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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 4.1904/​1905

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Heft 6
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Die Gründung des Künstlerverbands deutscher Bildhauer
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https://doi.org/10.11588/diglit.42122#0081

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Interessen der M
dendenNwnttler.

Reclakleur: Ernst Eloss.

IV. Jakrg. ^ I)elt 6. * Oov. 1904.

Oie Gründung ctes HünstlerverbancLs cteutscker kilclkauer.

Am 29. Oktober wurde im Aünstlerhause in
Berlin auf einem Delegiertentage der lokalen Bild-
hauervereine der Verband unter dem oben bezeich-
nten Titel begründet. (Näheres siehe Seite 78.)
Die Bildhauer sind, was ihre Zahl betrifft,
nur ein verhältnismäßig kleiner Teil der deutschen
bildenden Aünstlerschaft. Trotzdem ist diese Grün-
dung hochbedeutsam.
Denn wenn es noch eines Beweises dafür be-
durft hätte, daß die bisherige Organisation der All-
gemeinen Deutschen Aunstgenossenschaft eine unge-
nügende war, wenn es noch nötig gewesen wäre,
darzutun, daß in den weitesten Areisen der deut-
schen Aünstlerschaft das Bedürfnis nach einer wirt-
schaftlichen Organisation, nach einer wirtschaft-
lichen Interessengemeinschaft sich unabweis-
bar geltend macht, nach baldigster Erfüllung
drängt, hier wäre der Beweis erbracht, das Be-
dürfnis nachgewiesen.
Wenn die deutschen Bildhauer innerhalb der
jetzigen Organisation der Allgemeinen Deutschen
Aunstgenossenschaft ihre wirtschaftlichen Interessen
vertreten, gewahrt und geschützt gesehen hätten, so
wäre dieser neue Verband, weil überflüssig, nicht
gegründet worden. So aber fanden die Bildhauer
eine Notwendigkeit vor, ihre Interessen in einem
eigenen Verbände zu verfolgen.
Hast zu gleicher Zeit tagte in Stuttgart eine
Aonferenz von Delegierten südwestdeutscher Lokal-
vereine der Allgemeinen Deutschen Aunstgenossen-

schaft. Aus München war ein Vorstandsmitglied
des Lokalvereins I, ff>err Scholz, nichtoffiziell an-
wesend. Ein Vertreter Düsseldorfs war im letzten
Moment am Erscheinen verhindert. Außer Stutt-
gart waren Aarlsruhe I und II, sowie Frankfurt
vertreten. Von Darmstadt darf man wohl an-
nehmen, daß es, wie die vertretenen Lokalgenossen-
schaften überhaupt, mit den Hauptpunkten der
Stuttgarter Resolution (mitgeteilt unter „Aus Aünst-
ler-Vereinen" in k)eft 5 der „Werkstatt der Aunst")
einverstanden ist.
In der Betonung der Notwendigkeit wirt-
schaftlicher Maßnahmen geht die Berliner Aktion
parallel mit der Stuttgarter. Merkwürdigerweise
ist man beiderseits ohne Fühlung miteinander vor-
gegangen. Skeptiker und Ironiker könnten auch
sagen: Es war nicht merkwürdig, sondern charak-
teristisch, typisch für die „Einigkeit" in der deutschen
Aünstlerschaft. Aber einerlei: Gerade dieser Va-
rallelismus der Aktion zeigt, wornach die Aünstler-
schaft verlangt, wohin der Zug der Zeit, nein,
nicht der berühmte „Zug", sondern die eherne
Notwendigkeit treibt.
Es ist zu wünschen und sehnlichst zu hoffen,
daß das in Stuttgart und Berlin am 28. und
29. Oktober begonnene Werk in gegenseitiger
Fühlung und nicht minder in Fühlung mit dem
L)auptvorstand in Dresden, der ja an den
Mängeln der bisherigen Organisation unschuldig
ist, fortgesetzt werde.
 
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