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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 4.1904/​1905

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Heft 34
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Die Kgl. Gemäldegalerie in Burghausen
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Die dritte deutsche Kunstgewerbeaustellung Dresden 1906
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https://doi.org/10.11588/diglit.42122#0462

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§58

Die Werkstatt der Aunst.

Heft

Sie wurden bei ihrer Ankunft in Burghausen gefirnißt und
gehen dadurch zu Grunde/ Die Behauptung ist doppelt
unrichtig: Denn erstens wurden sie nicht erst bei der Auf-
stellung in Burghausen, sondern anläßlich der Restauration
in dem in weitesten Kreisen mit Recht geschätzten Atelier der
alten Pinakothek gefirnißt und zweitens ruiniert ein fach-
kundiges Firnissen taub gewordener Bilder, womit ein Restau-
rations-Atelier vertraut sein muß, die Gemälde nicht, son-
dern konserviert sie. Das Abblättern der Farbe ist
leider an der Mehrzahl der alten Bilder zu konstatieren und
außer Zusammenhang mit dem Firnis, sondern um-
gekehrt, vom Grund ausgehend. Die Klage des Kri-
tikus aber, ,daß es leider gerade künstlerisch höher stehende
Leistungen sind, die dadurch dem verderben geweiht sind/
wird spaßhaft durch die Exemplifizierung: Denn es werden
hierfür die zwei Schlachtenbilder von Falcone und ein Schul-
bild von Earacci hervorgehoben.
Ucbrigens bedarf es der Anregung des Galeriedieners
Passer keineswegs, um Schäden zu beheben. Der Unterzeichnete
Galerievorstand ist seit der Gründung der Galerie fast jedes
Jahr in Burghausen gewesen, ausschließlich mit der Galerie
beschäftigt, und hat erst in der vergangenen Woche nach Ostern
vier Tage nur in der Galerie verbracht, um nach dem Rechten
zu sehen. Im vergangenen Jahre arbeitete einer unserer Re-
stauratoren eine Woche lang an Ort und Stelle und wird
seine Arbeit in diesem Sommer fortsetzen. Kurz, die Galerie
wird keineswegs vernachlässigt, wenn auch bei einem Vorrat
von 8000 alten Gemälden im Staatsbesitz nicht jeden Augen-
blick eine von unseren fünf Restauratorenkräften verfügbar ist.
Ls wird dann behauptet, daß die Bilder uur nach
Metermaß, Iahrzahl und Symmetrie' hängen. Gewiß können
diese drei Gesichtspunke bei Anordnung einer Galerie nicht
belanglos sein; mit dem Raum wird jeder vernünftige rechnen,
mit der zeitlichen und soweit möglich mit der örtlichen Ord-
nung wenigstens jeder Kunsthistoriker, der auch dafür des
Dankes des belehrten großen Publikums gewiß sein kann.
Dagegen spricht aber ein Künstler, der, wie es scheint, dem
für ihn felbst verhängnisvollen Grundsatz huldigt, daß Kunst
und Kunstsammlungen nur für den Künstler da feien, und
daß der misera pleds der Laienwelt und der Belehrung und
Befriedigung derselben keine Rücksicht gebühre. Der gebildete
Laie wird aber auch mit Recht verlangen, daß die Einrich-
tung einer Galerie im Gegensatz zu dem wechselnden Kunter-
bunt eines Ateliers einer normalen, wenn auch etwas ge-
drängten Wandausstattung entspricht, und daß nicht deshalb,
weil die Fensterwand wie die der Fensterseite gegenüberliegende
wand, den Gemälden minder günstig, diese unbehängt
bleiben, ganze Säle aber, weil sie, wie dies bei den drei
größten der Burghauser Galerie der Fall, an drei Seiten
Fenster haben, überhaupt leer gelassen werden. Im ganzen
sind die besseren Werke in unterer Reihe und in bestmöglichem
Licht, soweit dies die nationalen Gruppen und der üble Um-
stand, daß die drei Etagen zu verschiedenen Zeiten eingerichtet
werden mußten, ermöglichte. Mit der Bezeichnung ,Schwarten'
darf aber derjenige nicht herumwerfen, der die beiden Falcone
oder ein recht mäßiges Stück der Bologneser Schule zu den
perlen rechnet und einen Melchior und Gillis pondekoeter
zu verwechseln scheint. Den wert eines Bildes weiß ein
Kunsthistoriker eben auch zu schätzen, wenn aber auch gelegent-
lich ein Bild, für den Laien ohne Belang, für einzelne Kunst-
freunde dagegen von speziellem Interesse, herabgenommen und
in besseres Licht gebracht werden muß, so geschieht dies in
allen Galerien. Man verlange uur nicht, daß die Bilder den
Interessenten ins potcl gebracht werden, oder daß man für
jeden einzelnen nach dessen Geschmack hängt.
Auch die Forderung, weitere Räume zu den vorhandenen
elf zum Teil sehr großen Galeriesälen zu schaffen, erscheint
unmotiviert, und wird weder die Direktion aus administra-
tiven und Sicherheitsgründen eine solche Verzettelung befür-
worten, noch würde die Staatsregierung den betreffenden Auf-
wand erwirken. Opfer und Nachteile wären in der Tat auch
größer als der Gewinn. Gerade die räumliche Geschlossenheit
des Muscumstraktes ist von einer gewissen Schönheit und
Zweckmäßigkeit.

wenn dann der Kritiker gegen die pastellreihe der baye-
rischen Fürsten, die übrigens als künstlerisch minderwertig im
Fürstensaal ganz oben als Fries angebracht ist, eifert, und
verlangt, daß man diese -Kitsche' (die Serie wurde für die
perzog Max-Burg in München gemacht!) verbrenne, so klingt
das ein wenig roh für den auswärtigen Gast, der, in Bayern
ausgenommen, die Bildnisse der Landesfürsten nicht zum Feuer-
tode verurteilen sollte, würde er wohl ein ähnliches Verdikt
den Landesfürsten seines eigenen Vaterlandes gegenüber aus-
zusprechen wagen? Für die Anbringung der Serie war aller-
dings außer der dekorativen Wirkung des Frieses die Rück-
sicht auf die Burghauser Jugend maßgebend, welche dadurch
etwas Vaterlandsgeschichte im Bilde erhielt und die von der
Schule her bekannten Fürsten und Fürstinnen auch von An-
gesicht kennen lernen sollte.
Für die nachsichtige Schlußbemerkung aber, -daß man
an maßgebender Stelle nicht begreifen könne, daß eine Galerie
anders als eine Briefmarkensammlung eingerichtet werden
müsse', sagt der alte Galeriedirektor dem feinfühligen Rezen-
senten noch seinen persönlichen Dank." ^ ^ ^der
Die dritte deutsche Runstgexverbe-
ausstellung Dresden 1906
wird am (2.Wai sftOS eröffnet und Zs. Oktober O06
geschloffen. Wir heben aus dem uns in der Ge-
schäftsordnung vorliegenden allgemeinen jIro-
gramm und den Ausstellungsbedingungen die
nachstehenden Punkte hervor:
Es werden folgende Ausschüsse gebildet: Für bildende
Kunst, Raumkunst, kirchliche Kunst, Volkskunst, Techniken,
Schulen, kunsthandwerkliche Einzelerzeugnisse, kuustindustrielle
Vorbilder, Kunstindustrie nach Materialgruppen, kunstindu-
strielle Maschinen und Werkstätten; ferner ein Finanz-, Drga-
nisations-, Bau-, preß- und Festausschuß.
Bis jetzt haben folgende perren das Amt eines Arbeits-
kommissars übernommen: Prof. Behrens, Düsseldorf; Stadt-
bauamtmann M. Bertsch, München; Direktor Prof. Brinck-
mann, pamburg; Direktor Prof. Dettmann, Königsberg; Prof.
Grenander, Berlin; Direktor vr. Graul, Leipzig; Vr. paug,
Sekretär der Pandelskammer, Straßburg i. E.; Direktor Prof,
poffacker, Karlsruhe; Direktor pögg, Bremen; Graf parry
Keßler, Weimar; Prof. F. A. O, Krüger, München; Direktor
vr. Lehmann, Altona; Architekt Albin Müller, Magdeburg;
Prof. Olbrich, Darmstadt; Prof, pankok, Stuttgart; Direktor
Prof. Pölzig, Breslau; Direktor Prof. Seliger, Leipzig.
Für hervorragende Leistungen innerhalb des Äusstel«
lungs-programmes werden folgende Auszeichnungen er-
teilt: ;. Ehrendiplome als höchste Auszeichnung für Leistungen,
welche eine besondere Förderung deutscher Kulturarbeit be-
deuten; 2. Medaillen oder Plaketten für hervorragende Ar-
beiten oder Gruppenausstellungen; z. Mitarbeiterdiplome. Die
Zuerkennung der Auszeichnungen erfolgt durch ein Preis-
gericht, über dessen Zusammensetzung und Geschäftsordnung
sich das Direktorium besondere Bestimmungen vorbehält.
Ausstellungsbedingungen. Aussteller kann nur der
Urheber des Entwurfs oder die in eigenen Werkstätten aus-
führende Firma sein oder beide zugleich. Eine Ausnahme hier-
von machen die Abteilungen 1l II 2. und III ; des speziellen
Programms (siehe die hierfür vorliegende besondere Drucksache).
In allen Fällen sind sowohl der Entwerfende als der Aus-
führende zu nennen. Mehr als drei von der gleichen Persön-
lichkeit entworfene Innenräume sollen innerhalb des Aus-
stellungsgebäudes nicht zngelasfen werden. Ueber die Zulassung
von Ausstellungsgegenständen entscheiden die für die jeweiligen
Landesteile bevollmächtigten Arbeitskommissare, bei Gruppen
allgemeinen Charakters die Vorsitzenden der betreffenden Fach-
ausschüsse. Für Sachsen, ausgenommen Leipzig, sind die An-
meldungen an die Vorsitzenden der Fachausschüsse zu richten,
die Entscheidung liegt bei den hierfür eingesetzten Fachaus-
 
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