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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 4.1904/​1905

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Heft 33
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Inhalt / Arbeitskalender / Geplante Ausstellungen / Eröffnete Ausstellungen / Laufende Preisauschreiben / Erledigte Preisausschreiben / Geplante Denkmäler / Denkmals-Enthüllungen / Aus Akademien und Kunstschulen / Staatsauftrag etc. / Stipendien / Personal-Nachrichten
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Ueber die Auktion Myrbach
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Aus unserem Beschwerdebuch
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https://doi.org/10.11588/diglit.42122#0450

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Die Werkstatt der Kunst.

Heft 33.

446

rigen Sommer durch Wouate hindurch sozusagen
verschollen und unauffindbar in Amerika und Kali-
fornien weilte. Allerlei Gerüchte schwirrten hin und
her, als er wieder auf der Bildstäche erschien. Dazu
kam eine eifrige Reklame für die Auktion selbst,
die als etwas ganz Neues hingestellt wurde. Aber
hat es nicht etwas ungemein Deprimierendes, wenn
Zeichnungen und Studienblätter eines so bedeu-
tenden Künstlers vom Schätzmeister mit einer Ba-
gatelle bewertet werden, nur damit möglichst viele
Leute als AKetbietende herangelockt werden? Wenn
Zeichnungen, Studien und Entwürfe durchschnitt-
lich mit einer Krone — 85 Pfennige oder weniges
darüber zum Ausruf kommen? Wan vergleiche
im Katalog der Auktionsausstellung die Nummern
s — 20, oder die Skizzenbücher mit einer ganzen
Anzahl von Blättern zum Ausrufspreis von 2
3, 4, höchstens sO Kronen! Aquarelle und große
Blätter in Glas und Rahmen von 25 — 60 Kr.
eingeschätzt, sind um weniges über den Ausrufs-
prcis zugeschlagen worden, ein Beweis dafür, daß
das Publikum durch die niedrige Notierung zum
Ntttlizitieren angeeisert werden sollte.
So bieten derlei Veranstaltungen immer nur
ein Schauspiel für die Wenge und für solche, die
sich eine Zeichnung kaufen wollen, nicht aus wirk-
lichem Interesse für den Künstler, sondern weil sie
ungemein billig, zu Spottpreisen etwas ergattern
können, um dann in Freundeskreise damit zu renom-
mieren. Gin Künstler, dessen Studienmappen auf
solche Weise an den Wann gebracht wurden, wird,
so ist jedoch zu befürchten, noch lange Zeit nachher
darunter zu leiden haben, denn niemand wird ihm
die besseren Preise bezahlen wollen, die er vorher
hatte. „Bei der Auktion kaufte man billiger," wird
man ihm zur Antwort geben. Das sind Gründe,
die in Erwägung gezogen werden wollen, bevor
sich Kollegen zur Nachahmung des gegebenen Bei-
spieles entschließen. Den Vorteil hat nur das Publi-
kum und — der Auktionator.
Aus unserem kescbxverclebuck.
Erst kürzlich (siehe Pest 28) sahen wir uns ver-
anlaßt, die rücksichtslose Art und Weise, wie unsere
Künstlerzuweilen sogar von den Geschäftsstellen deut-
scher Kunstvereine behandelt werden, der Gesfent-
lichkeit zu übergeben und unsere Bemerkungen daran
zu knüpfen. Es scheint jedoch, daß nach dieser Rich-
tung hin noch wird mit aller Entschiedenheit vor-

gegangen werden müssen, wenn hier für die Zukunft
endgültig Wandel geschaffen werden soll. Abermals
erhalten wir von einem Künstler über das Ver-
fahren aus der Großen Kunstausstellung in
Hannover eine Beschwerde. Das uns zur Ver-
öffentlichung übergebene Schreiben lautet:
„Neulich besuchte ich die Große Hannoversche Kunst-
ausstellung, auf welcher sich laut Katalog auch ein Bild
von mir befinden sollte, buchend durchschritt ich die Eäle
vergeblich. Lin Galeriediener, welchen ich schließlich bat,
mir das bezeichnet^ Bild nachzuweisen, meinte, das Bild
habe in dem und dem Saal gehangen, fei aber wohl schon
wieder fortgenommen. Bon den Herren des Bureaus wurde
mir das bestätigt. Sch fand das Bild in einem halbdunklen
Nebenraum unter hundert anderen lagern. Meine Ueber-
raschung war natürlich groß. Sn den Bedingungen für
die Ausstellung war deren Dauer vom 2^. Februar bis
Ende April angegeben, ohne Einschränkung. Darnach durfte
man annehmen, daß die Kunstwerke sämtlich für die ganze
Zeit wirklich ausgestellt, nicht nach willkürlicher Wahl
zeitweise in einem dunklen Lagerraum aufgestapelt würden.
Man sagte mir nun, es ließe sich in Hannover nicht
so verfahren, wie z. B. in der Großen Berliner Ausstel-
lung, für welche pünklich eingeliefert werden müsse und
ein bleibendes Arrangement von vornherein festgestellt
werden könne. Sn Hannover kämen manche bedeutende
Sachen erst später an und müßten nachträglich eingereiht
werden; auch solle das Sntereffe an der Ausstellung durch
öftere Aenderungen besser erhalten werden. Auf meine
Entgegnung, daß man dies den Künstlern doch vorher
sagen müsse, da diesen vielleicht an Weitersendung ihrer
Werke mehr gelegen sein könne, als an der Lagerung im
Depot zu Hannover, wurde erwidert, daß man vielleicht
erwägen würde, ob künftig bei den Ausschreibungen ein
solcher Hinweis mit aufzunehmen sei. Auf meine weitere
Frage, an wen ich mich schriftlich wenden könne, um in
dieser Richtung zu wirken — es handle sich um keine
Klage gegen eine Person, sondern um eine prinzipielle
Sache —, hieß es, daß eine Eingabe keinen weiteren Er-
folg haben und nur im Sinne des Gehörten beantwortet
werden würde. Zugesagt wurde mir, daß mein Bild,
welches bis vor acht Tagen in der Ausstellung gehangen
habe, alsbald wieder herausgeholt werden solle.
Sch fand persönlich freundliches Entgegenkommen, aber
nicht das erwartete Verständnis für die Snter-
essen der Künstler im allgemeinen. Es handelt sich
hier um eine Gepflogenheit, welche man für unverfäng-
lich und selbstverständlich zu halten scheint. Der Wechsel
wird hauptsächlich mit den Werken auswärtiger Künstler
vorgenommen, nicht der einheimischen, welche das
Verschwinden ihrer Werke alsbald bemerken und Protest
erheben würden. —
Zurückgekehrt, lese ich nun in Shrem Blatte die Klage
des Herrn NeuhosftDüsseldorf. Der Einblick in das Depot
hat mich belehrt, daß noch mancher anderer Künstler über-
rascht gewesen sein würde, der eines Tages unangemeldet
gekommen wäre, um die Wirkung seines Werkes in der
Ausstellung zu studieren.
Nachträglich finde ich in Wetschs Kunstausstellungs-
kalender ;Y05 für Hannover folgende Notiz: Ausstellungs-
dauer eines einzelnen Kunstwerkes im allgemeinen für die
ganze Zeit (2H. Februar bis p Mai), oder nach vor-
angegangener Üebereinkunft mindestens vier
Wochen. Diese Notiz steht aber in den versandten An-
meldepapieren nicht. Würde sie gelten, dann dürfen die
übernommenen Kunstwerke um so weniger nach Belieben
von der Ausstellung zurückgezogen werden, wenn nicht
vorher eine besondere Uebereinkunft mit den betreffenden
Künstlern getroffen wurde. AD"
 
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