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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 4.1904/​1905

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Heft 4
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Hollenberg, Felix: Zur Reform der Allgemeinen Deutschen Kunstgenossenschaft, [8]
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Otto, Fr.: Nordwestdeutsche Kunstausstellung in Oldenburg i Gr. 1905
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https://doi.org/10.11588/diglit.42122#0055

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Heft 4-

Die Werkstatt der Kunst.


zu gelangen, der nur bei einer größeren Delegierten-
versammlung zur Aeußerung kommen wird und
der die sicherste Gewähr für ein frisch pulsieren-
des Leben in der Genossenschaft bildet, darf nicht
durch zu eng gefaßte Bestimmungen unterbunden
werden.
Ja, es wäre entschieden zu erwägen, ob man
nicht zu der Gepflogenheit zurückkehren könne, die
in den ersten 22 Lebensjahren der Genossenschaft
sich gut bewährt hat, nämlich Plenarversamm-
lungen der deutschen Künstlerschaft abzuhalten,
wenn auch diese Plenarversammlungen, die den
Charakter von deutschen Künstlertagen be-
kommen würden, nur in längeren Zwischenräumen
abgehalten werden. Weines Erachtens ist das Auf-
tauchen der partikularistischen Strömungen und der
Kirchturmspolitik in der Genossenschaft, seit Beginn
der 70 erfahre, fast ausschließlich daraus zurück-
zuführen, daß mit dem Aushören der Plenar-
versammlungen H868) die engere Verbin-
dung und das gegenseitige Verständnis unter
den einzelnen Kunstzentren verloren ging.
Es würde genügen, diese Künstlertage etwa
alle vier Jahre, abwechselnd in den verschiedenen
deutschen Kunststädten, abzuhalten und man wäre
dann in der Lage, diesen Künstlertagen noch eine
weitere Anziehungskraft dadurch zu verleihen, daß
man gleichzeitig mit ihnen in dem Versammlungs-
ort eine deulschnatwnale Kunstausstellung seitens
der Genossenschaft veranstaltete. Damit würde sich
zugleich auch eine Gesundung der Ausstellungs-
verhältnisse anbahnen lassen, denn auf dem Gebiet
der deutschnationalen Ausstellungen, auf dem die
Allgemeine Deutsche Kunstgenossenschaft in den ersten
Zähren ihres Bestehens so unbestreitbare Erfolge
errungen hat — es braucht hier nur an die Aus-
stellung in München f858 erinnert zu werden —,
ist sehr, sehr viel versäumt worden.
Wenn man nur die wenigen Seiten liest, die
Deiters in seiner Geschichte der Allgemeinen Deut-
schen Kunstgenossenschaft dieser Zeit widmet, fühlt
man sofort, daß damals eine Begeisterung die All-
gemeinheit der deutschen Künstler erfüllte, ein Geist
der Einheit sie alle beseelte, der wie ein Frühlings-
Hauch alles belebte, und man hat nur den einen
lebhaften Wunsch, statt der fortgesetzten Nörgeleien
und Streitigkeiten von heute, solche Tage in der deut-
schen Künstlerschaft wieder zu erleben.
Von einer Zusammengehörigkeit aller

deutscher Künstler ist leider heute keine Rede
mehr. Das muß wieder besser werden.
Ich bin der letzte, der Gegner einer inter-
nationalen Solidarität der Künstler ist, wohl-
gemerkt: Solidarität! Die Zustände, die heute herr-
schen, daß wir zu den Kunstausstellungen in Deutsch-
land, die ja fast alle einen internationalen Cha-
rakter tragen, die Ausländer unter Gewährung der
größten Vorteile zusammenholen, ihnen Verkäufe
garantieren und nicht die allermindeste Gegenleistung
weder verlangen noch erhalten, diese Zustände sind
geradezu eine Gefahr für die Existenz der deutschen
Künstler geworden, um so inehr, als die Qualität
der ausgestellten ausländischen Bilder durch die
Häufigkeit der internationalen Ausstellungen sehr-
nachgelassen hat. Man kocht eben im Ausland
auch nur mit Wasser. Die beglückende Tatsache,
daß die Leiter solcher internationalen Ausstellungen
oft einige hübsche ausländische Orden bekommen —
eine Tatsache, die einen künstlerisch Gebildeten um
so mehr freuen muß, weil ja die ausländischen
Orden kunstgewerblich entschieden höher stehen als
die deutschen —, kann über die enormen Schädi-
gungen der deutschen Künstler, durch die Vorführung
„internationaler Ladenhüter", nicht wegtäuschen.
Dem Ehrgeiz Einzelner darf nicht alles ge-
opfert werden. Bei dem gegenwärtigen Entwick-
lungsstadium des sozialen Empfindens in der deut-
schen Künstlerschaft sind wir für internationale Soli-
darität noch nicht reif. Das ist noch Zukunftsmusik.
Hür uns ist die Nächstliegende und wichtigste Auf-
gabe eine enge Solidarität unter den deutschen
Künstlern herbeizuführen. Wir müssen wieder lernen
uns gegenseitig zu verstehen, Toleranz zu üben gegen
unsere verschiedenen Anschauungen, das zu betonen,
was uns einigt, nicht das Nebensächliche, was uns
trennt. Auf diesen Standpunkt aber kommen wir
am sichersten und besten, wenn wir die Wahrung
unserer gemeinsamen Interessen, die für alle gleich
sind, solidarisch in die Hand nehmen.
Kelix Hollenberg.
NorÄnestäeutscbe Kunstausstellung
in Oldenburg i. Gr. 1905.
Aus Heiligenberg, bei Vilsen, wird uns geschrieben:
Im Jahre ;Y05, Juni bis August, findet in Olden-
burg i. Gr., verbunden mit einer Landes-, Gewerbe- und In-
dustrie-Ausstellung, eine Nordwestdeutsche Kunstausstellung statt.
Die Oldenburger Künstler sahen sich veranlaßt, Einfluß
aus die Gestaltung der Kunstausstellung ^905 zu gewinnen
 
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