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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 4.1904/​1905

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Heft 32
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Französisch-deutsche Tauschausstellung, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.42122#0434

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436

Die Werkstatt der Aunst.

Heft 32.

Jede offizielle Ausstellung bringt verschiedene Erleich-
terungen mit sich. Dazu gehören ein geeignetes Ausstellungs-
lokal, Frachtfreiheiten, eventuelle Staatsankäufe und größeres
Interesse des Publikums. All dies haben die Franzosen bis
jetzt bei uns in reichstem Maße gefunden. In unseren Galerien
hängen eine große Anzahl sehr teurer französischer Werke, und
französische Kunsthändler haben in Deutschland Gelegenheit,
ihre abgelegten, in Paris nicht mehr zu verwertenden Laden-
hüter um hohe Summen an den Mann zu bringen.
Wenn wir aber in Paris ausstellen wollen, ist die Sache
anders. Die Kunstwerke genießen keine Frachtfreiheit, müssen
durch einen Vertreter ohne jede Verpackung der dortigen Jury
vorgelegt werden und ebenso muß dieser Vertreter das Werk
zurückleiten. Die Ausstellung in einem der vielen Kunstsalons
ist ebenso erschwert, nachdem pro Tag Platzmieten erhoben werden
und alle sonstigen Lasten von dem Aussteller zu tragen sind.
Alle diese Umstände erschweren natürlich ganz bedeutend
das Ausstellen. Wenn damit ein Erfolg zu erzielen wäre,
würde es sich noch lohnen, dies ist aber meistens nicht der
Fall. Außer einer kleinen Medaille oder einer meininn bovo-
radls ist der Erfolg gleich Null. Ich hatte Gelegenheit, bei
meiner öfteren Anwesenheit in Paris nicht mehr als ein halbes
Dutzend deutsche Bilder zu zählen, welche im Louxembourg
hängen und die betreffenden Meister gewiß nicht in ihrer
vollen Größe repräsentieren. In privatbesitz ist ein deutsches
Bild überhaupt nicht zu finden gewesen, ebensowenig wie es
die französischen Kunsthändler im Interesse ihres Geschäftes
für praktisch hielten, das Bild eines deutschen Künstlers aus-
zustellen oder gar den Kauflustigen zu empfehlen. Aus allen
diesen Gründen geht hervor, warum die Beteiligung deutscher
Künstler an französischen Ausstellungen eine so geringe war,
daß sogar unsere besten Namen von französischen Künstlern
kaum gekannt werden.
Sollten alle besprochenen Uebelstände sich jetzt plötzlich
gebessert haben? Wenn dies der Fall, dann um so besser;
dann glaube auch ich an einen Erfolg der deutschen Kunst
in Paris, da die Weltstadt Paris in der aus allen Erdteilen
zusammengesetzten reichen Bevölkerung eine unerschöpfliche
(Quelle besitzt, welche auch für uns zu erschließen ein großes
unleugbares Verdienst wäre."
Hritz Overbeck-Worpswede:
„Der schöne plan, den die Kundgebungen der fran-
zösischen Künstler so trefflich beleuchten, hat mich sehr gefreut.
Ich meine, daß jeder, der davon hört, ihm die größte Sym-
pathie entgegenbringen muß; ich werde mich mit Freuden,
ich darf wohl sagen mit Begeisterung, beteiligen, wenn er zu-
stande kommen sollte. Und warum sollte er es nicht? Daß
Schwierigkeiten auf dein Wege liegen, ist wohl sicher, obwohl
ich mit der Technik des Ausstellungswesens zu wenig ver-
traut bin, um sagen zu können, welcher Art sie sind. Noch
weniger kann ich daher Vorschläge machen, wie sie zu über-
winden wären, aber ich denke, daß aus beiden Seiten Leute
mit der entsprechenden Erfahrung und Energie genug vor-
handen sind. Sollte es Kämpfe geben, so ist das Ziel jeden-
falls das würdigste, und niemand sollte zögern, seine beste
Kraft zu seiner Erreichung einzusetzen."
Otto Wo dersohn-Worpswede:
„Der Idee einer deutsch-französischen Tauschausstellung
stimme ich freudigst zu. Ls kann für uns Deutsche nur von
Vorzug sein, in Kontakt mit der so großen französischen Kunst
zu treten. Fehlte es bisher doch fast ganz für uns an einer
anregenden Ausstellnngsmöglichkeit in Paris und dieser Mangel
würde durch den jetzigen plan auf die glücklichste Weise be-
seitigt. — Andrerseits kann es nur von höchstein Interesse
und Gewinn sein, gute französische Kunst regelmäßig bei uns
zu sehen, wenn der Plan, der sicher in Deutschland überall
freudigste Aufnahme finden wird, weiter gediehen sein wird,
kann man am besten über die Komiteebildung entscheiden."
jDrof. Ludw. Dettmann-Aönigsberg i. Mstpr.
„Ihren Vorschlag eines jährlichen Ehrensalons der deut-
schen Kunst in Paris finde ich sehr gut. Interessant waren

die Geständnisse einiger bedeutenden französischen Künstler —
Künstler, deren Namen in Deutschland fast jedem Kunstjünger
geläufig —, von moderner deutscher Kunst so gut wie nichts
zu wissen. Sie beweisen, wie wenig oder gar nicht deutsche
Künstler Gelegenheit haben, in Frankreich auszustellen; denn
gegen die jährlichen zahlreichen Einladungen an französische
Künstler: frachtfrei und mit allen sonstigen Vorteilen unsere
internationalen Ausstellungen zu beschicken, bedeutet die Mög-
lichkeit: unter erschwerenden Umständen (ohne Ersetzung der
Frachtauslagen, mit der Bedingung, das Kunstwerk unver-
packt einzuliefern), im ,Salon' ausstellen zu können, nichts,
und das Bedauern Bourguereaus, daß deutsche Künstler nicht
im Salon ausstellen, erklärt sich mit dem Empfinden der
Deutschen: ein Ausstellen dort ohne Einladung fast als Auf-
dringlichkeit erscheinen zu lassen. Infolge Deutschlands zentraler
Lage, der Gastlichkeit der deutschen Künstler, der Meinung
aller fünf Kunstausstellungszentren, alle vier Jahre mindestens
ihre große,Internationale' haben zu müssen, infolge des ge-
ringen Verständnisses eines großen Teiles des kaufkräftigen
deutschen Publikums eben für spezifisch deutsche Kunst, wird
der deutsche Kunstmarkt mit internationalen Kunstwerken über-
schwemmt. Zum großen Teil senden natürlich die fremden
Künstler solche Werke, die in der peimat bereits die Aus-
stellungen durchlaufen haben und unverkauft geblieben sind,
und stellen sie jetzt sehr billig zum Verkauf. Dadurch haben
sie natürlich gute verkaufschaneen. So erklären sich die oft
geringen Preise der fremden Kunstwerke. Die Ausführung
des planes hängt von dem Bedürfnis der Franzosen ab:
deutsche Kunst dauernd in Paris und eventuell in anderen
größeren Städten Frankreichs zu Gast zu laden, außerdem
von der Möglichkeit, ein Mrganisationskomitee zu bilden, das
jedem bedeutenden deutschen Kunstschaffen — ohne Unter-
schied der Richtung — den Zutritt sichert. — Im allgemeinen
stellten und stellen in den ,Salons' viele der deutschen Künstler
aus, die ihre Schulung lange Zeit in Paris erhalten haben
und die man in Deutschland am ehesten in ihrem Schaffen
für Franzosen halten könnte; ich bin aber sicher, daß gerade
das Deutsche der Kunst deutscher Künstler in Frankreich großen
Erfolg haben wird. Dieser Erfolg wird das Nationale in
unserer Kunst stärken, sowohl bei den Künstlern als den Kunst-
liebhabern und Kaufenden. — Ich bin stets erfreut über
kleinere und ausgewählte und charakteristische nationale Aus-
stellungen — dem Besten fremder Kunst soll stets Tür und
Tor weit geöffnet sein. Ich stelle mich für ein Komitee gern
zur Verfügung."
Professor Gotthard Aue hl-Dresden:
„Ich finde dieses Projekt ja sehr schön, aber meiner An-
sicht nach, besonders was den deutschen Salon in Paris be-
trifft, unausführbar, da Politik eine zu große Rolle dabei spielt.
Ein Teil der Presse würde unbedingt Stellung gegen
das Projekt und, wenn auch nicht gegen dieses, dann sicher
gegen den Salon selbst nehmen. Die Sache ist meiner Ueber-
zeugung nach überhaupt nur denkbar, wenn sie von der fran-
zösischen Regierung in der Weise unterstützt würde, daß man
den deutschen Ausstellern zur Zeit der beiden dortigen Salons
im ?alm8 clss Lsaux Krts einen Spezialsaal zur Verfügung
stellt. Unter allen Umständen halte ich es für ein sehr ge-
wagtes und eigentlich zweckloses Unternehmen.
Fühlen die deutschen Künstler oder die deutschen Re-
gierungen das Bedürfnis, deutsche Kunst in größerem Maße
als bisher in Paris vertreten zu sehen, so kann dies ja in-
direkt dadurch unterstützt werden, daß man gewissen Künst-
lern, welchen es um die Kosten zu tun ist, die nötigen Fonds
zur Verfügung stellt, damit sie sich an dein einen oder dem
anderen der beiden Salons beteiligen können. Sind die ein-
gesandten Werke Arbeiten von Künstlern, die nicht bois-cov-
cours sind, so wären dieselben natürlich der Puy ä'Lämissiou
unterworfen."
Professor Hr. Aallmorgen-Berlin:
„Ich kann Ihnen nur sagen, daß ich nicht in Paris
ausgestellt habe, weil ich nicht in der erdrückenden Masse von
Kunstwerken der Salons untergehen wollte. Der Gedanke
 
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