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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 4.1904/​1905

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Heft 32
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Französisch-deutsche Tauschausstellung, [3]
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Viktor Weishaupt
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Ein Münchener Künstler-Magazin
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https://doi.org/10.11588/diglit.42122#0439

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Heft 32.

Die Werkstatt der Kunst.

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Hin- oder Rücktransport, kurz: man schaffe in
Paris (oder in London oder Kopenhagen,
Rom, Amsterdam, Brüssel, Madrid rc.) genau
die nämlichen günstigen Bedingungen für
unsere Kunst wie wir sie seit Jahren dem
Auslande geboten haben! Dann wird die Idee
einer Tauschausstellung von selbst sich ermöglichen
lassen, ohne allzugroße Mühen, ohne die Gefahren
eines Defizits und in dem Rahmen der schon
bestehenden Institutionen. Aber allererste Be-
dingung ist es, daß die altmodischen Sperrmaß-
regeln fallen, wie sie bis jetzt in den pariser Sa-
lons, in der Ro^al Koullem/ und anderwärts be-
stehen. Nur aus Gegenseitigkeit kann sich die von
allen Leiten mit gleicher Freude begrüßte Idee einer
Tauschausstellung verwirklichen lassen, darüber
herrscht kein Zweifel; wir sehen aber nicht ein,
warum nur zwischen Frankreich und Deutschland
ein Tauschverhältnis eintreten sollte? wir plaidieren
ernstlich dafür, daß die Idee nach und nach auch
von anderen Kunstzentren aufgegriffen wird, da-
mit der deutschen Kunst die Stellung eingeräumt
werde, die ihr gebührt, wir sind es überzeugt, sie
wird in diesem Wettkampf mit Ehren bestehen!
Indem wir schließen, bemerken wir noch, daß
es bei der großen Wichtigkeit der angeregten Hrage
sehr wünschenswert wäre, auch die Ansichten unserer
Künstlervereinigungen kennen zu lernen, wir stellen
die Spalten unserer Zeitschrift zu einen: Meinungs-
austausch gerne zur Verfügung. v. v/. ä. x.
Viktor Meiskaupt 'f.
(Nachlaß-Ausstellung iu Karlsruhe vom 20. April
bis 2p Mai d. Is.)
Kaum zwei Monate sind es, daß wir Viktor
Weißhaupt zu Grabe getragen haben und mit Weh-
mut betreten wir nun sein Atelier, den Raum, in dem
der Meister noch vor kurzem in vollster Schaffens-
kraft gewirkt hat; noch mischt sich in die Bewun-
derung für den großen Künstler die Trauer um
den liebenswürdigen, geistvollen und prächtigen
Menschen.
In dankenswerter weise hat Hrau Professor
Weishaupt-v. Geiger hier eine Nachlaß-Ausstel-
lung veranstaltet, durch die wir noch einmal einen
Einblick in das Schaffen des allzufrüh Dahinge-
schiedenen gewinnen.
Größtenteils sind es Skizzen und Studien, wie
sie der Meister zu seinen großen Werken zusammen

zu tragen pflegte; aber überall begegnen wir seiner-
kraftvollen, wahrheitsliebenden Persönlichkeit, welche
sich mit der freien Gottesnatur eins fühlte und die
Kunst als Lebensbedürfnis empfand.
Es gibt wohl kaum einen Künstler, der schär-
fere Selbstkritik übte, der in der Auswahl seiner
zur Ausstellung kommenden Werke wählerischer war,
als Viktor Weishaupt. So kommt es, daß die landes-
üblichen Ausstellungen nicht überreichlich von ihm
beschickt wurden und manche Tagesgröße über ihn
triumphierte. Seine Ehrlichkeit in der Naturemp-
findung, das Schlichte und Urwüchsig-Gesunde
seiner temperamentvollen Kunst gab keiner „Rich-
tung" Veranlassung, seinen Namen zu einem Held-
geschrei zu benutzen; trat er indes mit einem seiner
großen Werke hervor — ich erinnere an die be-
deutenden Bilder der Jubiläums-Ausstellung vor
zwei Jahren: „Viehherde im Wasser" (Bildergalerie
Karlsruhe), „Schreitende Kühe" (Nationalgalerie
Berlin), „EinsameKuh" (Prinzregent,München) —
so errang er den größten Erfolg und einen nach-
haltig tiefen Eindruck.
Man tut unrecht, Viktor Weishaupt mit Zügel
zu vergleichen, die Bedeutung der beiden Künstler
aneinander messen zu wollen; denn beide gehen selbst-
ständig eigene Wege, während Zügel sein Hauptinter-
esse auf Lichtwirkungen richtet und ihm seine Kühe
und Ochsen mehr Mittel für Belichtungsprobleme
sind, arbeitet Weishaupt vor allein das Monu-
mentale, ich möchte sagen Elementare, („wütender
Stier") des Rindes heraus. Die Horm wird Selbst-
zweck; in der Nachlaßausstellung tritt das besonders
bei den: „Schreitenden Ochsen" hervor.
Daß er nicht nur einer unserer größten Tier-
maler, sondern auch ein vorzüglicher Landschafter
war, voll feinen poetischen Empfindens, das be-
weisen die niemals als Staffage behandelten Hernen,
die durchsichtig klare Luft seiner Tierstücke, und die
kleinen stimmungsvollen Skizzen der Nachlaßaus-
stellung; wie wir hören sind schon viele derselben
von privaten angekauft worden. Es wäre zu wün-
schen, daß die Galerien sich die Gelegenheit nicht
entgehen ließen, einige Werke des Meisters zu er-
werben, der mitgewirkt hat der Kunst neue Bahnen
zu erschließen. O. I>.
6m (Dimckener Kimstier-Magazm.
Daß es in der Kunststadt München mit seinen Hunderten,
ja tausenden von ausübenden und studierenden Kunstbestissenen
und der unabsehbaren Schar von Dilettanten an Künstler-
 
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