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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 4.1904/​1905

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Heft 1
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Hollenberg, Felix: Zur Reform der Allgemeinen Deutschen Kunstgenossenschaft, [5]
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https://doi.org/10.11588/diglit.42122#0009

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Reäakteur: Ernst Eloss.

IV. Jabrg. ^ I)slt 1. ^ 2. Okt. 1904.

2ur Reform äer Allgemeinen Deutschen Runstgenossenscbakt.
v.

Der Teil meiner Arbeit, den ich in den bis-
herigen Aufsätzen erledigt habe, war recht unan-
genehmer Art. Ich mußte die schärfste Kritik üben
an einem Institut, welches nicht nur von vorn-
herein sehr gut gedacht war, sondern welches auch
die segensreichste Arbeit im Interesse der deutschen
Künstler hätte leisten können, wenn die bei der
Gründung gehegten Absichten zur vollen Durch-
führung gekommen wären. In der ersten Zeit
standen diesen Plänen ja zum Teil Hindernisse ent-
gegen, die wegzuräumen nicht in der Macht der
deutschen Künstler lag. Als diese Hindernisse durch
die Ereignisse von s866/70 beseitigt waren, da
waren die guten Absichten, die bei der Gründung
der Allgemeinen Deutschen Kunstgenossenschaft im
Vordergrund gestanden hatten, vergessen, und da-
mit war die Grundlage der inneren Einigkeit ver-
schwunden. Erst nach der Gründung des Reiches
tritt der leidige Partikularismus in der Genossen-
schaft deutlich zutage. Die großen Interessen, die
wahren Lebensinteressen der deutschen Künstler wahr-
zunehmen, wurde über Kleinigkeiten versäumt. Um
das Linsengericht von einigen Metern „laufender
Wandfläche" aus irgend einer „Internationalen"
setzte man die Allgemeininteressen so sehr beiseite,
daß man auf das Erstgeburtsrecht der Wahrung
der wirtschaftlichen Interessen leichten perzens ver-
zichtete.

Wenn es nun aber auch keine angenehme
Aufgabe war, diesen alten Hehlern und ihren Ur-
sachen nachzuspüren, es war eine durchaus not-
wendige Arbeit. Selbsterkenntnis ist der erste schritt
zur Besserung. Deshalb galt es, endlich einmal
alle die Hehler, die bisher die Allgemeine Deutsche
Kunstgenossenschaft zu einem so schwerfälligen und
nutzlosen Apparat gemacht hatten, in der brei-
testen Gefsentlichkeit zu besprechen. Denn erst
dann kann jeder Interessent einsehen, daß Reformen
nötig sind und in welcher Richtung diese Reformen
sich bewegen müssen.
Pente will ich zu dem angenehmeren Teil
meiner Aufgabe übergehen und positive Vorschläge
zur Besserung der Zustände in der Allgemeinen
Deutschen Kunstgenossenschaft und damit zur pebung
der Verhältnisse der deutschen Künstler überhaupt
machen. Ist es mir auch nicht möglich, alle in
Hrage kommenden Punkte zu berühren, so will ich
doch diejenigen hervorheben, die mir die wichtigsten
und dringendsten zu sein scheinen.
Wie ist es aber möglich, frage ich, daß die
Kritik über so lange bestehende Mißstände erst jetzt
einsetzt, nach 50jährigem Bestehen der Allgemeinen
Deutschen Kunstgenossenschaft? pat man denn
früher die Hehler gar nicht gesehen? Gder war
das Interesse für die Genossenschaft so gering, daß
niemand sich die Mühe geben wollte, ihre Ver-
 
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