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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 4.1904/​1905

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Heft 2
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Ule, Carl Hermann: Offener Brief
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Geplante Denkmäler / Denkmals-Enthüllungen / Aus Akademien und Kunstschulen / Staatsaufträge etc. / Aus Galerien und Museen / Todesfälle / Gedenktage / Aus Kunstvereinen / Auktionen / Vermischtes / Briefkasten der Schriftleitung / Literatur-Umschau / Werbung
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https://doi.org/10.11588/diglit.42122#0030

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26

Die Werkstatt der Ärmst.

Heft 2.

länger aufrecht erhalten. Der Grundsatz der Gleichstellung
von hoher Kunst und angewandter Kunst beherrscht auch die
meisten Gesetze des Auslandes .... Der Entwurf will da-
her die angewandte Kunst von den Beschränkungen des gegen-
wärtigen Rechtes befreien und sie urheberrechtlich der hohen
Kunst gleich behandeln."
Dieser Entwurf stellt sich aus einen neuzeitlichen,
durch zwingende Verhältnisse gebotenen Standpunkt
und befindet sich im schärfsten Widerspruche zu be-
stehenden, durchaus unhaltbaren Zuständen. Die
Kgl. Regierung von Oberbayern, Kammer des In-
nern, hätte diesem Umstand Rechnung tragen sollen,
umsomehr, als „die Reichsgewerbe-Ordnung unter-
lassen hat, Merkmale dafür auszustellen, welche Be-
triebe als rein künstlerische im Gegensatz zu kunst-
gewerblichen aufzufassen seien, die Entscheidung viel-
mehr der Theorie und Praxis anheimgegeben wird".
Das in Beratung kommende „Gesetz betr. Ur-
heberrecht re." stellt sich erfreulicherweise auf einen
Standpunkt, dessen Anerkennung alle, die jetzt unter
der Bezeichnung „Kunsthandwerker" mancherlei selt-
samen Beurteilungen unterworfen sind, zu ihrem
vollen Rechte kommen lassen wird.
Ich bedauere nur, daß meine Angelegenheit noch
unter dem „aucien reZims" zur Entscheidung gelangte.
Geht aber der neue Gesetzesentwurf durch, so wird
selbst die Kgl. Regierung von Gberbayern, Kammer
des Innern, nicht umhin können, sich einer neuen
Auffassung der Begriffe in Kunstsachen anzuschließen.
München, den Oktober sAOH.
Mit vorzüglicher Pochachtung
Earl Ule.

Geplante Denkmäler.

Dannover. Die Ausführung des Bennigsen-Denkmals
ist vom Preisrichter-Kollegium den perren Bildhauer Gun-
delach und Architekten Lüer übertragen worden.
Karlsruhe. Der Stadtrat beantragt bei dem Bürger-
ausschuß die Zustimmung zu einem Anlehen von ;oo ooo Mk.
für Einrichtung des Gutenbergplatzes zu einem Marktplatz
für die lVeststadt und Errichtung eines monumentalen
Brunnens auf demselben. Für letzteren sind soooo Mk.
veranschlagt.
Königsberg i. Pr. Unter dem Vorsitze des Oberpräsi-
denten v. Moltke bildete sich hier ein Komitee, das die Schaf-
fung eines in Memel zu errichtenden Nationaldenkmals
zum Gedächtnis des Jahres Z80? in die Wege leiten will.
Das Denkmal soll der Erinnerung an den mehr als einjäh-
rigen Aufenthalt des Königs Friedrich Milhelm III. und der
Königin Luise in Memel, an die politische und militärische
Wiederaufrichtung Preußens, die von Memel ihren Anfang
genommen hat, und an alle großen Männer gewidmet sein,
die an der Wiederaufrichtung mitgearbeitet haben. In den
nächsten Tagen sollen Aufforderungen zur Bildung eines
großen 200 bis ZOO Mitglieder umfassenden Ausschusses er-
gehen und die Sammlungen in der ganzen Monarchie be-
gonnen werde».
Kosten. Das Bismarck-Denkmalkomitee gelangte zu dem
Beschluß, den Entwurf des Bildhauers Viktor Seifert in
Berlin zu wählen. Der Entwurf stellt den Kanzler in dem
Augenblicke dar, wo er sich anschickt, die Kaiserproklamation
zu verlesen.
Denkmals Gnlküllungen.
München. Am Kosttor ist der Wolfsbrunncn ausgestellt
worden, ein Werk der beiden Münchener Bildhauer Düll und
Petz old. Der Brunnen ist aus Treuchtlinger Jury-Kalkstein

hergestellt, die Brunnenfiguren in Bronzeguß. Oberhalb des
Bassins sind vier wasserspeiende Wolfsköpfe angebracht; am
oberen Ende der Säule ist eine Gruppe, „Der Wolf und das
Rotkäppchen", dargestellt.
Aus Akademien und Kunstschulen.
Berlin. (Vorträge im Kgl. Kunstgewerbemuseum zu
Berlin, Prinz Albrechtstraße 7.) perr Vr. E. Schwedeler-Meyer
wird über „Die Deutsche Buchillustration des XIX. Jahr-
hunderts" in folgenden zehn Vorträgen sprechen: Einleitung:
Bild und Buch — Kupferstich, polzschnitt und Lithographie.
Ehodowiecki — Earstens — die Nazarener als Illustratoren —
Genelli. Taschenbücher, Almanache und Kalender — Die
Künstler der Düsseldorfer Schule. Rethels Totentanz —- Neu-
reuther — Kaulbach — Schwind. Das Werk Ludw. Richters.
Adolf von Menzel als Illustrator. Kinderbücher und Jugend-
schristen, Specter, Posemann, Pocci, poffmanns Struwel-
peter. Satiriker und pumoristen — Der Kladderadatsch —
Die Fliegenden Blätter — Die politische Satire der vierziger
Jahre — Illustrierte Zeitschriften. Wilhelm Busch. Die
Pracht- und Mappenwerke der siebenziger Jahre, illustrierte
Romane. Der Einfluß neuer mechanischer Vervielfältigungs-
arten. Die Einwirkung des Auslandes. Neuer Aufschwung
des Buchschmucks — Pan — Exlibris — Einzelblätter.
Klinger — Eckmann — Lechter — Behrens — die Künstler
der modernen Witzblätter. Das Werk Joseph Sattlers. Die
Vorträge finden Montag abends von 8Vs bis dp? Uhr statt
und beginnen am ;o. Oktober, perr Vr. Georg Swarzenski
spricht über „Die Pochrenaissance in Florenz" in zehn Vor-
trägen Dienstag abends 8p? bis dp? Uhr, Beginn: Diens-
tag, Oktober lyOH. perr Vr. Btto Kümmel spricht über
„Japanische Kunst" in zehn Vorträgen Freitag abends 8 Vs
bis 9V2 Uhr. Beginn: Freitag, Bktober lZOH.
Berlin. Eine Atelier-Ausstellung kunsthandwerklicher Ar-
beiten, welche unter neuen Gesichtspunkten arrangiert worden
ist, war vom 5. bis 9. Oktober in Berlin V/. in den Atelier-
räumen der Reimann'schen „Schülerwerkstätten für
Kl ein Plastik" zu sehen. Die Ausstellung hatte den Zweck
ein für künstlerische Dinge empfängliches Publikum einzu-
führen in das Verständnis für kunsthandwerkliches Schaffen.
Jur Gegensatz zu bisher üblichen Kunstgewerbe-Ausstellungen
sollten daher nicht nur ausgeführte Stücke gezeigt werden,
sondern das kunstgewerbliche Schaffensgebiet in allen Stadien,
vom ersten Entwurf und plastischen Modell bis zur Vollen-
dung in echtem Material. Erläuternde Vorträge über die Ent-
stehung des Kunstwerkes und seine Technik, verbunden mit
praktischen Demonstrationen, unterstützten die Ausführung
dieser Absicht. Zur Ausstellung gelangten: Entwürfe, Mo-
delle und ausgeführte Stücke, hergestellt von den Damen und
perren aus den Schülerateliers, alsdann neuere kunstgewerb-
liche Werke von Albert Rei mann: Klcinplastik, Bronzen,
Silberarbeiten, Zinngegenstände, Schmuck u. s. w. Die aus-
geführten Arbeiten wurden teilweise in entsprechender Um-
gebung in intim eingerichteten Räumen vorgeführt, deren
Mobiliar ebenfalls aus den Ateliers hervorgegangen ist. End-
lich wurden auch die Resultate von Modellierversuchen aus-
gestellt, welche Kinder von Mitgliedern der Vereinigung „Die
Kunst im Leben des Kindes" im Alter von 3—;^ Jahren
angefertigt haben. Diese kleinen „Kunstwerke" sind gelegent-
lich der Modellierspiele an den Sonntag-Vormittagen im Rei-
mann'schen Atelier entstanden.
Dresden. Der Neubau der Kunstgewerbeschule und
des Kunstgewerbemuseums ist soweit vorgeschritten, daß
die mächtigen und hohen Gebäude längs der Elias- und
Marschnerstraße mit dem Dachstuhl gekrönt werden konnten.
Lrankfurt a. N. Am Oktober trat hier eine privat-
schule für angewandte Kunst ins Leben, die namentlich
auch von dem Gesichtspunkt Interesse hat, als Damen zur
Kunstgewerbeschule hier nicht zugelassen sind. Von den Lehre-
rinnen ist Fräulein Math. Steg mayer eine Schülerin von
Obrist und Debschitz, während perr Bhly als der künst-
 
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