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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 4.1904/​1905

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Heft 15
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Hollenberg, Felix: Zur Reform der Allgemeinen Deutschen Kunstgenossenschaft, [11]
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Die Bildhauer-Wettbewerbe und die preussische Regierung
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https://doi.org/10.11588/diglit.42122#0211

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Heft so.

Die Werkstatt der Kunst.

207

seien, und es wurde der Vorschlag geinacht, den
Hauptvorstand in Düsseldorf zu belassen. Aber
leider stand diesem Vorschlag der Wortlaut der
Statuten entgegen und da eine Aenderung der
Statuten nicht vorgenommen wurde, so begann
die alte Pilgerfahrt des Hauptvorstandes wieder.
Mit welchem Erfolg für die Allgemeinheit, das
zeigt ein vergleichender Blick in den damaligen
Tätigkeitsbericht des Hauptvorstandes und in
einen der letzten Tätigkeitsberichte. — —
Still und friedlich ist der Schlummer!
Schon damals drängte sich dem außerordent-
lich geschästsgewandten Deiters die Ueberzeugung
auf, daß es bei der übergroßen Arbeitslast auf
die Dauer unmöglich sei, die Geschäfte der Allge-
meinen Deutschen Kunstgenossenschaft im Ehren-
amt besorgen zu lassen, wolle man nicht Gefahr
laufen, daß entweder die Geschäfte vernachlässigt
werden, oder der mit der Wahrnehmung der Ge-
schäfte betraute Künstler seine künstlerische Arbeit
vollständig hintenansetzen müsse. Diese Gründe
sind auch heute noch im vollsten Maße vorhanden
und deshalb ist es eine unumgängliche Notwendig-
keit, einen besoldeten Beamten zur Bearbeitung
der laufenden Geschäfte anzustellen. Damit ist eine
weitere Garantie für die so notwendige Stabilität
und Sicherheit in der Geschäftsleitung gegeben.
Tritt zu diesen Verbesserungen dann noch der
Besitz eines gutgeleiteten jDreßorganes, und damit
die Möglichkeit der schnellsten und sichersten Ver-
ständigung mit allen Mitgliedern sowie der wirk-
samen Vertretung der Ziele und Wünsche der
Künstlerschaft nach außen, so sind alle Grund-
bedingungen gewonnen, um in einigen Zähren
aus der Allgemeinen Deutschen Kunstgenossenschaft
das zu machen, was sie sein sollte: eine feste
treue Vertreterin der Lebensinteressen aller
bildenden Künstler Deutschlands.
Man sollte nun glauben, daß eine derartige
Reorganisation der Allgemeinen Deutschen Kunst-
genossenschast unbedingt allseitige Zustimmung
finden müßte und daß ihr Alle, ohne weitere
Diskussion, zustimmen werden. Das scheint leider
nicht der Hall zu sein. (Obgleich die große Mehr-
heit der deutschen Künstlerschaft von der Notwen-
digkeit der Reform unbedingt durchdrungen ist,
obgleich die Mehrheit der Lokalvereine mit
Hreuden bereit ist, der Allgemeinheit im wohl-
verstandenen Interesse Aller ein lokales Opfer zu

bringen, so scheint es doch vereinzelte Stellen zu
geben, die ihren nicht gering anzuschlagenden
Einfluß eher nach jeder anderen Rücksicht als der
auf Allgemeininteressen in die Wagschale zu werfen
geneigt sind. And so kann es vielleicht auf der
Vorkonferenz der Allgemeinen Deutschen Kunst-
genossenschaft sowohl, wie auf dem Delegiertentag
zu scharfen Auseinandersetzungen kommen, wenn
nicht diese zweifelhaften „Hreunde" der Reform sich
im letzten Moment eines Besseren besinnen.
Aber wie immer die Würfel fallen
mögen, die treuen Anhänger der Reform,
die fest entschlossen sind, die Interessen
der deutschen bildenden Künstler, in ihrer
Gesamtheit, höher zu stellen als Einzel-
vorteile, werden auch einen Kamps, der
ihnen aufgezwungen wird, aufzunehmen
und durchzusühren wissen. Und wenn auch
dieser Kampf Wunden schlägt, die im ersten
Augenblick schmerzhaft und schwer sind,
sie werden heilen und das Bewußtsein, daß
die Wunden in einem guten Kampf um eine
große Sache geschlagen wurden, wird sie
leichter ertragen lassen. Das ist zweifellos:
Die Interessen der Allgemeinheit, die lange
vernachlässigten und schwer geschädigten,
werden den Sieg davon tragen. So sehr
auch rückständige Elemente das trübe
Dunkel, in dem jetzt die deutsche Künstler-
schaft vegetiert, zu erhalten bemüht sind,
es wird doch Tag, wenn auch die Blinden
es nicht sehen.
I^etix Holtenberci.

Oie Oilclkauer-Mettbexverbe und die
preussiseke Regierung.
Zur Beseitigung der Mißstände bei Wett-
bewerben für Werke der Bildhauerkunst haben
die preußischen Minister des Unterrichts
und des Innern jetzt den Gberpräsidenten und
Regierungspräsidenten die Grundsätze empfohlen,
die die Bildhauervereinigung des Vereins Berliner
Künstler und der Allgemeinen Deutschen Kunst-
genossenschaft festgesetzt haben.
Diese Grundsätze erstreben eine ähnliche Re-
gelung des Konkurrenzwesens, wie sie für die
Architekten durch die sogenannten Hamburger
Normen eingeführt ist. Sowohl die preußische
Akademie der Künste als der Minister der öffent-
 
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