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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 4.1904/​1905

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Heft 33
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Inhalt / Arbeitskalender / Geplante Ausstellungen / Eröffnete Ausstellungen / Laufende Preisauschreiben / Erledigte Preisausschreiben / Geplante Denkmäler / Denkmals-Enthüllungen / Aus Akademien und Kunstschulen / Staatsauftrag etc. / Stipendien / Personal-Nachrichten
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Ueber die Auktion Myrbach
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https://doi.org/10.11588/diglit.42122#0449

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Interessen der W
denden^wnttler.

^eäakleur: Hemrrck Steinbaek.

IV. Jabrg. Heft 22. A iZ. War 1905.

Kleber cLie Auktion Myrback

berichten die „Mitteilungen des K. A. Versatz-, Ver-
wahrungs- und Versteigerungsamtes":
„Mehr als 600 Studien und Zeichnungen den Wiener
Kunstfreunden auf einmal anzubieten, war auf jeden Fall
ein gewagtes Beginnen, wenn es glänzend ausfiel, so
liegt das in der außerordentlichen Zugkraft, die der Name
des Künstlers ausübte und in der — sit venia vsi-do —
fchneidigen Handschrift, die felbst in der unscheinbarsten
Skizze und Zeichnung zu finden war.
Daß am ersten Tage der Saal zu klein ward, um all'
die Erschienenen zu fassen, soll nicht besonders hervor-
gehoben werden, wenn aber auch der zweite Tag sehr
guten Besuch aufwies, Aufträge aus den Provinzen Dester-
reichs und sogar aus dem Auslande einliefen, letztere freilich
zu spät, so bewies dies am deutlichsten, wie weitverbreitet
und zahlreich die Nyrbach-Gemeinde ist. Als Vertreter des
kunstsinnigen Adels hatten sich als Käufer die Grafen
Lanckoronski und Dubsky, die Freiherren Gudenus und
Bourgoing eingefunden. Schriftsteller und Kunstreferenten
der Wiener Blätter, Künstler und viele Jünger der bil-
denden Künste beteiligten sich lebhaft an der Auktion und
trugen eine Erinnerung an den Künstler heim. Die Launen
einer Auktion erfuhren auch die Arbeiten Myrbachs. viele
Blätter wiesen Steigerungen auf, die sie eigentlich nicht
verdient hätten (?), hingegen hatte das vom Künstler als
feine beste Bleistiftzeichnung erklärte Blatt Wer viehmarkt
in Völkermarkll das Schicksal des Zurückgewiesenwerdens.
Unverkauft blieben nur einige Algraxhien, Konvolute und
etwa acht gerahmte Aquarelle.
.Die unter Glas befindlichen Studien brachten
durchschnittlich ^0 —60 Kr.; unter den Skizzenbüchern, die
Studien aus dem österreichischen Abgeordnetenhause zur
Zeit der Gbstruktion gegen Badeni 60 Kr. <sio), die Stu-
dien aus den Wiener Theatern, von den Volkssängern
3; Kr. (5), aus Paris 20 Kr. u. s. w.
Der erste versuch eines Wiener Künstlers, schon bei
Lebzeiten jene von ihm künstlerisch verwerteten Studien,
die er der Nit- und Nachwelt in einem Gemälde als
dauerndes Kunstgut hinterlassen hatte, auch materiell zu
verwerten, war über alles Erwarten gut ausgefallen, und
es ist zu erwarten, daß dem gegebenen Beispiele manch
namhafter Künstler folgen und eine gewisse Befriedigung
bei dem Gedanken hegen dürfte, daß der kleine Kreis seiner

Verehrer nicht auf den wohlhabenden feiner Bilderkäufer
beschränkt bleibe, sondern anläßlich der Verwertung feiner
Skizzen, Studien und Zeichnungen immer größer werdend,
der Kunst neue Freunde schaffe."
ZVenn auch die Myrbach-Auktion als geglückt
bezeichnet worden ist, möchten wir dennoch einige
Bedenken nicht unterdrücken. Auktionen von Bild-
werken, Skizzen u. s. w. haben nur zu leicht deren
Entwertung zur Holge, und insbesondere wenn
das kaufende Publikum sieht, daß es zu sehr bil-
ligem Preis verhältnismäßig tüchtige, ja sogar
Werke namhafter Künstler erstehen kann, wird es
bei sonstigen Käufen zurückhaltender. Damit soll
nicht gesagt sein, daß die Idee einer Lkizzen-Auktion
zu verwerfen ist. Aber im Interesse des Künstlers,
der, falls er nicht durch die Amstände dazu genötigt
ist, freiwillig einen großen Teil seiner Entwürfe,
Zeichnungen w. verwerten will, ist es gelegen, den
Zeitpunkt genau in Erwägung zu ziehen, wenn
er eine Auktion veranstalten will. Rasch ausein-
ander folgende Auktionen müssen aus die
Preise ungünstig wirken, denn die Aufnahme-
fähigkeit des kaufenden Publikums hat auch ge-
wisse Grenzen und nur allzuleicht könnte die Mei-
nung Platz greifen, daß man immer noch nicht
billig genug gekauft hat. Je größer das Angebot,
desto kleiner sind auch die Preise. Bei der Myr-
bach-Auktion lagen die Verhältnisse ausnehmend
günstig: Der Künstler hatte als Direktor der Kunst-
gewerbeschule einen vortrefflichen Namen; er war
Gegenstand des öffentlichen Interesses, als er vo-
 
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