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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 4.1904/​1905

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Heft 32
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Französisch-deutsche Tauschausstellung, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.42122#0435

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k)eft 32.

Die Werkstatt der Kunst.

43s

im Austausch zwischen französischen und deutschen Künstlern
kleine, gewählte Ausstellungen zu veranstalten, ist sehr glück-
lich. Ich begrüße denselben mit Freude und werde mich gerne
daran beteiligen."
Rarl Moll-Wien*):
„Wenn die Anregung, deutsch-französische Tauschaus-
stellungen als ständige Institution einzuführen, bei den fran-
zösischen Künstlern so sympathisch ausgenommen wird, so ist
ihr dieselbe Ausnahme aus deutscher Seite ja gewiß. Uns
Deutschen — uns Wienern im besonderen — ist nichts fremd,
was in der Kunst außerhalb unserer Landesgrenzen vorgeht —
wir haben vielleicht seit jeher zu viel Interesse dafür, wir
Wiener haben auch unsere französischen Kollegen oft zu Gaste
gebeten, und man hatte immer Ursache, mit unserer Gast-
freundschaft zufrieden zu sein. Gans anders war dies bisher
in Paris, wie Sie ja selbst konstatieren. Vom französischen
Komitee hängt also in erster Linie das Gelingen des Projekts
ab. wenn dies Komitee sich in Deutschland dann an den
Deutschen Künstlerbund wendete, so ist die Sache in den besten
Bänden. poffentllich zieht man die Lehre aus den bisherigen
Erfahrungen und gestaltet die Ausstellungen ganz klein, ganz
intim — nur das Allerallerbeste, hoffentlich bleibt es auch
bei einer privaten, rein künstlerischen Organisation und ver-
zichtet man auf Staatshilfe, welchen Namen sie auch immer
hat, sonst gerät die Geschichte in das Ressort des Handels-
ministeriums— dann müßte anstandshalber die Kunstflagge
eingezogen werden. Also Glück auf! Sollten Sie mich ein-
mal für die Sache brauchen, so können Sie auf mich zählen,
aber wenn der Deutsche Bund die Sache in die Hand nähme,
dann brauchten Sie sonst nichts und niemanden."
Professor Ernst Moritz Geyger-Hlorenz:
„Ihre Bestrebungen sind, wie ich aus dem Feuilleton
der ,Allgemeinen Zeitung' ersehe, künstlerisch sehr ernste. Mir
ist der pariser Kunstmarkt nicht unbekannt, denn meine größten
graphischen Arbeiten konnten nur in Paris gedruckt werden
und meine sämtliche Kleinplastik ist auch dort von den aller-
ersten Gießern hergestellt. Mir ist der Gedanke eines Salons
sehr sympathisch, wenn er nicht am Chauvinismus scheitert.
Ich hoffe jedoch, daß Ihre Bestrebungen von Erfolg gekrönt
find für größere Unternehmungen, denn seit ungefähr 20 Jahren
habe ich stets meine Beziehungen zu Frankreich gehabt, dem
ich für die Kunst meine größte Hochachtung zollte."
Helix Borchardt-Paris:
„Die Idee einer deutsch-französischen Tauschausstellung
halte ich für eine überaus glückliche und glaube auch, daß
dieselbe, trotz der nicht zu leugnenden Schwierigkeiten, prak-
tisch durchführbar ist. Als eine Hauptbedingung für eine ehren-
volle Vertretung der deutschen Kunst im Auslande setze ich
voraus, daß bei einem so großen Problem die gesamte Künstler-
schaft Hand in Hand geht. Ein so altes Kulturvolk wie die
Franzosen wird einer jeden ehrlichen und persönlichen Kunst-
äußerung gerecht. Es wäre zu wünschen, daß ein möglichst
vollständiger Ueberblick über die deutsche Kunst in ihren ver-
schiedenen Richtungen geschaffen würde, so daß auch die nam-
haften deutschen Künstler, die bisher hier wenig oder nicht
bekannt waren, bei dieser Elite-Ausstellung — denn nur eine
solche könnte in Paris auf Erfolg rechuen — dadurch hier
eingeführt würden. Von einer Reihe hiesiger hervorragender
Künstler ist mir wiederholt das Bedauern ausgedrückt worden,
daß die deutsche Kunst so wenig in Frankreich bekannt ist,
gleichzeitig mußte aber zugestanden werden, daß unter den
momentanen Bedingungen eine reichere Beschickung des großen
Salons für die Ausländer zu wenig lohnend wäre. — Dem-
gegenüber wäre nun die Tauschausstellung für die Deutschen
eine Gelegenheit — vielleicht die einzige — korporell in einem
würdigen nationalen Rahmen aufzutreten. Chauvinistische Be-

*) Ls wäre erfreulich, wenn an einem deutschen Salon
in Paris auch die deutschen Künstler Oesterreichs beteiligt
wären. (Anmerkung L. Lahms. Die Red.)

fürchtungen scheinen nach meiner Ansicht so gut wie ausge-
schlossen. Dem Vorwurf, daß deutsche Künstler hier in Paris
weder in ideeller noch in materieller Weise anerkannt würden,
muß ich auf das entschiedenste entgegentreten. Denn unsere
namhaften Maler, die wiederholt hier ausgestellt haben, können
sich über Paris nicht beklagen. Das Luxembourg-Museum
besitzt Werke von Knaus, Uhde, Liebermann, Kühl, Achen-
bach u. s. w?) Auch die Zahl der privaten Liebhaber für deutsche
Kunst mehrt sich seit kurzem. Daß durch eine derartige erst-
klassige Ausstellung sich die Zahl unserer Freunde vermehren
würde, liegt wohl auf der pand. Selbstverständlich hängt die
materielle Frage des Verkaufs von so vielen Umständen des
Tages ab, daß hierüber wohl niemand etwas Bestimmtes
versprechen könnte. — Selbstverständlich müßte die deutsche
Kunst — bevor sie hier in dem Maße, wie sie es verdient,
in den Wettkampf eintreten kann — zunächst sich überhaupt
eiumal zeigen. Was gerade an dem Tauschprojekt gefallen
muß, ist, daß es jetzt die Franzosen wären, die in Erwiderung
viel genossener Gastfreundschaft als die Einladenden gelten.
Uns dürfen aber bei einer derartigen Veranstaltung weniger
die materiellen als die ideellen, großen Gesichtspunkte leiten!
Damit Sie nun dieses äußerst schwierige, aber im höchsten
Maße verdienstvolle Werk, das für die deutsche Kunst von
größter Tragweite sein könnte, durchzuführen imstande wären,
müßte vor allem unter der beteiligten Künstlerschaft eine völlige
Einigkeit herrschen, die schließlich im Interesse aller wäre. Lassen
Sie mich von ganzem kjerzen wünschen, daß Ihrem Projekte
allseitig dasselbe ehrliche Interesse und die Bereitwilligkeit,
nach Kräften zu seiner Verwirklichung beizutragen, entgegenge-
bracht werden, wie Sie von meiner Seite versichert sein können."
Professor pans R. v. Volkmann-Aarlsruhe:
„Dem Gedanken der Tauschausstellung stehe ich durch-
aus sympathisch gegenüber; ich würde es freudig begrüßen,
wenn uns Deutschen einmal, oder vielmehr öfter wiederkehrend,
eine gute und bequeme Gelegenheit geboten würde, in Paris
mustergültig zu zeigen, was bei uns geleistet wird, und be-
sonders, was unsere deutschesten deutschen Künstler von Rang
leisten. Das Prinzip, daß die Zusammenstellung der deutschen
Ausstellung von Franzosen gemacht werden soll und umge-
kehrt, halte ich für gut, doch werden die französischen Künstler,
die im Komitee sind, eine gewisse Fühlung mit Deutschland
haben oder suchen müssen, um auch verborgenere, bei ihnen
unbekanntere Künstler von Rang, von Können, von Eigen-
art heranzuziehen und umgekehrt.
Wenn eine Bildung des Komitees der Art gelingt, daß
es aus Leuten von nicht allzu einseitigem, aber festem künst-
lerischem Urteil und von Ausstellungserfahrung besteht, wenn
eine gute Fundierung und ein praktischer Aufbau und Aus-
bau des Unternehmens gelingt: unter diesen Voraussetzungen
wird ein Gewinn für die Künstler beider Nationen daraus
sich ergeben. Aber ich möchte betonen, daß meines Erachtens
in der Personenfrage alles liegt, daß in der Komiteebildung
auch die Klippen liegen können, an denen das Unternehmen
scheitern könnte. Auch würde ich der Bildung eines sehr großen
Komitees widerraten. Wenige, sorgsam gewählte, tüchtige
Künstler müßten genügen!
Ich selbst bin im internationalen Ausstellungswesen
wenig bewandert und möchte daher weiter keine Vorschläge
machen. Gelingt es, ein Komitee zu bilden, das es wirklich
versteht, die dort noch nicht genug bekannten künstlerischsten
deutschen Kräfte heranziehen, und deren beste Arbeiten in vor-
nehmer Ausstellung zu zeigen, dann wird der Lohn für die
Mühe und Arbeit auch nicht ausbleiben, ein Lohn für die
Beteiligung beider Nationen."

^) Das letzte vom französischen Staat für das Luxem-
bourg-Museum angekaufte deutsche Bild war ein großes Frei-
licht-Porträt von Felix Borchardt. Da derselbe seit einer Reihe
von Jahren in Paris lebt und mit den dortigen Kunst- und
Ausstellungsverhältnissen durchaus vertraut ist, so dürfte sein
Urteil von besonderem praktischen Interesse sein. (Anmerkung
L. Lahms. Die Red.)
 
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