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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 4.1904/​1905

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Heft 32
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Französisch-deutsche Tauschausstellung, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.42122#0438

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Die Werkstatt der Kunst.

Heft 32.


auch das Aus- und Einpacken, und laut ß f2 werden
alle ausgestellten Werke mit einer angemessenen
Summe gegen Heuersgefahr versichert.
Ganz ähnliche Bestimmungen hatte die Große
InternationaleKunstausstellungDüsseldorf
OOK Der Kunstausschuß übernahm die Kosten
der Hersendung als Frachtgut für alle Kunst-
werke, welche die Ausnahmsjury in Düsseldorf
oder die einer Kollektivausstellung angenommen hat
oder durch einen Vertrauensmann ausgewählt sind.
Die Kosten des Rücktransportes als Frachtgut
übernahm der Kunstausschuß, wenn das betreffende
Kunstwerk an den Ort der Abscndung zurückging.
Die Kunstwerke waren von dem Augenblick ihres
Eintreffens im städtischen Kunstpalast bis zum Ver-
lassen desselben gegen Feuerschaden versichert.
And auch in der Großen Kunstausstellung
zu Dresden genossen alle von der Jury
angenommenen Kunstwerke freien Hin- und
Rücktransport zwischen Dresden und dem Orte der
Absendung. Feuerversicherung wie oben. Ein-und
Auspacken wurde selbstverständlich kosten-
los von den Ausstellungen besorgt!
Was für Summen auf unseren Ausstellungen
für Transporte ausgegeben werden, erweisen die
Rechnungsausweise zur Genüge. Es sind wieder-
holt Beträge von 60 000 Akk. und mehr hiefür ver-
ausgabt worden, so daß die Ausstellungserträgnisse
wesentlich von diesem Posten abhängig wurden.
So sieht es also mit der Gegenseitigkeit
bis jetzt aus. Wir Deutsche müssen alle Kosten
bezahlen, wenn wir, ob einzeln oder korporativ, im
Ausland ausstellen wollen, tragen aber alle Spesen
für jene, die zu uns kommen! Da haben wir den
eigentlichsten Kern der Sache. Deshalb kennt
man im Ausland so wenig von unserer Kunst,
während wir jährlich die Produktion von Paris,
London, Glasgow, Italien, Spanien, Dänemark und
Schweden oder Rußland zu sehen bekommen. Oder
sind etwa unsere Künstlergesellschaften je zur korpo-
rativen Beschickung einer Ausstellung in den oben-
genannten Städten resp. Ländern eingeladen worden?
Eine rühmliche Ausnahme macht Venedig
mit seiner alle zwei Jahre wiederkehrenden Inter-
nationalen Kunstausstellung. Dort genießen die ein-
geladenen Werke als Frachtgut freie Fahrt, so-
wie freie Aus- und Wiederverpackung; sie
werden frei nach der Abgangsstation zurückgeschickt.
Die dem Arteil der Jury unterworfenen auslän-

dischen Werke genießen auf den italienischen Linien
eine Ermäßigung von 5()0/o. In Venedig sind
die deutschen Aussteller immer stark vertreten
und verbreiten den Ruhm der deutsch enKunst.
Was folgt aus all' dem Gesagten für die fran-
zösisch-deutsche Tauschausstellung? Daß an dem
Fernbleiben der deutschen Künstler von den pariser
Salons ausschließlich die Schwierigkeit Schuld
trägt, ohne große Kosten dort auszustellen; denn
man kann doch nicht den Künstlern zumuten, einige
hundert Francs zu zahlen, nur um in Paris aus-
stellen zu können und wollte einer gleichzeitig in
London, in Kopenhagen oder anderswo im Aus-
land ausstellen, dann bliebe ihm nichts übrig, als
all' sein Geld für Speditionskosten auszulegen.
Würden aber die pariser Künstler-Komitees
sich dazu aufschwingen, ihren Gästen aus Deutsch-
land, England, Spanien, Italien, Schweden, Ame-
rika w. die gleichen günstigen Bedingungen zu
gewähren, wie sie solche jetzt bei uns und unseren
internationalen Ausstellungen genießen, dann sind
wir überzeugt, daß die Künstler sich die Gelegen-
heit nicht würden nehmen lassen und mit Freuden
in die geöffneten Pforten der „Salons" der „Licht-
stadt an der Seine" treten. Dann würde Paris der
Alittelpunkt der Kunst fürs Ausland werden, und
die Idee einer Tauschausstellung würde ohne jede
Schwierigkeiten sich von selbst verwirklichen.
Alan wende nicht ein, daß die deutsche Kunst
in den Riesensälen der pariser Ausstellungspaläste
nicht zur Wirkung gelangen könnte, man trachte
nur für die deutschen Werke ebenso geson-
derte Räume zu reservieren, wie wir solche
bei jeder Ausstellung unseren französischen Kollegen
zur Verfügung gestellt haben (und es waren nicht
die schlechtesten!) und man wird es sehen, wie treff-
lich sie sich dort ausnehmen werden. Alan schaffe
Komitees auf beiden Seiten oder lasse persönliche
Einladungen ergehen, inan sende jährlich Vertrauens-
männer von Frankreich nach Deutschland und um-
gekehrt, die sich Listen der neuen geschaffenen Werke
anlegen und eine Auswahl treffen aus dem Besten
der letzten Jahre. Alan veranstalte Sonderausstel-
lungen einzelner hervorragender Künstler, sowohl
von kurz verstorbenen als auch von lebenden, inan
lade einzelne Künstlergruppen ein und gewähre ihnen
eigene Jury und selbständige Verfügung über die
zugewiesenen Räume, man erwirke Frachtfreiheit
oder Frachtermäßigungen in ausgiebiger Weise für
 
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