Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler (4.1904/1905)

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Die Werkstatt der Aunst.

Heft 32.

Magazinen nicht mangelt, kann als selbstverständlich ange-
nommen werden. Seit Anfang des winters hat aber die
Firma Franz Dnry durch die großzügige Ausgestaltung
ihres aus kleinen Anfängen hervorgegangenen Geschäftes ein
Etablissement geschaffen, das sozusagen als „Universal-Nagazin"
für Künstler bezeichnet werden kann, was der Künstler über-
haupt braucht, vom scheinbar unansehenlichsten bis zum wich-
tigsten Utensil ist hier in reichster Auswahl in eigenen wie
in den Erzeugnissen der ersten in- und ausländischen Firmen
vertreten, also: Zeichenpapiere, Kohlen und Stifte für die
Anfangsstndien in der Akademie oder den Malschulen, Lein-
wänden aller Sorten, Farben jeder Art und für jede Technik,
Staffeleien, Studienkästen für die Arbeit im Freien oder im
Atelier, alles was überhaupt an Hilfsgeräten nötig ist. Ein
Rundgang durch die an der Ecke der Amalien- und Aka-
demiestraße — gegenüber der Akademie der bildenden Künste —
gelegenen Geschäfts- und Ausstattungsräume zeigt die Viel-
seitigkeit des Etablissements. Neben dem großen verkaufs-
lokale für Mal- und Zeichen-Bedarfsartikel und den Bu-
reaus ist in drei Räumen das Leistenlager für Bilder-
nmrahmungen aller Art und jeden Stiles untergebracht; daran
schließt sich die Schreinerei zur Fertigstellung der Bilder-
rahmen, eine eigene Buchbinderei für lNssepsrtouts, Zeichen-
blocks u. dergl. an und endlich der in den Räumen des ehe-
maligen „Lafe Minerva" eingerichtete große Ausstellungs-
raum. Zn diesem durch prächtige Architektur und vornehme
Ausstattung zu Ausstellungszwecken geeigneten Saale findet
sich für die Künstler Gelegenheit Skizzen und Gemälde aus-
zustellen, also eine ständige Ausstellung zu veranstalten, die
manchen in der Künstlerschaft bewährten Namen verzeichnet.
Zn einem angrenzenden Raum ist ein vollständiges Muster-
atelier eingerichtet, sogar das Modell ist durch eine große
französische Gliederfigur vertreten. Eine eigene Fabrikanlage
mit Notorenbetrieb besitzt die Firma außerdem noch speziell
für die Herstellung von Keilrahmen, präparierter Leinwand
und anderen Bedarfsartikeln in Schwabing. Das ganze Eta-
blissement ist ein erfreulicher Beweis für die Rührigkeit un-
serer längst als leistungsfähig anerkannten Münchener Künstler-
Magazine.

Aus Galerien unä Museen.
München. (Eine englische Knnstkommission aus
Manchester) weilte vor kurzem bei uns und hatte bekannt-
lich ihre Reise hauptsächlich zu dem Zweck unternommen, um
Erfahrungen zu sammeln über die Art und weise, wie Kunst-
werke am besten und wirkungsvollsten in Museen aufzustellen
sind. Die Stadtgemeinde Manchester beabsichtigt nämlich, einen
großen Neubau für die Kunstsammlungen, die in ihrem Be-
sitze sind, zu errichten, weshalb sie ihr Oberhaupt mit mehreren
Stadträten auf eine Znformationsreise schickte, wie nach-
träglich bekannt wird, fügte Lordmajor Shann seiner Rede,
die er gelegentlich des von der Stadt München den englischen
Gästen gegebenen Frühstücks hielt, noch einige improvisierte
Ausführungen hinzu. Er bemerkte nämlich, er fühle sich ge-
drungen, zu sagen, daß die Kommifsion hierinMünchen
so schöne Museen gesehen habe wie nirgend wo
anders, auch in Berlin nicht. Nach den Aeußerungen
der Kommissionsmitglieder bei der Besichtigung des National-
museums ist zu schließen, daß Lordmajor Shann mit seinem
Lobe in erster Linie das Nationalmnseum im Auge gehabt
hat, da dessen überall mit feinstem künstlerischem Gefühl dnrch-
geführter Grundgedanke: Uebereinstimmung der architektonischen
Form mit dem Sammlnngsinhalt eines Saales, die Mitglieder
der Kommission wiederholt zu Anerkennung und Bewunde-
rung veranlaßte.
Aus Akademien unä Aunslsckulen.
Berlin. Die Ausstellung der Stndienateliers für Malerei
und Plastik gab einen interessanten Ueberblick über die Gesamt-
wirksamkeit dieser Anstalt. Zn der Aktstudien-Abteilung selbst-

ständig arbeitender Künstler zeigten sich eine außerordentlich
große Anzahl Blätter von so packender Frische und unge-
wöhnlichen: Können, daß es bedauerlich ist alle diese Schätze
in den Studienmappen der Künstler begraben zu wissen. Den
ersten Preis dieser Abteilung erhielt Frl. Gnstava Ha eg er,
den zweiten Maler Peisker. Zn der Schülerabteilung wurden
Herrn. Haase, Schüler von Louis Lorinth, und die Bildhauerin
Frl. Fina Haim, Schülerin von Lewin-Funcke, prämiiert.
München. Die Malschule von Melchior Kern wird,
wie in den letzten Zähren, für die Zeit vom z. Mai bis
z. Dktober nach Bruck bei München verlegt. Der Unterricht
umfaßt: Figurenmalen im Freien (abgeschlossener Garten —
bei schlechtem Wetter Modell im heizbaren Atelier) und Land-
schaftsmalen und -Zeichnen (Znterieur, Architektur). Neu-
anmeldungen: Amalienstr. 70 Gartengeb., bezw. Bruck bei
München, Schöngeisingerstr. zoy.
München. Die Landschaftsklasse an der Dainen-Akademie
des Künstlerinnenvereins unter Leitung des Malers Theodor
Hummel begann am z.Mai und dauert bis Ende September.
Studienort Polling. Anmeldungen nur durch das Sekretariat,
Barerstraße 2 z. — Die Blumen- und Stillebenklasse wird im
Dktober wieder eröffnet unter Korrektur von Fräulein Marie
Schnür. — Der bisherige Leiter der einen Abendaktklasse
Maler Max Feldbauer übernimmt ab z. Dktober auch eine
Tagesklasse für Akt (vormittags) und nach Möglichkeit Tier-
studien (nachmittags).
München. (Eine Münchner Malschnle in Hol-
land.) Zn Kerkerade bei Mastricht hat der Maler und Ra-
dierer Vskar Graf für die Sommermonate (Zuni-Dktober)
dieses Zahres einen Studienplatz für feine Malschule aus-
gewählt. Derselbe befindet sich in einem Landschlosse, welches
den Schülern und Schülerinnen Wohnung mit vollständiger
Pension gewährt. Ein dazugehöriger Grundbesitz von zo Tag-
werk mit wundervollem Viehbestände bietet hervorragendes
Studienmaterial, ebenso die Bevölkerung mit ihren eigen-
artigen Trachten. Da die verpstegungsoerhältnisse in Hol-
land auf dem Lande sehr billig sind, so kommt der Aufent-
halt nicht teurer zu stehen als in der Umgebung Münchens.
Anmeldungen und Auskünfte Georgenstraße ZO/UI r. Es
kann nur noch eine kleine Anzahl von Anmeldungen berück-
sichtigt werden.
Slaatsauklräge elc.
Berlin. Die sieben großen Glasmosaiken, die der Kaiser
für die Elisabeth-Kemenate der Wartburg von Prof.
Vetken hat ausführen lassen, sind nahezu vollendet. Auch
die drei Wandteppiche der Kemenate sind fertig. Sie sind nach
Motiven der Brautschleppe und der Sargdecke der HI. Elisabeth
gearbeitet. Der Kaiser hat zur Ausschmückung der Kemenate
etwa 300 000 Mk. verwendet.
Versonal-Harkricklen.
München. Franz v. Defreggers 70. Geburtstag
wurde in: vollsten Sinne des Wortes zu einem Znbeltage
des Meisters. Zn Zeitungen und Zeitschriften, in schriftlichen
und mündlichen Kundgebungen von Zung und Alt, von Hoch
und Niedrig, im besonderen sodann bei der Defregger-Feier
auf dein Schlosse Karncid bei Bozen des Reichrates und
Akademie-Direktors Ferdinand v. Miller kan: mit elementarer
Wucht zun: Ausdruck, welchen Faktor das Lebenswerk des
Gefeierten für die deutsche Kunst und das deutsche Volk be-
deutet. Defregger ist der erste Künstler, den: die Stadt München
das Ehrenbürgerrecht verlieh.
München. (Ludwig voltz), der bekannte Tiermaler,
vollendete am 28. April sein 80. Lebensjahr, voltz ist zu
Augsburg geboren. Schon sein Vater, Zohann Michael voltz
(;78H—1858), war ein tüchtiger Künstler, sein älterer Bruder,
Friedrich Zohann, zeichnete sich ebenfalls als Tiermaler aus.
Ludwig voltz war Schüler der Münchener Akademie von
Z8-t3—;8^5. Bekannt wurde er in erster Linie durch seine