Meter Tiese. Die Villa mit Neben-
gebäude enthält mehr als HO Räume, von diesen eignen sich
sechs ohne Veränderung zu Ateliers, deren sich weitere noch
im Wirtschaftsgebäude ohne große Kosten Herrichten lassen.
Die Ateliers sollen auf den Ausstellungen des Künstlerbundes
anstatt der sonst üblichen Medaillen als Preise verteilt werden
sowohl an jüngere wie ältere Künstler.
München. (Verein für Griginal-Radierung.) In
der letzten Monatsversammlung (April) hatte Fräulein Ida L.
Ströwer eine größere Zahl neuer Arbeiten, Radierungen,
Studien und Entwürfe zur Ausstellung gebracht, die außer-
ordentlich gerühmt wurden. Neben diesen Arbeiten kamen
ferner Radierungen von G. F. probst (Breslau) zur Aus-
stellung, unter diesen zahlreiche Motive aus Rothenburg 0. d. T.,
die der Künstler direkt nach der Natur, also in verkehrter An-
sicht, auf die Platte gezeichnet hatte.
Aus Kunstvereinen.
Dresden. Dem verband der Deutschen Kunst-
vereine sind, wie uns der Sächsische Kunstverein mitteilt,
noch die Kunstvereine zu Palle a.S. und peidelberg bei-
getreten, so daß der verband nun im ganzen 27 deutsche Kunst-
vereine umfaßt mit der „Werkstatt der Kunst" als Ver-
bands-Zeitschrift. Das Nähere hierzu teilten wir bereits
früher in den peften ;7 und 20 mit.
Dresden. In der Jahres-Pauptversammlung vom
so. März d. Is. wurde, wie man uns schreibt, der Vorstand
der Dresdner Kunstgenossenschaft wie folgt gewählt.
Ausschuß 1: Architekt Kurt Späte, Vorsitzender; Maler-
Max pietschmann, dessen Stellvertreter; Bildner Oskar
Rassau, Schriftführer; Architekt Max p erf u rt, dessen Stell-
vertreter; Architekt peinr. watzlawik, Schatzmeister; Maler
August Leonhardi, (Dbmann der Maler; Maler Wilhelm
Almer, dessen Stellvertreter; Bildner Friedrich pecht, Gb-
mann der Bildner; Bildner Perm. Fritz, dessen Stellvertreter;
Architekt R. Fritz Reuter, Obmann der Architekten; Architekt
Max perfurt, dessen Stellvertreter. Ausschuß II: Maler
Paus Fritsch, pauswart; Maler William Krause, Schrift-
führer; Architekt paus Schlicht, Bibliothekar; Bildner Leop.
Armbruster; Buchdruckereibesitzer L. peinlich, Kassierer;
pofkantor p. Jul. Knöbel.
München, von der vorjährigen Verlosung des Kunst -
Vereins sind noch 32 Anrechtscheine im Gesamtwerte von
7700 Mk. nicht eingelöst. Ls empfiehlt sich daher einerseits
für die Aussteller, geeignete Kunstwerke einzusenden, ander-
seits für die Anrecht sch ein besitz er, nicht länger zu zögern,
da die Anrechtscheine am ^6. Mai ihre Gültigkeit verlieren.
Vermisstes.
Aachen. (Im Kampf gegen das Nackte in der
Kunst.) Ueber das Aktzeichnen an der Kunstgewerbe- und
Zeichenschule wurden in einer der letzten Versammlungen der
Aachener Stadtverordneten höchst erbauliche Erörterungen ge-
pflogen. Die Debatte leitete Rechtsanwalt Vr. Vossen mit
folgender Erklärung ein: „Bei der jüngst von der Zeichen-
und Kunstgewerbeschule bewirkten Ausstellung von Schüler-
arbeiten ist es bemerkt worden, daß eine nicht unerhebliche
Anzahl von Zeichnungen und plastischen Darstellungen nackte
oder fast ganz nackte menschliche Körper Wiedergaben. So ist
z. B. ein kleiner Junge, dessen Alter auf etwa neun Jahre
zu schätzen sein mag, in verschiedenen Stellungen neunmal
splitternackt (entsetzlich! wie man ein solches Wort über-
haupt nur aussprechen kann — die Red.) zur Darstellung ge-
langt. Drei in die Augen fallende Steinstudien stellen plastisch
einen größeren Knaben oder Jüngling dar. Auch diese Studie
stellte einen völlig nackten Körper dar. Nachträglich hat man
ihn mit einer Stoffbinde notdürftig verhüllt, wie ich erfahren
habe, sind bei Beginn der Ausstellung auf Veranlassung des
Vorstandes der Schule noch andere Darstellungen aus der Aus-
stellung entfernt worden, weil die Besorgnis entstand, daß
ihre Ausstellung anstößig oder vielleicht auch sittlich bedenk-
lich erscheinen könnte. So viel mir bekannt ist, sind diese Dar-
stellungen Aktstudien und haben lebende Personen zu den Dar-
stellungen Akt gestanden. Mb ein solches Aktstehen bei Maler-
akademien u. s. w. zur Ausbildung der Maler erforderlich er-
scheint, ist hier nicht zu entscheiden. Es kann aber doch un-
möglich auf die Sittlichkeit eines etwa neunjährigen Knaben
fördernd wirken, wenn er völlig nackt in allerhand Stellungen
sich stundenlang vor Schüler und Lehrer hinstellen soll." — Im
weiteren hielt es der Redner, wie die „Frankfurter Zeitung"
mitteilt, nicht für erforderlich, daß derartige Aktstudien an
einer Kunstgewerbeschule gemacht werden und in dasselbe porn
wie er bliesen noch einige andere Zentrumsstadtverordnete.
Leider wird, so bemerkt das Blatt schließlich, wie die früheren
Erfahrungen in derartigen Angelegenheiten zeigen, diese De-
batte trotz der Rechtfertigung des Lehrplanes der Anstalt durch
den (Oberbürgermeister ihre Folgen haben.
Bern. (Schiller-Medaille.) Zur Schillerfeier wird der
Basler Medailleur p. Frei eine Medaille Herstellen, die, nach
der uns vorliegenden Abbildung zu schließen, von hervor-
ragendem künstlerischen werte sein wird. Preis: Silber 5 Frcs.,
Bronze 2,50 Frcs. Der Vertrieb wurde dem Kunstverlag A.
Benteli, Bern, übertragen.
Düsseldorf. Der „Kunstverein für die Rheinlande und
Westfalen" beschloß, für das Foyer des neuen Stadttheaters
in Barmen zwei künstlerisch auszuführende Wandgemälde
im werte von zsooo Mk. zu stiften. Die Barmer Teppich-
fabrik L. Vorwerk äc To. hat sich bereit erklärt, für das Foyer
nach der Zeichnung des Erbauers des Stadttheaters, des Re-
gierungsbaumeisters Moritz in Köln, einen Teppich anzufertigen.
Wien. Die Angelegenheit „Eugen Klimt und das Unter-
richtsministerium" hat einen Abschluß noch nicht gefunden.
Das Ministerium lehnte das schriftliche Ersuchen des Künstlers,
die Bilder zurückziehen zu dürfen, ab, und dieser beantwortete
die darauf erfolgende Aufforderung des ersteren, die drei
Deckengemälde für den Festsaal der Universität abzuliefern,
in einem Schreiben, in dem er auf der Zurückziehung der
Gemälde besteht und nochmals versichert, daß er der Auf-
forderung des Ministeriums nicht nach ko inmen werde.
Die Werkstatt der Aunst.
§2s
Versonal-Nack) rieten.
München. (Professor Albert v. Keller) feierte am
27. April seinen 60. Geburtstag. Die Münchener Sezession
hatte ihrem zweiten Vorsitzenden und hervorragenden Mit-
glieds eine feierliche Begehung des Tages zugedacht, doch
wurde sie vom Jubilar dankend abgelehnt. Dem Künstler ist,
wie hier gleich bemerkt sein möge, das soeben erschienene
prächtig ausgestattete Pest ;5 der „Kunst für Alle" mit Text
von Fritz v. Mstini gewidmet.
^oäesfälle.
Berlin. Der Bildhauer Professor Alexander Toudeur
ist im 76. Lebensjahre hier gestorben. Tondeur, der Schöpfer
des Reiterstandbildes König Wilhelm Hl. in Köln, war ;829
in Berlin geboren und Schüler Bläsers.
Aus Künstler-Vereinen.
Florenz. (Lin deutsches Künstlerhaus.) Schon
lange war es der Wunsch der deutschen Künstler, ein eigenes
Künstlerhaus in Italien zu besitzen. Lin solches zu erwerben,
gehörte von vornherein zu den Zielen des deutschen Künstler-
bundes und der Entschluß dazu wurde anfangs dieses Jahres
vom Vorstand des Bundes in Weimar gefaßt. Nachdem nun
durch Zeichnung von Jahresbeiträgen die nötige Summe vor-
handen war, hat Prof. Max Kling er in Gemeinschaft mit
dem Leipziger Verleger Georg pirzel die Villa Romana
als für den genannten Zweck außerordentlich geeignet, um
60000 Lire für den Deutschen Künstlerbund erworben.
Das Grundstück ist zz 500 (Quadratmeter groß, hat ; so Meter
Straßenlänge und 90 Meter Tiese. Die Villa mit Neben-
gebäude enthält mehr als HO Räume, von diesen eignen sich
sechs ohne Veränderung zu Ateliers, deren sich weitere noch
im Wirtschaftsgebäude ohne große Kosten Herrichten lassen.
Die Ateliers sollen auf den Ausstellungen des Künstlerbundes
anstatt der sonst üblichen Medaillen als Preise verteilt werden
sowohl an jüngere wie ältere Künstler.
München. (Verein für Griginal-Radierung.) In
der letzten Monatsversammlung (April) hatte Fräulein Ida L.
Ströwer eine größere Zahl neuer Arbeiten, Radierungen,
Studien und Entwürfe zur Ausstellung gebracht, die außer-
ordentlich gerühmt wurden. Neben diesen Arbeiten kamen
ferner Radierungen von G. F. probst (Breslau) zur Aus-
stellung, unter diesen zahlreiche Motive aus Rothenburg 0. d. T.,
die der Künstler direkt nach der Natur, also in verkehrter An-
sicht, auf die Platte gezeichnet hatte.
Aus Kunstvereinen.
Dresden. Dem verband der Deutschen Kunst-
vereine sind, wie uns der Sächsische Kunstverein mitteilt,
noch die Kunstvereine zu Palle a.S. und peidelberg bei-
getreten, so daß der verband nun im ganzen 27 deutsche Kunst-
vereine umfaßt mit der „Werkstatt der Kunst" als Ver-
bands-Zeitschrift. Das Nähere hierzu teilten wir bereits
früher in den peften ;7 und 20 mit.
Dresden. In der Jahres-Pauptversammlung vom
so. März d. Is. wurde, wie man uns schreibt, der Vorstand
der Dresdner Kunstgenossenschaft wie folgt gewählt.
Ausschuß 1: Architekt Kurt Späte, Vorsitzender; Maler-
Max pietschmann, dessen Stellvertreter; Bildner Oskar
Rassau, Schriftführer; Architekt Max p erf u rt, dessen Stell-
vertreter; Architekt peinr. watzlawik, Schatzmeister; Maler
August Leonhardi, (Dbmann der Maler; Maler Wilhelm
Almer, dessen Stellvertreter; Bildner Friedrich pecht, Gb-
mann der Bildner; Bildner Perm. Fritz, dessen Stellvertreter;
Architekt R. Fritz Reuter, Obmann der Architekten; Architekt
Max perfurt, dessen Stellvertreter. Ausschuß II: Maler
Paus Fritsch, pauswart; Maler William Krause, Schrift-
führer; Architekt paus Schlicht, Bibliothekar; Bildner Leop.
Armbruster; Buchdruckereibesitzer L. peinlich, Kassierer;
pofkantor p. Jul. Knöbel.
München, von der vorjährigen Verlosung des Kunst -
Vereins sind noch 32 Anrechtscheine im Gesamtwerte von
7700 Mk. nicht eingelöst. Ls empfiehlt sich daher einerseits
für die Aussteller, geeignete Kunstwerke einzusenden, ander-
seits für die Anrecht sch ein besitz er, nicht länger zu zögern,
da die Anrechtscheine am ^6. Mai ihre Gültigkeit verlieren.
Vermisstes.
Aachen. (Im Kampf gegen das Nackte in der
Kunst.) Ueber das Aktzeichnen an der Kunstgewerbe- und
Zeichenschule wurden in einer der letzten Versammlungen der
Aachener Stadtverordneten höchst erbauliche Erörterungen ge-
pflogen. Die Debatte leitete Rechtsanwalt Vr. Vossen mit
folgender Erklärung ein: „Bei der jüngst von der Zeichen-
und Kunstgewerbeschule bewirkten Ausstellung von Schüler-
arbeiten ist es bemerkt worden, daß eine nicht unerhebliche
Anzahl von Zeichnungen und plastischen Darstellungen nackte
oder fast ganz nackte menschliche Körper Wiedergaben. So ist
z. B. ein kleiner Junge, dessen Alter auf etwa neun Jahre
zu schätzen sein mag, in verschiedenen Stellungen neunmal
splitternackt (entsetzlich! wie man ein solches Wort über-
haupt nur aussprechen kann — die Red.) zur Darstellung ge-
langt. Drei in die Augen fallende Steinstudien stellen plastisch
einen größeren Knaben oder Jüngling dar. Auch diese Studie
stellte einen völlig nackten Körper dar. Nachträglich hat man
ihn mit einer Stoffbinde notdürftig verhüllt, wie ich erfahren
habe, sind bei Beginn der Ausstellung auf Veranlassung des
Vorstandes der Schule noch andere Darstellungen aus der Aus-
stellung entfernt worden, weil die Besorgnis entstand, daß
ihre Ausstellung anstößig oder vielleicht auch sittlich bedenk-
lich erscheinen könnte. So viel mir bekannt ist, sind diese Dar-
stellungen Aktstudien und haben lebende Personen zu den Dar-
stellungen Akt gestanden. Mb ein solches Aktstehen bei Maler-
akademien u. s. w. zur Ausbildung der Maler erforderlich er-
scheint, ist hier nicht zu entscheiden. Es kann aber doch un-
möglich auf die Sittlichkeit eines etwa neunjährigen Knaben
fördernd wirken, wenn er völlig nackt in allerhand Stellungen
sich stundenlang vor Schüler und Lehrer hinstellen soll." — Im
weiteren hielt es der Redner, wie die „Frankfurter Zeitung"
mitteilt, nicht für erforderlich, daß derartige Aktstudien an
einer Kunstgewerbeschule gemacht werden und in dasselbe porn
wie er bliesen noch einige andere Zentrumsstadtverordnete.
Leider wird, so bemerkt das Blatt schließlich, wie die früheren
Erfahrungen in derartigen Angelegenheiten zeigen, diese De-
batte trotz der Rechtfertigung des Lehrplanes der Anstalt durch
den (Oberbürgermeister ihre Folgen haben.
Bern. (Schiller-Medaille.) Zur Schillerfeier wird der
Basler Medailleur p. Frei eine Medaille Herstellen, die, nach
der uns vorliegenden Abbildung zu schließen, von hervor-
ragendem künstlerischen werte sein wird. Preis: Silber 5 Frcs.,
Bronze 2,50 Frcs. Der Vertrieb wurde dem Kunstverlag A.
Benteli, Bern, übertragen.
Düsseldorf. Der „Kunstverein für die Rheinlande und
Westfalen" beschloß, für das Foyer des neuen Stadttheaters
in Barmen zwei künstlerisch auszuführende Wandgemälde
im werte von zsooo Mk. zu stiften. Die Barmer Teppich-
fabrik L. Vorwerk äc To. hat sich bereit erklärt, für das Foyer
nach der Zeichnung des Erbauers des Stadttheaters, des Re-
gierungsbaumeisters Moritz in Köln, einen Teppich anzufertigen.
Wien. Die Angelegenheit „Eugen Klimt und das Unter-
richtsministerium" hat einen Abschluß noch nicht gefunden.
Das Ministerium lehnte das schriftliche Ersuchen des Künstlers,
die Bilder zurückziehen zu dürfen, ab, und dieser beantwortete
die darauf erfolgende Aufforderung des ersteren, die drei
Deckengemälde für den Festsaal der Universität abzuliefern,
in einem Schreiben, in dem er auf der Zurückziehung der
Gemälde besteht und nochmals versichert, daß er der Auf-
forderung des Ministeriums nicht nach ko inmen werde.