Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 4.1904/​1905

DOI Heft:
Heft 32
DOI Artikel:
Französisch-deutsche Tauschausstellung, [3]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42122#0433

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Wemks«
-er
«unk


OrgLmkürdie
Interessen der W
dendenNwnttler.

Redakteur: Hemrlck Stemback.

IV. Jadrg. ^ HM 32. ^ 8. Mai 1905.

^ranzösiscb-äeulscke ^auscbaussteilung.
(Fortsetzung und Schluß.)

Professor Max Liebermann-Berlin:
„Ich habe die -Allgemeine Zeitung' mit großem Inter-
esse gelesen: es ist selbstverständlich, daß jedem Künstler, ob
Franzosen oder Deutschen, Ihr plan sympathisch sein wird.
Ebenso selbstverständlich, daß ein jeder gern mithelfen wird,
Ihren Plan zu verwirklichen. Fragt sich nur wie? Ich über-
gehe die Schwierigkeiten, ein passendes Ausstellungslokal zu
finden. Viel schwieriger scheint mir die künstlerische Seite Ihres
Unternehmens. Natürlich wollen Sie wie jeder, der eine Aus-
stellung arrangiert, nur das künstlerisch Beste zeigen, wer
aber entscheidet darüber? -Ein Komitee, bestehend aus Künst-
lern, Kunstfreunden und Kunstkritikern/ Die Zusammensetzung
dieses Komitees — des französischen wie des deutschen —
scheint mir entscheidend für das Gelingen Ihres Unternehmens.
Ob Sie die beiden Richtungen, in welche sowohl in Paris
wie in Berlin die Künstlerschaft gespalten ist, unter einen
put bringen werden? Wir wollen es hoffen. Wird aber ein
aus so heterogenen Elementen gebildetes Komitee auch ein-
heitlich arbeiten können? Verzeihen Sie, daß ich mich etwas
skeptisch ausspreche; aber in der langen Reihe von Jahren,
in denen ich mich mit Ausstellungen beschäftige, bin ich leider
Skeptiker geworden. Ich möchte keineswegs Ihren schönen
Enthusiasmus, den Sie für Ihnen plan hegen, ertöten: das
wäre von meiner Seite gewissermaßen Selbstmord. Aber ich
darf Ihnen nicht verhehlen, für wie schwierig ich die Sache
halte. Gelingt's Ihnen, Ihren plan zu realisieren, so ist Ihr
Verdienst um so größer; der deutschen Kunst würden Sie ohne
Zweifel einen großen Dienst geleistet haben."
Hans Glde-Weimar:
„Die vielen deutschen Kunstausstellungen und Kunst-
handlungen haben sich stets bemüht, die französische Kunst
heranzuziehen und uns bekannt zu machen. Wir können es
nur mit Freude begrüßen, wenn nun auch so viele hervor-
ragende französische Künstler sich einer Ausstellung deutscher
Künstler in Paris geneigt zeigen, und hoffen, daß wir ihnen
den hohen künstlerischen Genuß und die Anregung, die wir
ihnen verdanken, etwas vergelten werden. Ich möchte glauben,
daß die Eigenart der deutschen Kunst, indem sie die Wert-
schätzung der französischen Künstler findet, in ihrer Entwick-
lung gekräftigt wird, und begrüße auch aus diesem Grunde
die Anregung. Die finanziellen Schwierigkeiten, die zu über-

winden find, kann ich nicht beurteilen, möchte aber glauben,
daß bei dem allgemeinen Interesse, welches eine französische
Ausstellung in Berlin sicher finden wird, diese Schwierigkeiten
leicht überwunden werden. Im Einverständnis mit den fran-
zösischen Künstlern halte ich es für wichtig, daß die deutsche
Ausstellung in Paris von einem französischen Komitee und
die französische in Berlin von einem deutschen gemacht wird.
Der Deutsche Künstlerbund scheint mir eine gegebene Orga-
nisation für dieses Unternehmen in Deutschland zu bieten."
Professor N)ilh. Löwith-München:
„Ich habe mit großem Interesse die Aeußerungen fran-
zösischer Künstler über eine deutsche Kunstausstellung in Paris
gelesen und leiste Ihrer Aufforderung am Schluffe des Ar-
tikels Folge, indem ich Ihnen meine Anschauung darüber gebe.
Nachdem die Diskussion über dieses Thema in Ihrem
Blatte angeregt wurde, nehme ich an, daß die projektierte
Tauschausstellung ein reines Münchener Unternehmen werden
soll, woran sich auch alle anderen deutschen Künstler beteiligen
können. Ich kann der Aeußerung des perrn penri Gervex
nicht beipfiichten, daß außer Berlin -vielleicht auch München
und Wien als Ausstellungsort der französischen Tauschaus-
stellung gedacht sind. Für die Interessen Berlins uns zu er-
eifern, ist wohl nicht am Platze, und darum gelten meine
Darlegungen nur für den Fall, daß München die Führung
und Oberleitung dieses Projektes in der pand behält und der
ständige Platz wird, wo die Ausstellungen stattfinden sollen.
Die Idee einer deutschen jährlichen Kunstausstellung in Paris
ist sehr zu begrüßen und wurde schon von verschiedenen Seiten
in Frage gezogen. Ein greifbares Resultat war aber bis jetzt
nicht zu erreichen. Ich bin überzeugt, daß die Verwirklichung
eines solchen Projektes für uns Deutsche einen Erfolg be-
deuten würde, vorausgesetzt, daß wir in Paris dasselbe Ent-
gegenkommen finden würden, welches die Franzosen bei uns
bisher in so reichem Maße immer gefunden haben. Daß
letzteres der Fall ist, leuchtet auch aus allen Antworten der
französischen Künstler hervor.
Um uns dieses Entgegenkommen zu sichern, würde ich
es entschieden für notwendig halten, daß eine solche Aus-
stellung einen offiziellen Lharakter trägt, wenn ich auch sonst
nicht dafür eingenommen bin, -offiziell' mit Kunst zusammen
zu bringen, so wäre es in diesem Falle zur Erreichung des
anzustrebenden Zieles dennoch notwendig.
 
Annotationen